Das Projekt „Bomben gegen Minderheiten“ soll junge Menschen zum kritischen Denken anregen. In Workshops wird dabei auch das Attentat von Oberwart aufgearbeitet.
Josef Simon, Karl Horvath, Erwin Horvath und Peter Sarközi - Angehörige der Volksgruppe der Roma - wurden in der Nacht auf den 5. Februar 1995 in Oberwart beim Versuch, eine Tafel mit der Inschrift „Roma zurück nach Indien“ zu entfernen, durch eine Sprengfalle getötet. Der folgenschwere Anschlag, der ganz Österreich erschütterte, war der letzte einer Bombenserie in den 90er-Jahren, durch die weitere 15 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden und der traurige Höhepunkt. Die „Causa Briefbomben“ war aber auch eine der aufsehenerregendsten und aufwendigsten Kriminalfälle in der Geschichte des Landes.
30 Jahre nach dem größten innenpolitisch motivierten Gewaltakt der Zweiten Republik, für die sich die selbst ernannte Bajuwarische Befreiungsarmee mit Franz Fuchs verantwortlich zeigte, arbeitet die Initiative Minderheiten in Kooperation mit der Roma Volkshochschule Burgenland an einer dokumentarischen Ausstellung zum Thema Extremismus gegen Minderheiten. „Damit wollen wir einerseits das historische Wissen zur Brief- und Rohrbombenserie und ihren Opfern vermitteln und andererseits das politisch-gesellschaftliche Klima der 90er-Jahre veranschaulichen und seine Folgen für die direkt betroffenen Minderheitencommunitys aufzeigen“, erklärt Melinda Tamás von der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Parallelen zu heute
Ganz bewusst führt das Projekt, welches im Zweisprachigen Gymnasium (ZBG) Oberwart Halt gemacht hat, durch die Themen Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus, Privilegien, Umgang miteinander, Zivilcourage und Solidarität. „Wir wollen auch den Zusammenhang zwischen dem historischen Wissen aufarbeiten und klären, ob es Parallelen zu heute gibt“, erklärt Tamás. Stattgefunden hat das anhand von Workshops, wo die Jugendlichen Ausstellungsstücke hergestellt haben.
Erinnerungsarbeit für das öffentliche Interesse
„In der Arbeit, die wir für Volksgruppen machen, wird bewusst das Miteinander gelebt. Bei uns geht es darum, Verständnis für andere zu schaffen“, so Direktorin Iris Zsoter. Wie wichtig die Erinnerungsarbeit für das öffentliche Interesse ist, betont auch Horst Horvath von der Roma VHS.
Gezeigt wird die Ausstellung an drei Schauplätzen des Terrors
Nach der Eröffnung im April im Volkskundemuseum Wien wandert sie im September ins „kärnten.museum“ und wird schließlich im Feber 2025 - zum 30. Gedenkjahr des Mordes an vier Roma - im Offenen Haus Oberwart gezeigt.
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