Campi Flegrei aktiv

„Tote durch Panik“: Sorge vor Italiens Supervulkan

Ausland
17.01.2024 12:30

In der Nähe von Neapel in Süditalien gibt es ein gefährliches Gebiet, das als Supervulkan eingestuft wird: die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei). In den vergangenen Monaten hat der Boden in der Region stärker gebebt als sonst. Einige Anwohner sind beunruhigt, Wissenschaftler sind alarmiert. Da die Region sehr dicht besiedelt ist, würde eine Evakuierung der Bevölkerung Probleme mit sich bringen. „Man kann damit rechnen, dass selbst eine verfehlte Warnung wahrscheinlich zu mehreren Todesfällen durch die Panik führen würde“, warnt der österreichische Geologe Robert Supper von GeoSphere Austria.

Die Campi Flegrei (Phlegräische Felder - griechisch für „brennend“) liegen etwa 20 Kilometer von Neapel entfernt. Hier befinden sich dicht besiedelte Städte wie Pozzuoli, Agnano und Bacoli, die zusammen mehr als 500.000 Einwohner zählen. Ende September wurde das Gebiet von einem Erdbeben der Stärke 4,2 erschüttert. In den letzten 15 Jahren hat sich die Erdoberfläche bei den Campi Flegrei um fast einen Meter angehoben.

Gebiet mit 24 Kratern übersät
Das Gebiet ist mit 24 Kratern übersät und ein viel größerer Vulkan als der nahe gelegene Vesuv, der 79 n. Chr. die antike römische Stadt Pompeji zerstörte. Bei einem Ausbruch bei den Campi Flegrei würde Lava aus dem Boden direkt unter den Gebäuden austreten. „Die Region ist hier sehr dicht besiedelt. Die Chancen, rechtzeitig zu evakuieren, ist deshalb eine schwierige Sache“, betonte Supper am Mittwoch im Ö1-„Morgenjournal“.

„Es ist Vorsicht angesagt“
Und er fügte hinzu: „Man kann damit rechnen, dass es allein durch eine Warnung schon zu großen Schwierigkeiten kommen kann. An Wochenenden ist die Autobahn schon vollkommen blockiert, weil alle auf den Strand wollen. Schon eine verfehlte Warnung wird wahrscheinlich zu mehreren Todesfällen durch die Panik führen. Es ist also Vorsicht angesagt.“ Die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch sei zwar relativ gering, aber der Vulkan sei derzeit aktiver und die Vulkanologen würden die Situation genau beobachten.

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An Wochenenden ist die Autobahn schon vollkommen blockiert, weil alle auf den Strand wollen. Schon eine verfehlte Warnung wird wahrscheinlich zu mehreren Todesfällen durch die Panik führen.

Robert Supper, Geologe von GeoSphere Austria

Evakuierungen „extreme Notwendigkeit“
Der italienische Minister für Katastrophenschutz, Nello Musumeci, sagte bereits im vergangenen Oktober, dass Evakuierungen nur im Falle einer „extremen Notwendigkeit“ durchgeführt werden würden. Das Kabinett will den lokalen Katastrophenschutzbehörden mehr Mittel zur Verfügung stellen, damit sie im Notfall schnell eingreifen können, und eine Kommunikationskampagne finanzieren, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, so Musumeci.

Krankenhäuser begannen Evakuierungstests
Lokale Medien berichteten, dass eine Gruppe von Krankenhäusern der Region mit Evakuierungstests begonnen habe, um sicherzustellen, dass sie auf stärkere Beben oder Eruptionen vorbereitet ist. Das letzte Mal, dass die Campi Flegrei von einer vergleichbaren Anzahl von Erdbeben heimgesucht wurden, war in den 1980er-Jahren. Damals wurden etwa 40.000 Menschen aus dem nahe gelegenen Pozzuoli vorübergehend in Sicherheit gebracht.

Rauch im vergangenen Oktiober auf den Campi Flegrei (Phlegräische Felder), einer vulkanischen Region in der Nähe von Neapel. (Bild: AFP)
Rauch im vergangenen Oktiober auf den Campi Flegrei (Phlegräische Felder), einer vulkanischen Region in der Nähe von Neapel.

Der letzte große Vulkan-Ausbruch bei den Campi Flegrei fand 1538 statt. Einer der größten Ausbrüche der Geschichte fand vor 39.000 Jahren statt und könnte zum Aussterben des Neandertalers geführt haben, so die Meinung einiger Forscher. Das Magma dieses Ausbruchs wurde in Grönland gefunden, etwa 4500 Kilometer entfernt.

Warnung vor Vulkantourismus
Trotz des beeindruckenden Naturschauspiels warnte Supper vor einer Art Vulkantourismus. „Die Sache ist zu gefährlich. Man hat vor allem bei kleinen Ausbrüchen immer das Problem, dass hauptsächlich jene Personen, die touristisch unterwegs sind, sehr gefährdet sind und auch dadurch sehr viele Todesfälle verursacht werden. Auch durch giftige Dämpfe. Das ist eine Sache, die die Touristen meist nicht unter Kontrolle haben und auch nicht riechen.“

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