Pinselohr und Fellnase

Zwei ausgestorbene Tierrassen wieder heimisch

Vorarlberg
17.01.2024 12:52

Sie sind äußerst scheu, streng geschützt und galten bis vor Kurzem noch als ausgestorben, nun aber siedeln sie sich wieder an: Die Rede ist von Luchs und Wildkatze. Ein Monitoring-Projekt brachte den sicheren Nachweis.

Das freut nicht nur Zoologen: In Vorarlbergs Wäldern sind wieder Luchse und Wildkatzen unterwegs. Beide galten als im westlichsten Bundesland ausgestorben. Im Rahmen eines Monitoring-Projekts im Auftrag des Landes wurde nun das Vorkommen beider Arten nachgewiesen. Im Fall der Wildkatze gilt das sogar als naturkundliche Sensation, für sie gab es bisher nur prähistorische Nachweise im Land. Zudem handelt es sich bei den Wildkatzen-Exemplaren um natürlich zurückgekehrte Tiere, nicht etwa um vom Menschen angesiedelte.

Für das Monitoring der seltenen und streng geschützten Vierbeiner wurden in Zusammenarbeit mit Vorarlbergs Jägern Fotofallen und Lockstöcke, also Holzpflöcke mit für Katzen anziehendem Duftstoffen - aufgestellt. Die gesammelten Nachweise wurden nun über zwei Jahre ausgewertet.

Wildkatzen sidn extrem scheu. Ihr Aussehen erinnert an das vieler Hauskatzen. (Bild: Daniel Leisisng)
Wildkatzen sidn extrem scheu. Ihr Aussehen erinnert an das vieler Hauskatzen.

Während Luchse mittels Fotos erfasst und über ihr Fellmuster individuell identifiziert werden können, werden Wildkatzen über gesammelte Haare aus ihrem Fell und eine genetische Analyse nachgewiesen. Das ist für eine eindeutige Bestimmung notwendig, da die Europäische Wildkatze und Hauskatzen optisch nicht immer sicher zu unterscheiden sind.

Unauffälliges Aussehen
Im Frühjahr 2022 konnte schließlich zum ersten Mal eine Wildkatze in Vorarlberg nachgewiesen werden. Insgesamt wurden in den vergangenen beiden Jahren drei verschiedene Exemplare bestätigt. Dies sind somit die ersten gesicherten genetischen Nachweise frei lebender Wildkatzen in Vorarlberg. Die Europäische Wildkatze ist eine der seltensten und unbekanntesten heimischen Säugetierarten. Der Wissensstand über das Tier in Österreich ist dürftig, einerseits, weil es im Verborgenen lebt, andererseits wohl auch deshalb, weil es so unauffällig aussieht.

Auch Jungtiere nachgewiesen
Im Gegensatz zur Wildkatze ist der Luchs mit seinen Pinselohren, dem auffälligen Backenbart und dem gefleckten Fell eindeutig zu erkennen. Allerdings ist er genauso scheu wie die Wildkatze. Das Luchs-Monitoring zeigt, dass sich das Tier langsam wieder in Vorarlberg etabliert. Vor allem sind die Luchse im Rätikon bis ins Montafon unterwegs, außerdem gibt es im Mellental im Bregenzerwald regelmäßig Luchsnachweise. Auch aus dem Klostertal, das nicht im Monitoring-Gebiet des Projekts liegt, wurden Nachweise gemeldet. In den Jahren 2022 und 2023 wurden in den Monitoring-Gebieten insgesamt sieben verschiedene Luchse nachgewiesen. Auch zwei Jungtiere von zwei verschiedenen Muttertieren konnten festgestellt werden.

Einwanderer aus der Schweiz
Die Vorarlberger Luchse entstammen einer Population aus der Nordostschweiz, wo ab 2001 Luchse wiederangesiedelt wurden. In Vorarlberg befindet sich der östliche Ausbreitungsrand dieser Population. Der Bestand ist daher von großer Bedeutung für die weitere Verbreitung und die zukünftige Vernetzung des Luchses mit Populationen in anderen Regionen.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
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