Im Vorjahr mussten in der Steiermark 98 Baufirmen Insolvenz anmelden, und auch heuer bleiben viele Auftragsbücher leer. Das trübt auch die Stimmung beim Auftakt der Häuslbauermesse in Graz.
„Kränk’ di net!“ Jazz Gitti trällert zur heutigen Eröffnung der Häuslbauer-Messe in Graz. Und der eingangs erwähnte Titel eines ihrer Songs ist ziemlich passend zur aktuellen Situation in der steirischen Bau- und Immobilienbranche. Wobei es da für knapp 100 Betriebe „eh schon zu spät ist“, wie es im Lied weiter heißt. Im Vorjahr mussten nämlich laut AKV 98 Bauunternehmen in unserem Bundesland Konkurs anmelden.
Wer kann sich noch ein Haus leisten?
Die Veranstalter und mehr als 350 Aussteller der Messe hoffen auf rund 35.000 Besucher. Allerdings muss man sich bei den heutigen Rahmenbedingungen (allgemeine Teuerungen, KIM-Verordnung, Zins-Hoch) die Frage stellen, wer sich im Moment überhaupt noch ein Eigenheim leisten will und kann. Die Auftragsbücher vieler Firmen sind für das heurige Jahr beängstigend leer.
„Auch für uns war das letzte Jahr sehr herausfordernd. Wir haben im Neubaubereich einen teils eklatanten Rückgang verzeichnen müssen“, spricht Christian Huber, Vertriebsleiter von Gaulhofer, Klartext. Der Fensterspezialist aus Übelbach hat deshalb im Vorjahr auch 35 Stellen abbauen müssen.
Sanierungen als Lichtblick
„Wir haben aber reagiert und unsere Vertriebspartner zu Sanierungsprofis zertifizieren lassen. Jetzt hat die Regierung die Sanierungsoffensive auf Fenster ausgeweitet und teils verdreifacht - das ist natürlich wichtig für die gesamte Branche.“ Das Geschäft muss jetzt nämlich wieder anspringen. Gaulhofer und andere Fensteranbieter hoffen dies, mit aktuell besonders attraktiven Aktionen zu beschleunigen.
Kohlbacher baut kaum noch in Graz
Von den Fenstern über das Dach bis zu den Baufirmen selbst - quasi die gesamte Branche schloss das Vorjahr mit einem dicken Minus ab. „Bei uns bewegt sich der Rückgang im niedrigen zweistelligen Bereich. Vor allem im hochpreisigen Segment ist die Nachfrage stark zurückgegangen“, bilanziert auch Bernd Kohlbacher, Eigentümer des gleichnamigen Bauunternehmens aus Langenwang.
„Vor allem im hochpreisigen Segment ist die Nachfrage stark zurückgegangen“
Bernd Kohlbacher
Im Gegensatz zu anderen Unternehmen hat man allerdings noch Projekte in der Pipeline - so startet man im ersten Quartal heuer gleich neun Bauvorhaben. „Allerdings außerhalb von Graz“, stellt Kohlbacher klar. „Wir sind derzeit nicht in Gemeinden aktiv, die Zuzug in den letzten Jahren verhindert und durch Widmungsstopps zur Erhöhung der Grundstückspreise erheblich beigetragen haben.“ Deshalb konzentriert man sich nun aufs Mürztal, Murtal und kleine Gemeinden an der Peripherie.
Immobilien weiter attraktiv für Anleger
Doch es gibt auch gute Nachrichten aus der Branche: So blieb der erwartete Preissturz bei Immobilien bislang aus. „Der Rückgang beträgt in der Steiermark zwischen 7 und 15 Prozent. Immobilien sind also weiter eine sehr wertstabile Anlageform“, sagt Andreas Glettler, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien. Auch die Lieferschwierigkeiten bei Materialien seien inzwischen Schnee von gestern. „Bauleistungen sind aktuell ebenfalls wieder rasch verfügbar. Wenn man bauen möchte, kann man das im Moment also auch zeitnah tun“, stellt Glettler klar.
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