NATO simuliert Angriff
Putin abwehren: Großmanöver mit 90.000 Soldaten
Die NATO hat sich lange mit Großmanövern an der Ostflanke zurückgehalten. Jetzt steht mit „Steadfast Defender “ die größte Übung seit Ende des Kalten Krieges bevor. Zur Abschreckung Russlands werden rund 90.000 Soldaten mobilisiert.
Hintergrund der Übung ist insbesondere Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das NATO-Partnerland kämpft seit fast zwei Jahren mit massiver Militärhilfe vor allem aus den NATO-Staaten gegen russische Invasoren.
Start im Februar
Trainiert werden soll zwischen Februar und Juni insbesondere die Alarmierung und Verlegung von nationalen und multinationalen Landstreitkräften. „Die Allianz wird ihre Fähigkeit demonstrieren, den euro-atlantischen Raum durch eine Verlegung von US-Truppen zu verstärken“, sagte NATO-Kommandeur Chris Cavoli am Donnerstag. Die Soldaten kämen aus NATO-Staaten und Schweden.
Zum EInsatz kommen sollen auch 50 Kriegsschiffe, Hunderte Kampfjets und drei Flugzeugträger-Gruppen der USA auf, um ein deutliches Signal zu senden.
Russischer Angriff auf alliiertes Territorium wird geprobt
Szenario des Großmanövers (Schwerpunkte in Deutschland, Polen und dem Baltikum) ist ein russischer Angriff auf alliiertes Territorium, der zum Ausrufen des sogenannten Bündnisfalls nach Artikel 5 des NATO-Vertrags führt. Letzterer regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird. Der gesamte Übungsraum erstreckt sich von Norwegen bis nach Rumänien.
Die Allianz wird ihre Fähigkeit demonstrieren, den euro-atlantischen Raum durch eine Verlegung von US-Truppen zu verstärken.
NATO-Kommandeur Chris Cavoli
Polen im Fokus des Großmanövers
Laut „Daily Mail“, will allein Großbritannien 20.000 Soldaten zu diesem Einsatz schicken. Daneben senden die Briten einen der beiden neuen Flugzeugträger der Royal Navy, acht Kriegsschiffe und F-35-Kampfjets. Dabei steht neben Deutschland besonders der Frontstaat Polen im Fokus, der an das russlandtreue Belarus grenzt. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs gewinnt das Land für das nordatlantische Verteidigungsbündnis rasant an Bedeutung.
Für Übung 2018 wurden 51.000 Soldaten mobilisiert
Die bisher größte NATO-Übung seit dem Ende des Kalten Krieges war 2018 mit Schwerpunkt in Norwegen organisiert worden. An ihr waren rund 51.000 Soldaten beteiligt. Die letzten NATO-Manöver, die größer waren als die nun geplante Übung, fanden vor der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 statt. Damals gab es unter anderem noch die Manöverreihe „Return of Forces to Germany“ (Rückkehr von Streitkräften nach Deutschland). An ihr waren 1988 beispielsweise rund 125.000 Soldaten beteiligt.
„Russland bleibt unkalkulierbare Bedrohung“
Cavoli,erklärte, dass Russland „eine gewaltige und unkalkulierbare Bedrohung“ bleibe. Dies gilt vor allem, wenn Putin aus dem Ukraine-Krieg siegreich hervorgehen sollte. Weil Russlands militärische Schlagkraft derzeit im Angriffskrieg auf die Ukraine gebunden ist, traut man Moskau einen Angriff auf die NATO derzeit nicht zu. Dazu fehlen die militärischen Mittel - abgesehen von einem Atomkrieg. Die längerfristige Perspektive wirkt allerdings bedrohlicher.
Der deutsche Politikwissenschaftler Fabian Hoffmann sprach auf der Nachrichtenplattform X (vormals Twitter) davon, dass Moskau über solche Szenarien bereits nachdenke. Dem müsse effektiv begegnet werden. Die NATO müsse auf einen Krieg mit Russland vorbereitet sein, so der Experte der Universität Oslo.
Schon in zwei bis drei Jahren könnte Hoffmann zufolge Putin das NATO-Gebiet ins Visier nehmen. Im ZDF-Interview empfahl der Sicherheitsexperte: „Europa muss Abschreckungsfähigkeit aufbauen.“
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