Bei der zahlungsunfähigen Signa Holding kommt nun auch der gut sortierte Weinkeller unter den Hammer. Signa-Gründer René Benko und sein Berater Alfred Gusenbauer sollten bereits 2008 edle Tropfen in ausgewählter Gesellschaft probieren.
Die große Versteigerung der Signa Holding auf der Plattform aurena.at ist seit Donnerstag um einige Raritäten reicher: Nach ledernen Mistkübeln und Klobürstenhaltern in gebürsteter Messingfarbe lässt der Sanierungsverwalter der Benko-Pleitefirma nun auch den gut sortierten Weinkeller des Signa-Sitzes in der Wiener Innenstadt unter den Online-Hammer kommen. Die Rufpreise starten bei 14 Euro pro Magnum-Flasche. Der Wein-Geschmack des Immobilienspekulanten und seiner Signa-Manager kann also durchaus als erlesen bezeichnet werden.
„Bordeaux-Legenden Abend“ mit einer Flasche aus 1894
Handverlesen gestalteten sich die Einladungslisten jener exklusiven Weinrunden, zu denen René Benko bereits im Jahr 2008 geladen war. Dort wurden edle Rebensäfte serviert, die heute unter Sammlern pro Flasche problemlos einen Rufpreis im Bereich mehrerer Tausend Euro erzielen können.
Ein Auszug aus einem „Bordeaux-Legenden Abend“ am 29. Mai 2008: Lafite Rothschild 1982, Latour 1959, Pichon Comtesse de Lalande 1982 sowie ein Chateau d’Yquem aus dem Jahr 1894.
Organisator der Verkostungen: der Wiener PR-Profi Wolfgang Rosam, der als „Falstaff“-Herausgeber auch den größten Weinverlag betreibt und für Finanzjongleur René Benko und seine Signa über viele Jahre immer wieder Kommunikations- und Lobbyingaktivitäten entwickelte. Zu den weiteren Teilnehmern der Verkostungen und Bewertungen zählten stets ausgesuchte Herren aus der Wirtschaft, unter ihnen Vorstände großer System- und Privatbanken.
„Abschiedsdegustation für unseren Bundeskanzler a.D.“
Im Jahr 2008 als Nummer 1 auf der Ladungsliste: Alfred Gusenbauer, bei der Runde am 29. Mai noch Kanzler, am 21. Dezember bereits Kanzler außer Dienst. In der Einladung an Benko, in der sich Rosam für dessen fixe Zusage zur Bordeaux-Raritäten-Verkostung bedankte, ist jedenfalls von einer kleinen „Abschiedsdegustation für unseren Bundeskanzler a.D. Alfred Gusenbauer“ die Rede.
Anstoßen auf die Zusammenarbeit?
Brisanz besitzt das Treffen im Dezember 2008, da Benko und sein späterer Millionen-Berater Gusenbauer ausgerechnet im Dezember 2008 den Grundstein ihrer Zusammenarbeit legten. Am 2. Dezember 2008 hatte Gusenbauer bekanntlich den Ballhausplatz für Werner Faymann räumen müssen. Am 18. Dezember hatte er mit dem Tiroler Signa-Gründer eine Vereinbarung getroffen, die ihm ab Februar 2009 eine Kanzlergage von rund 280.000 Euro pro Monat bescheren sollte. Für eine Woche Arbeit pro Monat. Am 23. Dezember wurde die Vereinbarung von Gusenbauer und Benko dann unterzeichnet. Und dazwischen sollte mit edlen Bordeaux-Tropfen offenbar darauf angestoßen werden. Man kannte einander bereits: Gusenbauer soll in seiner Zeit als Spitzenpolitiker im Zusammenhang mit Benkos Kaufhaus Tyrol bei damaligen Tiroler Volksvertretern darauf hingewiesen haben, dass man an solchen Einkaufsinitiativen nicht vorbeikomme, wolle man die Innenstädte beleben.
Wolfgang Rosam legt Wert auf die Feststellung, dass er René Benko seit Ende des vorletzten Jahres nicht mehr gesehen habe. An der Beratungsfirma, die mit der Signa Holding bis zuletzt einen Vertrag hatte, hält Rosam seit gut einem Jahr nur noch 19 Prozent. Als „Falstaff“-Herausgeber sei er seither mehr als ausgelastet.
Medienwirksame Versteigerungen
Tatsache ist: Die medienwirksamen Versteigerungen der Signa Holding sollen zwar Sparwillen signalisieren, tragen jedoch nicht nennenswert zur wirtschaftlichen Lösung der Pleite bei. Viel bleibt in Wien auch nicht zu durchsuchen, sollte sich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) doch noch einmal zu einer Hausdurchsuchung entschließen, um Licht ins Dunkel der größten Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte zu bringen. Warum die WKStA angesichts der bisher bekannten Sachverhalte in einer Art Schockstarre zu verharren scheint, bleibt Beobachtern ein Rätsel.
Der nach außen demonstrierte Sparwille bei Signa schlägt offenbar nicht unbedingt auf Betonjongleur Benko durch. Sein riesiges Interkontinentalflugzeug pendelt nach wie vor regelmäßig zwischen Wien und Innsbruck. Als wäre nichts geschehen.
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