In Oberösterreich startet jetzt Pilotprojekt, um Asylwerber während der Grundversorgung fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Sprache steht ganz oben auf der Agenda, ebenso die Ausbildung und Weiterbildung. Aus der aktuellen Freiwilligkeit soll am Ende eine Verpflichtung werden.
„Die sechs bis acht Monate in der Grundversorgung müssen genutzt werden“ - Silvia Kunz vom FAB (Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung) bringt es auf den Punkt: Derzeit sind 4109 Asylwerber in der Grundversorgung des Landes und zum Warten verurteilt. Ein Pilotprojekt soll jene, die eine hohe Chance haben, bleiben zu dürfen, auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.
Syrer im Fokus
„Derzeit konzentrieren wir uns auf die Syrer, da diese in 75 Prozent der Fälle bleiben dürfen“, sagt Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP). 75 der 1911 Syrer beginnen noch diese Woche an mehreren Standorten von FAB und Wifi mit der Ausbildung. „Es gibt zwei Gruppen. Jene, die eine Alphabetisierung brauchen und jene, die in Grundzügen Deutsch können, zumindest auf Level A1“, erklärt dazu Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer.
Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil für die Integration. Die Kandidaten, die derzeit im System sind, werden im Anlernbereich in Frage kommen.
Silvia Kunz, Geschäftsführerin des FAB in Oberösterreich
Kenntnisse „abklopfen“
Bei der Übernahme aus der Bundesbetreuung werden die Kompetenzen und Vorkenntnisse „abgeklopft“ und die Kandidaten in homogene Gruppen und gemeinsame Wohnquartiere zusammengebracht. „Wir brauchen die Arbeitskräfte, der Zugang zum Arbeitsmarkt wird aber erst nach einer positiven Erledigung des Asylverfahrens möglich sein“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).
Aus Sozialsystem fernhalten
Ziel ist, dass Zuwanderer erst gar nicht im Sozialsystem landen, wo derzeit jeder vierte der 8783 Sozialhilfeempfänger in Oberösterreich einen Asylstatus hat. Derzeit ist die Qualifizierungsinitiative noch ein Versuchsballon, der aber - wenn er Erfolg hat - landes- und auch bundesweit ausgerollt werden soll. Noch sind alle Teilnehmer freiwillig dabei, am Ende soll eine Verpflichtung stehen. „Sollte sich jemand weigern, soll das Auswirkungen auf das Asylverfahren haben“, schlägt Integrationslandesrat Hattmannsdorfer vor.
Lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommenatar von „Krone“-Redakteur Markus Schütz
Höchst an der Zeit
Es ist schon fast zehn Jahre her, als die große Fluchtbewegung auch über Oberösterreich hereinbrach. Auf Facharbeiter hofften alle. Schnell kam Ernüchterung auf, als klar wurde, dass die allermeisten Migranten nicht die Qualifikation mitbrachten, die gebraucht wurde. Und das hat sich seither nicht geändert.
Jetzt darf hoffentlich die Frage erlaubt sein, warum die Qualifizierungsoffensive und das ernsthafte Abklopfen der Ausbildung erst jetzt kommt. Es ist höchst an der Zeit. Jeder Tag, den Migranten, bei uns sind, gehört genutzt, um sie fit für den Alltag, unsere Art zu leben und vor allem die Arbeit zu machen.
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