Zittern bis Kältetod

Wie der menschliche Körper auf Minusgrade reagiert

Kärnten
20.01.2024 12:08

Was passiert eigentlich mit dem Körper, wenn dieser Minusgraden ausgesetzt ist? Ein Notfallmediziner klärt auf und warnt dabei vor der gefährlichen Kombination mit Alkohol und spricht vom Kältetod im Rausch. 

Jedes Jahr sterben in Österreich immer noch viele Menschen an oder mit Unterkühlung, denn für extreme Minustemperaturen sind wir einfach nicht geschaffen. Ob als Alpinsportler, Unfallopfer, ältere Leute nach einem Sturz oder Obdachlose - wenn die Körperkerntemperatur auf kritische Werte zwischen 20 und 28 Grad Celsius sinkt, wird es gefährlich und kann schließlich zu einem Herzkreislaufstillstand führen.

Zittern als erstes Warnsignal
„Ein erstes Warnsignal für eine beginnende Unterkühlung ist das Zittern des Körpers. Dieses Zittern ist eine natürliche Reaktion des Körpers, um Wärme zu erzeugen und die Kerntemperatur zu stabilisieren“, erklärt Michael Zink, Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit und am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt.

Bereits bei zirka 32 Grad Körpertemperatur hört das Zittern aber auf, was als schlechtes Zeichen zu deuten ist. Der Körper hat dann keine Energie mehr, nicht einmal, um zu zittern. Unser Gehirn und die Nervenenden leiten keine Signale mehr weiter, wir haben Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen. Sprechen ist nicht mehr möglich und das Schmerzgefühl im Körper lässt ebenfalls nach.

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Hypothermie, sprich der Kältetod, tritt oft sekundär auf, etwa nach Unfällen als Folge oder in Kombination von Verletzung oder Krankheit.

(Bild: Barmherzige Brüder St. Veit an der Glan)

Michael Zink, Intensiv- und Notfallmediziner

Kinder, Säuglinge und ältere Personen seien besonders gefährdet. „Wenn die Körpertemperatur fällt, verlangsamen sich die Stoffwechselprozesse, was zu einer beeinträchtigten Bewusstseinslage und verminderten Herzfrequenz führt. Die Durchblutung der Extremitäten wird reduziert, was zu Erfrierungen führen kann“, so der Mediziner. Während es bei einer geringen Unterkühlung, also zwischen 32 und 35 Grad Körpertemperatur, ausreicht, auf warme Decken, Oberflächen und Luft zu setzen, müssen bei einer Körpertemperatur zwischen 28 und 32 Grad warme Infusionen verabreicht werden. Bei einer schweren Unterkühlung, also unter 28 Grad Körpertemperatur, sind invasive Maßnahmen wie die Erwärmung des Blutes außerhalb des Körpers über eine Herz-Lungenmaschine unumgänglich.

Kältetod im Rausch
Besonders gefährlich ist die Kombination von Trunkenheit und winterlicher Kälte, wie es vor allem in der Faschingszeit häufig der Fall ist. „Es kommt immer wieder zu Einsätzen, bei denen Betrunkene nach einer Feier oder einem Umzug irgendwo draußen in der Kälte gefunden wurden. Von lustig ist keine Spur mehr, denn durch den Alkohol werden die Blutgefäße der Haut erweitert und man kühlt noch rascher aus - das bedeutet akute Lebensgefahr“, sagt Zink und warnt dabei vor dem Kältetod im Rausch.

 Kärntner Krone
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