Nach fulminanten Sommer-Open-Airs 2023 feierten Depeche Mode am Montagabend in der ausverkauften Londoner O2-Arena ihre Hallentour-Premiere. Die „Krone“ war live dabei beim fulminanten Abend voller musikalischer Superlative. Einziger Wermutstropfen: der Tourtross fährt an Österreich vorbei ...
Die Anreise zum Hallentour-Auftakt der britischen Synthiepop-Könige Depeche Mode in London war für so manchen mehr als stürmisch. Der Sturm Isha legte zu Wochenbeginn in Großbritannien die Eisenbahn lahm, auch der österreichische Depeche-Mode-Drummer Christian Eigner wurde am Vortag beim Landeanflug in England ordentlich durchgeschüttelt. Schlussendlich schafften es die rund 20.000 Fans aber genauso sicher wie ihre Band in die O2-Arena, um nach gut vier Wochen Tourpause wieder loszulegen. 2023 waren Dave Gahan, Martin Gore und Co. fast das ganze Jahr über auf der Bühne, inkl. eines viermonatigen Europa-Aufenthalts mit Konzert im Kärntner Wörthersee-Stadion. Nach einer kurzen Pause geht es nun noch einmal zweieinhalb Monate über den Alten Kontinent - unverständlicherweise allerdings ohne Österreich-Termin.
Auf bewährte Stärken setzen
Mit der wundervollen Akustik der Arena im Rücken soll der Auftakt in der alten Heimat England zu einem ersten großen Triumphzug werden. Ermüdungserscheinungen vom intensiven Vorjahr sind bei den honorigen Herren nicht zu erkennen, auch wirken die Songs trotz der vielen Auftritte noch längst nicht abgespielt. Das famose aktuelle Album „Memento Mori“ kombiniert wundervoll mit den großen Hits der Ära und leitet gleich dreifach in den Abend. Nach dem Intro „Speak To Me“ überzeugt Frontmann Gahan in blitzweißen Schuhen und mit edlen Pirouetten beim eher dunklen „My Cosmos Is Mine“, bevor die Single „Wagging Tongue“ mit seinem markanten Rhythmus alle von den Sitzen reißt. Am Bühnensetting hat man auf den ersten Blick ebenso wenig geändert wie an der Setlist. Eine riesige Videowall wird von zwei kleineren flankiert, das überdimensionale „M“ gibt optische Richtung vor.
Früh am Abend erkennt man die gute Laune und besondere Chemie zwischen den Musikern, die sich nicht immer so schnell und klar entfaltet wie hier und heute. Gahan begrüßt die Fans lachend mit der Pink-Floyd-Anspielung „Is there anybody out there?“ und bedankt sich ein ums andere Mal, verneigt sich gar des Öfteren. Der stets stille Martin Gore brilliert mit seinen Klangwelten am Keyboard und in einem für seine Verhältnisse recht legeren Äußeren. Peter Gordeno steht bereits beim Opener im Mittelpunkt und bildet das melodiöse Fundament der Band, während Christian Eigner wuchtig und präzise den Takt vorgibt und an diesem Abend besonders aktiv zur Geltung kommt. Die Mischung aus stilistischer Grandezza, unbändiger Spielfreude und einem dankbaren, sehr respektvollen Publikum zieht einen wie ein Sog in seinen Bann.
Mehr Mut zu Neuem
Im Jahr zwei nach dem tragischen Tod ihres stillen, aber wirkmächtigen Keyboarders Andrew „Fletch“ Fletcher (dem bei „World In My Eyes“ berührend gehuldigt wird) wirkt der übriggebliebene Kern auf der Bühne von der langen Trauer befreit und stärker vereint. Fast wie eine „Black Celebration“. Der gleichnamige Song dient durchaus als Motto und Mantra, sind Depeche Mode doch unerreicht dabei, schwelgerisch-mystische Dunkelheit mit memorablen Hymnen und leichtfüßiger Eingängigkeit zu vermischen. Das 2023 erst auf der US-Herbsttour gespielte „Policy Of Truth“ fügt sich perfekt ein in die Schiene von „In Your Room“, „Everything Counts“ und „Precious“. Als das fabelhafte „My Favourite Stranger“ den Hit-Reigen kurz mit schwererer Ernsthaftigkeit unterbricht, möchte man der Band zurufen, doch bitte auf mehr neue Songs von „Memento Mori“ zu setzen. Das Album hätte es verdient.
Das Leid der großen Bands - in einer perfekt durchkonzeptionierten und -choreografierten Show bleibt nun einmal wenig Platz für Ausreißer. Dort, wo es möglich ist, forcieren sie Veränderung nach Kräften. Etwa im von Martin Gore gesungenen Akustikteil, der nicht nur mit dem zarten, in Europa seit zehn Jahren nicht mehr live gespielten „Heaven“ (damals aber noch von Gahan gesungen) überrascht, sondern auch mit einer berührenden Version von „Strangelove“, einem weiteren Klassiker, den man 2023 noch bewusst im Köcher ließ. „Was für eine wundervolle Engelsstimme“, lobt Gahan seinen langjährigen Partner und grinst bestens gelaunt ins Publikum. Die beiden Frontmänner sind sich nach Fletchers tragischem Ableben tatsächlich so nahe wie nie zuvor. Die Kommunikation ist humorig und respektvoll, das Zusammenspiel, etwa auch beim im Duett gesungenen „Condemnation“ zu Beginn des Zugabenblocks, perfekt aufeinander abgestimmt und auch im nonverbalen Bereich durchströmt eine gemütliche Leichtigkeit das Treiben.
Musik über Unwetter
Besonders Gahan fühlt sich in seiner alten Heimat spürbar wohl. Er bedankt sich viele Male, legt akrobatische Pirouetten aufs Parkett und ist öfter als üblich am vorderen Bühnensteg zu sehen, während seine Band ihm den musikalisch perfekten Boden für den zur Schau gestellten Unterhaltungsnarzissmus frei Haus liefert. Der Fan-Favorit „Stripped“ und das intensive „Enjoy The Silence“ leiten über in die Zugaben, wo Depeche Mode noch einmal alles auffahren, was sie sich in mehr als 40 Jahren Bühnenpräsenz angeeignet haben. Die federleichte Durchbruchs-Single „Just Can’t Get Enough“ wird von den Fans noch über das Lied selbst hinausgetragen, bei „Never Let Me Down Again“ wogt die begeisterte Masse mit beiden Armen im Takt und das unvermeidliche „Personal Jesus“ entlässt nach 130 Minuten in die verdiente Nacht. Nach dem musikalischen Sturm auf der Bühne war in der Stadt auch vom meteorologischen nichts mehr zu merken. Punktsieg für die Urgewalt Depeche Mode.
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