SCR Altach-Sportdirektor Roland Kirchler sprach mit der „Krone“ in Side über erfüllte Erwartungen, Frühjahrshoffnungen und seinen derzeitigen Lieblingsort im Ländle. Am Donnerstagnachmittag bestreiten die Vorarlberger ihr letztes Testpiel in der Türkei gegen Tschornomorez Odessa.
Dominik Omerzell berichtet aus Side
„Krone“: Herr Kirchler, erfüllt das Trainingslager seinen Zweck?
Roland Kirchler: Auf alle Fälle. Hotel passt, Essen passt, Plätze sind top. Ich war schon als Innsbruck-Trainer 2013 in diesem Hotel, ich kannte es also schon. Für das Teambuilding ist das Trainingslager auch sehr wichtig. Die Vorbereitungsspiele waren ebenfalls gut. Zwar nicht unbedingt vom Ergebnis her, aber je schlechter die Ergebnisse in der Vorbereitung sind, umso lieber ist es mir eigentlich. Außerdem haben wir bisher noch nie in der Stammformation gespielt, das werden wir in dem Testspiel am Donnerstag aber machen.
Nicht mehr vollzählig...
Nein, wir haben drei Spieler nach Hause geschickt. Dominik Reiter hat eine Oberschenkelverletzung. Bei Gustavo Santos soll ein MRT feststellen, was genau mit seinem Knie ist. Es ist nicht so schlimm, wie es jetzt klingt, aber wir wollen eine Diagnose. Außerdem ist auch Nosa Edokpolor abgereist, seine Frau ist hochschwanger. Er wollte nicht riskieren, dass er als Papa nicht dabei ist. Und uns ist das auch wichtig, so familiär sind wir schon. Darum haben wir auch den ursprünglich für Donnerstagvormittag geplanten Test gegen Suhareka abgesagt, weil unser Kader zwei Spiele an einem Tag nicht mehr hergegeben hätte.
Am 3. Februar steht der ÖFB-Cup gegen Leoben an, wie wichtig ist dieses Spiel?
Jedes Spiel ist in seinem Moment das Wichtigste. Natürlich wollen wir erstmals ins Halbfinale kommen. Wir sind Favorit, ausscheiden wäre wohl auch eine sogenannte Blamage. Auch wenn Leoben schon zwei Bundesligisten rausgeworfen und sich im Winter noch einmal gut verstärkt hat. Wir wollen diese Riesenchance aber jedenfalls nutzen.
Und eine Woche später der Ligastart. Was erwarten Sie sich vom Frühjahr?
Das Ziel ist es, nicht in den Abstiegskampf zu kommen, von den Top sechs redet bei uns niemand. Dafür müssen wir gegen unsere direkten Gegner punkten, bis zur Teilung allgemein so viel wie möglich punkten. Ein guter Start ist natürlich sehr wichtig, aber alles danach ist jetzt im Moment noch Fantasiererei, das kann man nicht voraussehen. Es kommt dann auch darauf an, was die anderen machen.
Andere wie Austria Lustenau, der Lokalrivale hat die schlechtesten Karten im Moment. Was trauen Sie Ihrem Ex-Nationalteamkollegen Andy Heraf zu?
Andy weiß wie er seine Mannschaften zusammenstellen muss und seine Defensive gut stabilisieren kann. Das hat er schon öfter bewiesen. Ich wünsch ihm sogar alles Gute, weil jeder Trainer versucht ja dann immer das Beste. In Innsbruck war ich auch schon einmal „Abstiegstrainer“, als ich sie nach einer langen Niederlagenserie übernommen habe. Das sind keine angenehmen Situationen. Ich muss aber auch ehrlich sagen, es ist keinem Trainer zu wünschen, eine Mannschaft zu übernehmen, die mit drei Punkten ins Frühjahr gehen muss.
Bevor Sie vergangenen Sommer nach Altach kamen, waren sie neun Jahre beim Tiroler Fußballverband, sechs davon als Akademieleiter. In der Heimat, bei der Familie. War es nach so einer langen Zeit eine schwierige Entscheidung für Sie, sich für den Wechsel zu entscheiden?
Nein, gar nicht. Ich kenne den Verein schon als Spieler, auch von damals noch viele Leute. Der Klub war mir immer sympathisch. Bodenständig, so wie ich es selbst auch bin. Außerdem sind meine Frau und ich jetzt 20 Jahre verheiratet, da passt es schon, wenn man sich nicht mehr jeden Tag sieht (lacht). Nein im Ernst, sie besuchen mich oft. Mein Sohn Consti ist sogar schon selbst hergefahren, er hat jetzt den L17-Führerschein und ist ein großer Altach-Fan. Aber es hat im letzten Sommer schon alles sehr schnell gehen müssen, da hat sich ja einiges verändert. Der Christoph Längle hat damals zu mir gemeint, ich müsse jetzt aber gleich kommen. Es wartet viel Arbeit.
Das klingt nach einem sehr intensiven Start in Ihren Job.
Es war schon eine brutale Aufgabe. Wir hatten einen kompletten Umbruch. Neues Trainerteam, neuer Sportdirektor, 13 neue Spieler. Die ersten paar Wochen habe ich nicht viel Tageslicht gesehen, da waren wir durchgehend im Büro. Aber ich glaube, wir haben es gut geschafft. Auch wenn wir durch Verletzungen und die eine oder andere strittige Schiri-Entscheidung ein paar Dämpfer hatten. Und dann ist man eben da, wo wir jetzt sind. Aber für mich ist die Situation nicht gefährlich, da hab ich schon andere erlebt, in denen ich nervöser war.
Verstärkungen haben Sie schon bekommen, was machen Ousmane Diawara und Vesel Demaku bisher für einen Eindruck auf Sie?
Ousmane ist noch ein wenig eine Zukunftsaktie. Ein junger, wilder Rohdiamant. Der super Sachen macht, aber auch noch ab und zu ein wenig hölzern wirkt. Das haben wir aber gewusst, wir haben ihn genau beobachtet. Und Vesel ist ein richtig starker Spieler, mit Top-Ausbildung von Sturm Graz. Er ist sehr präsent, mit ihm werden wir viel Gaude haben. Beide passen sehr gut zu uns.
Dann haben Sie vom Ländle bisher nicht viel gesehen?
In den ersten Monaten habe ich nicht viel Zeit gehabt, nein. Ich war lange im Nachwuchs, habe mich auch erst wieder an das Bundesligageschäft gewöhnen müssen. Wir waren schon einmal mit dem Radl am Berg und haben ein Bier getrunken. Aber an den Bodensee habe ich es bis jetzt zum Beispiel leider noch nicht geschafft. Mein Lieblingsort in Vorarlberg ist derzeit der Campus bei uns im Schnabelholz (lacht). Es kommt öfters vor, dass ich nach der Arbeit noch im Kraftraum aufs Rad steige, danach in die Infrarotkabine gehe und dann heim schlafen.
Sie fühlen sich also sehr wohl in Altach?
Es ist brutal, was sich allein an der Infrastruktur verändert hat, seit ich in Altach gespielt habe. Damals hats nur eine Tribüne und einen Trainingsplatz gegeben. Es geht stetig etwas weiter, der Verein hat sich enorm entwickelt. Das war nicht überall wo ich war so. Der SCR Altach, mittlerweile darf ich wir sagen, arbeiten immer am Fortschritt. Auch mit Weitblick, längerfristig. Und das ist das Wichtige im Fußball.
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