14 österreichische Biathleten kämpfen ab Mittwoch im slowakischen Brezno-Osrblie um Medaillen. Die Hälfte startet für Salzburger Vereine. Wie das Septett seine Chancen einschätzt und warum ein Duo mit Verspätung anreiste.
Am Sonntag reisten Österreichs Biathleten zur Europameisterschaft im slowakischen Brezno-Osrblie an. „Acht Stunden dauerte die Fahrt“, berichtet Julia Schwaiger (HSV Saalfelden), die just an diesem Tag ihren 28. Geburtstag feierte.
„Es war kein gutes Geschenk“, kann die Saalfeldenerin inzwischen darüber lachen. Die ersten Trainings haben die 14 rot-weiß-roten Athleten, von denen sieben für den Salzburger Landesskiverband (SLSV) starten absolviert. Am Mittwoch wird es für Damen und Herren gleichermaßen ernst.
Schwaiger sieht „Riesenchance“
Die Männer eröffnen um 10.30 Uhr die Titelkämpfe mit dem Einzel, um 14.30 Uhr ziehen die Ladys nach. Nach ihrer Coronainfektion kurz vor Weihnachten kämpfte sich Schwaiger zuletzt im IBU-Cup langsam wieder heran. Bei hundert Prozent ist sie allerdings noch nicht.
„Ich bin ungeduldig und sollte dem Körper Zeit geben. Manchmal ist weniger mehr, andererseits hatte ich in den Trainings das Gefühl, dass ich wieder konkurrenzfähig bin“, erklärt die Pinzgauerin. Den Auftaktbewerb sieht Schwaiger, die in Osrblie 2017 Silber im Rahmen der Junioren-WM gewann, als „Riesenchance. Ich will gleich meine Leistung zeigen und habe gute Erinnerungen an diesen Ort.“
Ich bin ungeduldig und sollte dem Körper Zeit geben. Manchmal ist weniger mehr, andererseits hatte ich in den Trainings das Gefühl, dass ich wieder konkurrenzfähig bin.
Julia SCHWAIGER
Oberthaler „bei 97 Prozent“
Selbiges gilt für Kristina Oberthaler. „Ich hatte hier meine erste Flower Ceremony (Top-6-Ergebnis, Anm.) im IBU-Cup, das ist ein guter Platz. Mir taugt“s hier einfach“, grinst die 25-Jährige vom USC Altenmarkt/Zauchensee. Moralische Unterstützung hat sich ebenfalls bereits angekündigt. „Meine Eltern sind Osrblie-Fans“, verrät die Pongauerin, „sie haben einen Besuch geplant und wollen zum Sprint am Freitag kommen.“
Ihr Ziel für die EM-Bewerbe? „Ich will gleich im Einzel ein super Rennen zeigen“, sagt Kristina, die zuletzt allerdings ebenfalls gesundheitlich angeschlagen war und das Training dosieren musste. „Ich bin bei 97 Prozent“, gibt sie daher zu Protokoll. „Eine Top-15-Platzierung habe ich mir aber vorgenommen.“
Langegger braucht „Durchputzer“
Der Dritte im Bunde, der in dieser Saison mit Pech gesundheitlicher Natur zu kämpfen hatte, ist Christian Langegger. Der 23-Jährige vom SC Maria Alm fing sich im Dezember einen Infekt ein. „Bis nach Neujahr hat des gedauert, bis ich wieder mit dem Training beginnen konnte“, berichtet er.
Seinen Teamkollegen von zuhause die Daumen drücken zu müssen, war nicht immer einfach. „Ich hatte gehofft, schnell wieder einsteigen zu können. In der zweiten Woche wurde es dann aber schwierig, da ich nur auf der Couch oder im Bett liegen konnte.“
Inzwischen kann er wieder Vollgas geben und hofft, in der Slowakei seine Laufstärke in gute Ergebnisse ummünzen zu können. Dabei gibt er offen zu, dass der schießlastige Einzelbewerb ihm nicht unbedingt zugutekommt. „Das erste Rennen wird ein Durchputzer für mich. Danach haben wir einen freien Tag und im Sprint hoffe ich, dass die Form dann wieder da ist. Mit einem guten Schießen rechne ich mir da was aus.“
Mühlbacher noch „eher ruhig“
Topfit und stark in der Loipe präsentierte sich zuletzt Fredrik Mühlbacher. Der für den HSV Saalfelden startende 25-Jährige verspürt auch noch keinerlei Nervosität. „Ich bin immer eher ruhig. Die Anspannung kommt erst beim Einschießen und beim Skitesten.“
Die schwierige Runde („es geht viel bergauf und bergab“) kommt dem 25-Jährigen entgegen. „Ich hoffe, dass die Form passt. Ich fühle mich jedenfalls gut“, gibt er zu verstehen. Wie Langegger fühlt sich auch er im Sprint wohler, ausschließen will er fürs Einzel, in dem die Top-15 „schon sehr gut“ wären, aber nichts. „Man weiß nie, ich bin auch schon Österreichischer Meister in dieser Disziplin geworden.“
Rothschopf: „Top-6 wären Wahnsinn“
Gar EM-Gold hat Lea Rothschopf (SC Kuchl) bereits in der Tasche. Sie triumphierte im Vorjahr bei den Juniorinnen – und das ausgerechnet im Einzel. Da trifft es sich gut, dass sie in den vergangenen Wochen einen deutlichen Formanstieg verzeichnen konnte.
„Die Top-10 sind mein Ziel, die Top-6 wären der Wahnsinn“, meint die 22-Jährige, die zuletzt im IBU-Cup zwei Top-6-Plätze verzeichnen konnte. „Zu Saisonbeginn waren die Ergebnisse nicht so gut wie erhofft. Jetzt geht es aber in die richtige Richtung. Wir sind generell alle auf einem guten Weg.“
Erst am Dienstag setzten sich Fabian Müllauer und Anna Andexer ins Auto, um sich auf den Weg in die Slowakei zu machen. Das Duo ist im Einzel noch Zuschauer und startet mit dem Sprint am Freitag in die Titelkämpfe.
Andexer: „Niveau extrem hoch“
„Ich muss sagen, dass ich mir gar nicht so viel vorgenommen habe“, sagt Andexer (SK Saalfelden), die bei der Zielformulierung immer Vorsicht walten lässt und das bärenstarke Starterfeld ins Treffen führt. Zahlreiche Weltcup-Athleten werden bei der EM mit dabei sein, die Top-Teams bekommen zudem im Servicebereich Verstärkung.
„Das Niveau wird extrem hoch sein“, betont die Polizeisportlerin, die allerdings mit jeder Menge Selbstvertrauen im Gepäck anreisen konnte. Drei Einzelsiege im Junior-Cup, ein Sieg mit Lukas Haslinger in der Single-Mixed-Staffel, dazu der Triumph bei der Talent Team Challenge auf Schalke und zuletzt drei Top-6-Platzierungen inklusive dem ersten Stockerlplatz im IBU-Cup stehen auf der Habenseite.
„Es ist alles schwer zu glauben“, muss sie sich selbst manchmal kneifen. Bei der EM beginnt dennoch alles wieder bei null. „Es muss alles passen. Wenn das aufgeht, wären die Top-10 richtig cool“, ist der Strahlefrau doch ein konkretes Ziel zu entlocken.
Müllauer: „95 Prozent im Kopf“
Ein ähnliches Ergebnis hat sich auch Heeressportler Müllauer (HSV Saalfelden) vorgenommen. „Das wäre sensationell“, funkeln die Augen des 20-Jährigen, der wie Andexer zuletzt seine Premiere im IBU-Cup feierte und auf Anhieb mit tollen Leistungen zu überzeugen wusste.
„Wenn ich hier auch Rennen wie zuletzt bringen könnte, wäre ich zufrieden“, richtet sich sein Fokus vorerst ganz auf die Europameisterschaft. „Ich hoffe, dass es läuferisch weiterhin so gut passt.“
Im Junior Cup dominierte er die Laufzeiten, auch eine Etage höher zählte er zu den Stärken in der Loipe. Das oft wacklige Stehendschießen scheint er auch deutlich besser in den Griff bekommen zu haben. „Da spielt sich 95 Prozent im Kopf ab“, sagt Müllauer, der sich enorm steigerte und daher voller Zuversicht in die kontinentalen Titelkämpfe starten kann.
Favoriten aus Norwegen und Deutschland
Ebenfalls im Team stehen die Tiroler Lara Wagner, Lisa Osl, Andreas Hechenberger, Patrick Jakob und Max Prosser sowie die Kärntner Dunja Zdouc und Magnus Oberhauser. Zu den Favoriten zählen vor allen Dingen die Athleten aus Norwegen und Deutschland, die ÖSV-Asse können allerdings überraschen.
Medaillen zum Abholen gibt es für die rot-weiß-roten Athleten indes keine. Das untermauert auch ein Blick in die Ergebnislisten der vergangenen Jahre. Österreichs bislang letzte Medaille datiert aus dem Jahr 2018 – damals gewann Felix Leitner das Einzel von Ridnaun.
Bei den Damen gab es in der EM-Historie überhaupt erst eine einzige Medaille, die die Leogangerin Christina Rieder beisteuerte. Die bereits zurückgetretene 30-Jährige eroberte vor neun Jahren Einzel-Silber im estnischen Otepää.
ÖSV-Aufgebot, Damen: Anna Andexer, Kristina Oberthaler, Lisa Osl, Lea Rothschopf, Julia Schwaiger, Lara Wagner, Dunja Zdouc. Herren: Andreas Hechenberger, Patrick Jakob, Christian Langegger, Fredrik Mühlbacher, Fabian Müllauer, Magnus Oberhauser, Maximilian Prosser.
Hier das komplette Programm der Biathlon-EM 2024 in Brezno-Osrblie:
24. Jänner, 10.30 Uhr: 20 Kilometer Einzel der Herren
24. Jänner, 14.30 Uhr: 15 Kilometer Einzel der Damen
26. Jänner, 11.00 Uhr: 10 Kilometer Sprint der Herren
26. Jänner, 14.30 Uhr: 7,5 Kilometer Sprint der Damen
27. Jänner, 11.00 Uhr: 12,5 Kilometer Verfolgung der Herren
27. Jänner, 14.00 Uhr: 10 Kilometer Verfolgung der Damen
28. Jänner, 10.45 Uhr: Mixed-Staffel
28. Jänner, 14.00 Uhr: Single-Mixed-Staffel
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