Ohne Vorwarnung

Erste Massenhinrichtung im Irak seit Jahren

Ausland
24.01.2024 13:19

Im Irak fand die erste Massenhinrichtung seit Jahren statt, wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Mittwoch bekannt gab. Die Exekutionen fanden ohne Vorwarnung und Benachrichtigung der Verwandten der Gefangenen statt. Die Todeskandidaten seien im berüchtigten Gefängnis Nasirijah über den Lautsprecher ausgerufen und kurz danach exekutiert worden.

„Die Wiederaufnahme von Massenhinrichtungen im Irak ist eine entsetzliche Entwicklung“, erklärte Human Rights Watch. Die Massenexekution fand bereits am 25. Dezember im Gefängnis Nasirijah statt - dies ist die einzige Haftanstalt, in der die Todesstrafe exekutiert wird, wie die Organisation berichtete. Es war die erste Massenhinrichtung seit der Exekution von 21 Männern am 16. November 2020.

Familien wurden nicht informiert
Die Gefangenen seien „ohne Rücksicht auf die Grundrechte“ hingerichtet worden, so Human Rights Watch. Ein Insasse aus dem Gefängnis habe seinem Anwalt erzählt, dass die 13 betroffenen Männer am Vorabend über den Lautsprecher des Gefängnisses ausgerufen worden, ehe sie aus ihren Zellen geholt und am nächsten Morgen schließlich getötet wurden. Vor ihrer Hinrichtung durften sie weder ihre Familien noch ihre Anwälte anrufen. 

In diesem Posting sieht man das Hochsicherheitsgefängnis Nasirijah:

Human Rights Watch: „Entsetzliche Entwicklung“
„Die Wiederaufnahme von Massenhinrichtungen im Irak ist eine entsetzliche Entwicklung“, warnt die Irak-Forscherin bei Human Rights Watch, Sarah Sanbar. Sie fordert ein sofortiges Aussetzen der Hinrichtungen. Sie verwies auf gut belegte Mängel im irakischen Justizsystem, das Angeklagten ein faires Verfahren verwehren würde.

Anwalt: „Habe keinen Zugriff auf die Fallakten“
Das bestätigte auch ein Anwalt, der mehrere Insassen im Gefängnis Nasirijah vertritt, gegenüber der Organisation. Er wisse teilweise nicht einmal, aus welchem Grund seine Mandanten angeklagt werden. „Ich habe nicht einmal Zugriff auf die Fallakten‘“, klagte er - auch nachdem er monatelang jedes Gericht im Irak angerufen habe, habe er keine Informationen erhalten.

Die Massenhinrichtungen werden laut der Organisation mittlerweile im Geheimen durchgeführt, um negative Schlagzeilen zu vermeiden. Sie gibt zu bedenken, dass die Urteile oft nur auf den Geständnissen der Angeklagten beruhen, die teilweise unter Folter erpresst werden. 2017 sei laut Human Rights Watch ein besonders blutiges Jahr im Irak gewesen: Bei zwei Massenhinrichtungen wurden jeweils 41 und 38 Gefangene hingerichtet. Man geht davon aus, dass sich aktuell 8000 Menschen im Irak in der Todeszelle befinden.

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