Regisseurin analysiert

Oscar-„Beleidigung“ schadet „Barbie“ nicht

Medien
24.01.2024 18:24

Ken-Darsteller Ryan Gosling setzt sich für Barbie-Star Margot Robbie ein, weil sie keine Oscar-Nominierung hat. Noch immer ist die Filmbranche männerdominiert. Sie entscheiden zum Teil, wer für den begehrten Preis vorgesehen wird und wer nicht. Die Wiener Regisseurin Barbara Wolfram analysiert für die „Krone“ die Situation. 

„Es gibt keinen Ken ohne Barbie, und es gibt keinen ,Barbie‘-Film ohne Greta Gerwig und Margot Robbie!“ Ryan Goslings Stolz über seine insgesamt dritte Oscarnominierung ist deutlich getrübt. Auf der einen Seiten „fühle ich mich extrem geehrt“ dafür, dass er für „Barbie“ in der Kategorie Bester Nebendarsteller um Hollywoods begehrteste Trophäe kämpft. Der Hollywood-Star ist über die Filmakademie enttäuscht, weil sowohl Margot Robbie als Beste Hauptdarstellerin als auch Greta Gerwig als Beste Regisseurin nicht nominiert wurden.

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Für Beste Regie ist heuer eine einzige Frau nominiert. Sie ist die achte seit Beginn der Oscars.

Marie Kreutzer, Regisseurin und Drehbuchautorin (Bild: Manfred Werner)

Marie Kreutzer, Regisseurin und Drehbuchautorin

Was sagt die österreichische Regisseurin und Drehbuchautorin Marie Kreutzer dazu? „Die Academy besteht aus Tausenden von Mitgliedern - davon viele Männer, vor allem auch viele ältere Männer. Dass weibliche Filmschaffende so unterproportional in den Oscar-Nominierungen repräsentiert sind, hat sicher damit zu tun, dass Männer sich tendenziell mehr für Geschichten von Männern und über Männer interessieren und daher Filme wie ,Barbie‘ nicht so ernst nehmen."

Analyse
Keine Oscar-"Beleidigung" kann dem Film den Erfolg nehmen

Barbara Wolfram, künstlerisch-wissenschaftlicher PostDoc an der Filmakademie Wien/ mdw und freischaffende Regisseurin und Drehbuchautorin, analysiert für die „Krone“ die Debatte um die Oscar-Nominierungen bezüglich des Films „Barbie“.

„Barbie“ war einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2023 mit einem Einspielergebnis von über einer Milliarde Dollar am Box Office - ein Erfolg, den zuvor noch kein Film unter der Regie einer Frau erzielt hatte. Der Film erlangte weltweite Anerkennung und spielte mit einem genialen Marketingkonzept: Das Thema „Feminismus“ war in aller Munde.

Barbara Wolfram, freischaffende Autorin (Bild: Wolfram)
Barbara Wolfram, freischaffende Autorin

Keine Oscar-„Beleidigung“ kann dem Film diese Erfolge nehmen. Es ist zwar bedauerlich, dass Ryan Gosling als Bester Nebendarsteller nominiert wurde, während die Regisseurin Greta Gerwig und die Hauptdarstellerin Margot Robbie keine Nominierungen als Beste Regisseurin und Beste Schauspielerin erhielten. Dennoch sollte bei der Diskussion nicht übersehen werden, dass Greta Gerwig für ihre Drehbucharbeit an „Barbie“ nominiert ist und auch Margot Robbie für ihre Rolle als Produzentin des Films in der Kategorie Bester Film nominiert ist.

Kategorie Beste Schauspielerin außergewöhnlich stark besetzt
Es sollte keinesfalls zu einer Aufrechnung von Nominierungen zwischen Frauen kommen. Die Kategorie Beste Schauspielerin ist in diesem Jahr außergewöhnlich stark besetzt. Lily Gladstone ist die erste Schauspielerin mit indigenen Wurzeln, die jemals für einen Oscar nominiert wurde. Annette Bening ist für „Nyad“ nominiert, eine Geschichte, die sich um die sportlichen Erfolge einer Frau über 60 und Freundinnenschaft dreht - leider immer noch eine Ausnahmeerscheinung.

Ryan Gosling, Greta Gerwig und Margot Robbie (Bild: APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/Jon Kopaloff)
Ryan Gosling, Greta Gerwig und Margot Robbie

Auch in der Kategorie Beste Nebendarstellerin ist America Ferrera für ihre schauspielerische Leistung in „Barbie“ nominiert, ein historisches Ereignis für eine Latiné Schauspielerin. Ebenso ist die Nominierung von Da`Vine Joy Randolph für ihre grandiose Leistung in „The Holdovers“ hervorzuheben. Das ist bei Weitem nicht genug, aber es sind langsame Schritte zu mehr Diversität in den Nominierungen.

Beste Regie ging bisher nur an drei Frauen
Dass Greta Gerwig für all ihre Langspielfilmarbeiten nur einmal in der Kategorie Beste Regie nominiert wurde (für „Lady Bird“), ist schwer verständlich. In einer Kategorie, in der bisher nur drei Frauen gewonnen haben (und acht Frauen überhaupt nominiert wurden), bedarf es noch erheblicher Veränderungen. Dennoch darf die Nominierung der Französin Justine Triet in der Kategorie Beste Regie für ihren grandiosen Cannes-Gewinnerfilm „Anatomy of a Fall“ mit der deutschen Schauspielerin Sandra Hüller nicht übersehen werden. Hüller ist auch als Beste Hauptdarstellerin nominiert und spielt eine Hauptrolle im ebenfalls für Besten Film nominierten Werk „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer. Ein Triumph für das europäische Filmschaffen.

Frauen in der österreichischen Filmbranche

  • jeder 5. Film wird von einer Frau inszeniert
  • 80% der Förderungen gehen an Projekte mit Männern in Regie, Produktion, Drehbuch
  • fast die Hälfte der Studierenden an der Filmakademie ist weiblich, jedoch nur 30% weibliche Lehrende und 10% Professorinnen 

Insgesamt sind drei Filme, die von Regisseurinnen inszeniert wurden, in der Kategorie Bester Film nominiert - „Barbie“ von Greta Gerwig, „Anatomy of a Fall“ von Justine Triet und der wunderbare Film „Past Lives“ von Celine Song. Es sind sehr langsame Schritte zu mehr Gleichberechtigung in der westlichen Filmbranche.

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