Am Donnerstag entschied ein Richtersenat, dass der 88-jährige Josef Fritzl vom Maßnahmenvollzug in eine normale Zelle verlegt wird. Das ebnet den Weg für eine Entlassung aus seiner lebenslangen Freiheitsstrafe.
Um kurz vor 9 Uhr gab es am Donnerstag in Krems die Entscheidung: Josef Fritzl wird aus dem Maßnahmenvollzug entlassen. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Das gab Anwältin Astrid Wagner nach der Anhörung bekannt. „Wir waren erfolgreich. Es ist doch eine lange Anhörung gewesen. Er hat noch einmal erzählt, wie er bereut, was er getan hat. Er war eigentlich den Tränen nahe. Zusammengefasst ist das Gericht zu dem Ergebnis gekommen, dass mein Mandant tatsächlich nicht mehr gefährlich ist“, so Wagner.
Wegen Demenzerkrankung ungefährlich
Entschieden wurde über seine Verlegung aus dem Maßnahmenvollzug in der Justizanstalt Stein in eine normale Zelle. Das könnte der Auftakt zu einer späteren, völligen Entlassung aus der Haft sein. Denn gefährlich sei Fritzl nicht mehr - zu dem Entschluss kam Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner Ende 2023. Seine schwere Demenz würde die Abnormität des 88-Jährigen überlagern.
Die Erkrankung sorge dafür, dass „Prognose-Taten mit schweren Folgen nicht mehr eintreten werden“. Auf Grundlage dieser Expertise hat der Senat darüber entschieden, dass der 88-Jährige bedingt aus dem Maßnahmenvollzug kommt.
Fast jeder kennt den schrecklichen Inzestfall von Amstetten. Ein Vater, der seine Tochter fast 24 Jahre lang in einem Kellerverlies eingesperrt hielt, mit ihr sieben Kinder zeugte. Josef Fritzl wurde 2009 einstimmig im Landesgericht St. Pölten wegen Mordes durch Unterlassung, Vergewaltigung, Freiheitsentziehung, schwerer Nötigung und Blutschande zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Und wegen seiner geistigen Abnormität in eine Anstalt eingewiesen - die strengste Strafe, die es in Österreich gibt.
Irrsinniger Medienandrang in Krems
15 Jahre ist das nun her, das Medieninteresse war am Donnerstag aber nicht weniger groß. Zig Medienvertreter drängten sich vor dem Landesgericht Krems, um ein Foto oder Video von Fritzl zu ergattern - seit seinem Prozess 2009 nämlich eine Rarität.
Zwei Tage vor dem geplanten „Auftritt“ des 88-Jährigen im Verhandlungssaal des Landesgerichts wurde der Termin publik, das Telefon der Medienstelle hörte nicht mehr auf zu läuten. Laut Sprecher Ferdinand Schuster wurde deshalb ein anderer Ort für die Anhörung gewählt - der Schwurgerichtssaal G. In dem Fritzl nun seinen bislang größten Justizerfolg feierte.
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