VW spendiert seinem Bestseller Golf zum 50.Geburtstag zwar kein rundum neues Modell, liefert aber ein Update mit vielen Neuerungen. Künftige Kunden können unter neun Antriebsvarianten wählen. Neben Benzinern und Diesel auch einen Plug-In-Hybrid, der gut 100 Kilometer weit rein elektrisch unterwegs sein kann.
In Österreich musste sich der lange Zeit erfolgsverwöhnte VW Golf (5380 verkaufte Exemplare) 2023 mit dem dritten Platz der Neuzulassungsstatistik zufriedengeben, hinter Skoda Octavia (6877) und Tesla Model Y (6039); im Heimatland Deutschland belegte er aber mit rund 81.000 Einheiten auch 2023 den Spitzenplatz, trotz schrumpfender Zulassungszahlen. Nach vier Jahren kommt jetzt bei nahezu unveränderten Abmessungen eine weitreichende Weiterentwicklung mit vielen Details. „Mehr Effizienz, Komfort, Wertigkeit und ein neues Bedienkonzept. Mehr Golf geht nicht“, sagt Markenchef Thomas Schäfer.
Cockpit grundlegend überarbeitet
In der Tat haben die Ingenieure aus Wolfsburg aus Fehlern beim derzeitigen Golf 8 und der Kundenkritik gelernt. Beispiel sind die „Touchslider“ genannten Schieberegler für Temperatur- und Lautstärkeeinstellung. Sie sind jetzt besser bedienbar und vor allem endlich beleuchtet. Herzstück ist der schwebend angebrachte 12,9-Zoll-Zentralmonitor (10,4 Zoll im Basismodell). Die Software wurde komplett neugestaltet, die Prozessoren arbeiten schneller als bisher. Wichtige Funktionen sind jetzt in einer oberen Touchpad-Leiste gebündelt, auf denen oft benutzte Apps direkt angewählt werden können. Das bislang umständliche Suchen auf dem Display entfällt. Die untere Drucktasten-Reihe dient dem direkten Zugriff auf Klima und Sitzheizung. Verbessert wurde auch die Spracherkennung.
Der zweite Bildschirm (10,2 Zoll) hinter dem Lenkrad kann frei konfiguriert werden. So werden entweder klassische Rundinstrumente optisch nachempfunden oder wichtige Infos in Kacheln dargestellt. In den Raum dazwischen kann zum Beispiel die Navi-Karte des Zentraldisplays gespiegelt werden. Auch ein Head-up-Display ist bestellbar. All die Elektronik ist verknüpft mit einer Fülle von Assistenzsystemen. Neu ist das ferngesteuerte Ein- und Ausparken per Handy-App, bei dem der Fahrer sein Auto von außen in eine enge Parklücke oder in die schmale Garage bugsiert. Im neuen „Area View“ erscheint auf dem Monitor ein Live-Bild des Autos auf der Vogelperspektive, virtuell erzeugt durch das Zusammenschalten von drei Kameras.
Vielfalt im Motorraum
Aufhorchen lässt auch die Vielfalt des Angebots im Motorraum. Gestartet wird mit vier 1,5-Liter-Benzinern, die für den Hatchback und den Variant genannten Kombi zur Verfügung stehen. Die Basismodelle mit Handschaltung leisten 115 PS oder 150 PS. Gleichgroße Triebwerke können auch mit einem Mild-Hybrid-System kombiniert werden. An Bord sind dann ein 48-Volt Bordnetz und Zylinderabschaltung. Eine kleine Zusatzbatterie übernimmt die Versorgung des Startergenerators. Das Ergebnis soll ein deutlich geringerer Verbrauch sein, über dessen Daten VW noch nichts preisgibt.
Bekannt ist aber, dass die „milden“ Hybride serienmäßig über eine Siebengang-DSG-Automatik verfügen. Erst ab 2025 ist dann der 2,0 TSI mit Allradantrieb zu haben. Er ist stärker als das heutige Modell mit diesem Kürzel, leistet dann 204 PS. Zwei Varianten warten auf die Dieselfans. Zwei-Liter-Motoren mit 115 PS oder 150 PS.
PHEV mit 100 km E-Reichweite
Wer zumindest zeitweise rein elektrisch fahren will, kommt an den beiden Hybridmodellen nicht vorbei. Sie kombinieren den schon erwähnten 1,5-Liter-Benziner mit einer fast 20 kWh großen Batterie für die Stromversorgung des E-Motors, die für eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern sorgen soll. Zusammen kommen die beiden Herzen auf 150 kW/204 PS. Geladen werden kann an der Wallbox oder öffentlichen Wechselstrom Zapfstellen mit bis zu 11 kW (bisher waren es nur 3,6 kW), aber auch an einer DC-Schnellladesäule mit bis zu 50 kW. Die gleiche Technik nutzt der neue „Super-Hybrid“ mit dem Kürzel GTE. Mit 200 kW/272 PS ist er der Champion auf dem Golfplatz. Damit übertrifft er sogar den klassischen GTI mit seinem Zwei-Liter-Benziner, der um 14 PS auf 265 PS zulegt.
Wer nach äußeren Merkmalen der neuen Golf-Generation sucht, wird vor allem nachts fündig. Neue Rückleuchten mit LED-Technik sowie LED-Scheinwerfer, die in Richtung des VW-Logos deutlich schmaler werden. Wer sich gegen Aufpreis für die prägnanteren „Performance“-Leuchten oder gar für die futuristischen „IQ.LIGHT - LED-Matrixscheinwerfer“ (bis zu 500 Meter weites Fernlicht) entscheidet, bekommt ein besonderes Bonbon. Eine LED-Querspange sorgt für einen weiteren Aha-Effekt. Erstmals wird dann auch das Markenzeichen als neues Erkennungszeichen beleuchtet.
Genaue technische Daten behält VW derzeit noch für sich. Die Auslieferung soll aber noch im ersten Quartal des Jahres beginnen. Rätselraten auch noch über die Preise der vier Ausstattungsvarianten. Das Basismodell startet derzeit bei 26.390 Euro. Zu erwarten ist eine leichte Erhöhung.
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