„Krone“-Kolumne

Orgasmuswille, Orgasmuswege

Kommentiert für die „Krone“: Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

„Vor einigen Jahren hat sich mir eine neue Welt eröffnet“, schwärmt Julia (27) von Orgasmischer Meditation. Sie lebte damals in einer WG mit einer Freundin. Diese ging einmal die Woche frühmorgens aus dem Haus und kam danach glücklich zurück. „Irgendwann hat mir meine Mitbewohnerin erzählt, dass sie einen Kurs besucht, wo sie in einen orgasmischen Zustand gebracht wird, indem langsam und bewusst die Klitoris massiert wird.“

Dass die Freundin ihre orgasmischen Zustände mit Fremden praktizierte, war ihr zu steil. Aber irgendwie wollte Julia es doch ausprobieren. Mit ihrer Partnerin nahm sie schließlich an einem intimen Paar-Workshop teil. Dort erlebte sie ihren Körper und ihre Sexualität völlig neu. Statt verkrampft einen Orgasmus zu wollen, lernte sie ihre Erregung wahrzunehmen, ihre Aufmerksamkeit auf die Klitoris zu lenken und sich dem Moment hinzugeben - ein Gamechanger für ihre Orgasmen.

Sich in seiner Lust zeigen zu können, ist tatsächlich ein Vorteil am Weg zum Höhepunkt. 82 Prozent der Bevölkerung sagen, sie fühlen sich wohl damit, vor den Augen ihres Partners oder ihrer Partnerin zum Orgasmus zu kommen. Menschen erleben ihren Orgasmus als qualitativ besser, wenn sie dabei gesehen werden. Sie kommen auch eher gleich mehrmals zum Höhepunkt als Menschen, die ihren kleinen Kontrollverlust am liebsten vor dem Partner verbergen möchten. Wer einen guten Orgasmus will, findet ihn: im Hier und Jetzt.