Neuer Paukenschlag rund um René Benkos Immobilienkonzern Signa: Eine Tochterfirma soll kurz vor der Insolvenz mehr als 300 Millionen Euro an zwei Gesellschaften verliehen haben, in denen Benkos Stiftung größte Gesellschafterin ist. Die Investoren wurden darüber anscheinend nicht informiert.
Wie die „Financial Times“ (FT) am Donnerstag berichtete, floss das Geld von der Signa Development, eine der drei Hauptgesellschaften, offenbar in zwei Tranchen an die beinahe gleichlautenden Unternehmen Laura Finance Holding GmbH (rund 125 Millionen Euro) und Laura Holding GmbH (rund 190 MIllionen Euro). Das würden entsprechende Finanzdokumente zeigen.
Stiftung trägt Namen von Benkos Tochter
Größte Gesellschafterin beider Unternehmen ist die in Innsbruck ansässige Laura Privatstiftung (42,1%). Die Stiftung trägt den Namen von Benkos Tochter. Stifter sind hier René Benko und seine Mutter Ingeborg. Diese kontrolliert laut Firmenbuch die Stiftung weiterhin.
Signa Holding beantragt Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung
Unterdessen wurde Donnerstagmittag bekannt, dass es beim Insolvenzverfahren der Signa Holding zu einer wesentlichen Änderung kommt. Beantragte die Signa Holding am 29. November noch ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, so hat der Sanierungsverwalter Christof Stapf nun den Wechsel in ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, geht aus einer Aussendung hervor. Kommt es tatsächlich zu dieser Änderung, sind die Gläubiger die Leidtragenden.
Bei einem Verfahren mit Eigenverwaltung muss ihnen eine Quote von mindestens 30 Prozent angeboten werden, bei einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung sind es mindestens 20 Prozent der Forderungen, die im Rahmen des Verfahrens bedient werden müssen. Laut Insolvenzantrag belaufen sich die Passiva der Holding auf 5,26 Mrd. Euro, wovon allerdings nur rund 252 Mio. Euro besichert sind. Die Quote für die Gläubiger hängt letztlich von den Verhandlungen über den Sanierungsplan ab. Die Sanierungsplantagsitzung der Signa Holding ist für Ende April geplant.
Zurück zur heimlichen Millionen-Verschiebung innerhalb des Benko-Reichs. Die Verbindungen der Laura Privatstiftung mit Benkos Privatvermögen sind eng. Ihren Tochtergesellschaften gehören unter anderem Benkos Privatresidenz in Innsbruck und sein Winterdomizil Chalet N im Nobelskiort Oberlech am Arlberg.
Einzelheiten kamen erst am 29. Dezember ans Tageslicht
Einzelheiten zu den Übertragungen an die Laura-Gesellschaften seien laut Bericht erst am 29. Dezember ans Licht gekommen, als die Gläubiger nach wochenlangem Schweigen Dokumente von Signas Anwälten zum Insolvenzverfahren und zur Bilanz der Gruppe erhielten. Den Gläubigern wurde angeblich nicht erklärt, wozu die Überweisungen dienten, sagten Personen aus dem Umfeld der Kreditgeber gegenüber der FT.
Der Scheitern von Signa, zu dessen Portfolio auch Beteiligungen an den Londoner Selfridges und dem Berliner KaDeWe gehören, war ein deutliches Zeichen für die Spannungen auf dem europäischen Gewerbeimmobilienmarkt nach einem Zinsanstieg. Doch Kreditgeber, die Verluste in Milliardenhöhe erleiden, werfen nun die Frage auf, wie das komplexe, fremdfinanzierte Unternehmensgeflecht unter der effektiven Kontrolle seines 46-jährigen, politisch vernetzten Milliardärs-Gründers geführt wurde.
Auszug aus dem Bericht der „Financial Times“
Die „Financial Times“ sprach mit Signa-Gläubigern und Beratern der Gruppe und überprüfe laut eigener Aussage drei Jahre lang interne Abschlüsse, Aktionärspräsentationen und nicht-öffentliche Insolvenzanträge für Signa Development, um Informationen über die Übertragungen zu untermauern.
Zusätzlich zu den Zahlungen an die Laura-Gesellschaften überwies Signa Development Hunderte von Millionen Euro an andere Unternehmen der Signa-Gruppe. Laut der Insolvenzerklärung von Signa Development rechnet der Verwalter nicht damit, dass er etwas zurückbekommt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.
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