Für Kritiker „Folter“

USA: Erste Hinrichtung mit Stickstoff vollstreckt

Ausland
26.01.2024 06:51

Im Bundesstaat Alabama ist erstmals in der US-Geschichte ein zum Tode verurteilter Häftling mit Stickstoffgas hingerichtet worden. Der wegen Mordes verurteilte Kenneth Smith wurde am Donnerstagabend im Gefängnis der Stadt Atmore mit der umstrittenen neuen Hinrichtungsmethode getötet, wie Alabamas Generalstaatsanwalt Steve Marshall mitteilte. Der 58-Jährige wurde demnach um 20.25 Uhr Ortszeit für tot erklärt, 29 Minuten nach Beginn der Hinrichtung.

Die Vereinten Nationen hatten Alabamas Vorgehen im Vorfeld verurteilt und wegen des Einsatzes einer noch nie getesteten Hinrichtungsmethode von möglicher „Folter“ gesprochen. Bei der sogenannten Stickstoff-Hypoxie wird dem Häftling über eine Gesichtsmaske reiner Stickstoff zugeführt, wodurch er keinen Sauerstoff einatmen kann und stirbt.

Alabama ist einer von drei US-Bundesstaaten, die eine Hinrichtung mit Stickstoffgas erlauben. Bisher war diese Methode in den USA aber noch nie angewandt worden.

Der Auftragsmörder Kenneth Eugene Smith (Bild: Alabama Department of Corrections, Lifes_Sunday, Adobe Stock, Krone KREATIV)
Der Auftragsmörder Kenneth Eugene Smith

Auftragsmord im Jahr 1988
Smith war zum Tode verurteilt worden, nachdem er 1988 im Auftrag eines Pastors dessen Ehefrau Elizabeth Sennett ermordet hatte. Das Todesurteil sollte 2022 mit einer Giftspritze vollstreckt werden. Damals gelang es Gefängnismitarbeitern aber nicht, einen Zugang zur Verabreichung des Giftes zu legen.

Mike Sennett, Sohn von Elizabeth Sennett, und andere Familienmitglieder nach der Hinrichtung von Kenneth Eugene Smith (Bild: The Associated Press)
Mike Sennett, Sohn von Elizabeth Sennett, und andere Familienmitglieder nach der Hinrichtung von Kenneth Eugene Smith

„Alle sagen mir, dass ich leiden werde“
Deswegen wurde Smith nun mit Stickstoffgas hingerichtet. Mehrere Versuche, die Hinrichtung mit juristischen Mitteln zu stoppen, waren zuvor gescheitert, unter anderem vor dem Supreme Court in Washington. Smith hatte im Dezember in einem Radio-Interview gesagt, er habe unglaubliche Angst vor der Hinrichtung. Er sei noch „traumatisiert“ vom 2022 gescheiterten Hinrichtungsversuch. „Alle sagen mir, dass ich leiden werde.“

Alabamas Kammer für tödliche Injektionen in der Holman Correctional Facility in Atmore (Bild: AP)
Alabamas Kammer für tödliche Injektionen in der Holman Correctional Facility in Atmore

UN-Sprecherin verurteilt Hinrichtungsmethode
Die Sprecherin des UN-Menschenrechtskommissariats in Genf, Ravina Shamdasani, hatte vergangene Woche den geplanten Einsatz der „neuen und nicht getesteten“ Hinrichtungsmethode verurteilt. Das könnte gemäß internationalem Recht „Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung“ gleichkommen.

Der Bundesstaat Alabama argumentierte dagegen in einem Gerichtsdokument, der Einsatz von Stickstoffgas sei „vielleicht die humanste jemals entwickelte Hinrichtungsmethode“. Stickstoffgas wird manchmal zum Töten von Tieren verwendet.

USA: 24 Todesurteile im Vorjahr vollstreckt
Die USA sind eine der wenigen Industrienationen, die noch Menschen hinrichten. Im vergangenen Jahr wurden in dem Land 24 Todesurteile vollstreckt, allesamt mit Giftspritzen. 1999 war in den USA das bisher letzte Mal ein Häftling mit Gas hingerichtet worden. Damals wurde Hydrogencyanid, auch bekannt als Cyanwasserstoff oder Blausäure, eingesetzt.

Die Todesstrafe ist in den USA umstritten. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup stehen 53 Prozent der US-Bürger hinter der Todesstrafe für verurteilte Mörder. Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 1972.

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