Nach mehr als einem Jahr bekommt das Bundesverwaltungsgericht wieder einen Präsidenten. Christian Filzwieser sei top qualifiziert und stehe über den Parteien, hieß es am Freitag. Filzwieser leitet seit Oktober 2022 die Gruppe V/B (integrierte Grenzverwaltung, Fremdenpolizei, Asyl und Rückkehr) im Bundesministerium für Inneres.
Seitens der Grünen hieß es, dass er sich bei Behörden, Richterinnen und Richtern sowie der Zivilgesellschaft gleichermaßen Anerkennung und Respekt erarbeitet hätte. Tatsächlich war er aber nur der drittgereihte Kandidat für den Posten. Die Besetzungskommission hatte Sabine Matejka, Vorsitzende des Bezirksgerichts in Wien-Floridsdorf und bis August auch Präsidentin der Richtervereinigung, auf den ersten Platz gesetzt. Laut den Grünen scheiterte ihre Wahl an der ÖVP. Die Entscheidung habe nicht mehr aufgeschoben werden können, hieß es seitens der Partei.
Matejka hatte zuvor bereits einen Gang zur Gleichbehandlungskommission in Erwägung gezogen. Ihre Funktion als Präsidentin der Richtervereinigung hatte sie in der Debatte eigens zurückgelegt.
NGOs: „Kein Zweifel an Fähigkeiten“
Am Freitag begrüßten mehrere NGOs wie Amnesty International das Ende der Blockade. „Es gab nie einen Zweifel an der Fähigkeit der von der Kommission vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten. Die ewige Untätigkeit der Regierung hat jedoch den Eindruck erweckt, dass die interimistische Betreuung und die verzögerte Nachbesetzung parteipolitisch motiviert gewesen sein könnten. Diese Farce hat das Vertrauen der Bevölkerung in die unabhängige Justiz enorm beschädigt“, sagte Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International, in einer Aussendung.
Die ewige Untätigkeit der Regierung hat den Eindruck erweckt, dass die interimistische Betreuung und die verzögerte Nachbesetzung parteipolitisch motiviert gewesen sein könnten.
Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International
Opposition ärgert sich über Regierung
Kritik kam auch von der Opposition. Es sei völlig unverantwortlich, die Leitung des größten Gerichts Österreichs aus parteipolitischem Hickhack über ein Jahr nicht nachzubesetzen. Auch der Vize-Klubchef der NEOS, Nikolaus Scherak, sieht eine Farce. Bei der Personalbesetzung sollte einzig und allein zählen, wer der oder die Beste sei. Die SPÖ gestand immerhin die fachliche Eignung Filzwiesers zu.
Derzeit wird das Bundesverwaltungsgericht provisorisch von Michael Sachs geleitet. Filzwiesers Vorgänger Harald Perl ging bereits 2022 in Pension.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.