Wohlige Klänge mit surrealen Texten und viel Inhalt in der Metaebene - das ist die Grundbasis des Ersten Wiener Heimorgelorchesters. Das Quartett veröffentlicht dieser Tage mit „Wo sind die Blumen gebleibt“ ein neues Album und beweist einmal mehr, dass das wirklich Interessante oft abseits des Mainstreams versteckt ist.
Vor exakt 30 Jahren hatten vier Freunde die kongeniale Idee, auf Kinderorgeln der Marke Casio oder Yamaha zu klimpern, und dazu dadaistisch-entlarvende Texte über den gemeinen Menschen und seine Verhaltensweisen zu kreieren. Was einst mit Cover-Versionen begann, wurde zu einem respektierten kulturellen Fixpunkt in der österreichischen Musiklandschaft. Das Erste Wiener Heimorgelorchester spielte mit Philipp Hochmair am Burgtheater, war Teil der Wiener Festwochen, gewann mit dem Song „Widerstand ist Ohm“ 2009 den renommierten Protestsongcontest im Wiener Rabenhof hat mit der „Mensch-Maschine“ ein legendäres Kraftwerk-Album gecovert.
Zwischen Rammstein und Beisl-Schlager
Die Besetzung blieb seither unverändert. Schriftsteller Daniel Wisser, dessen Bruder Florian, Jürgen Plank und Thomas Pfeffer tragen durchdachte und humorig-ironische Gedanken songdienlich in die Öffentlichkeit und mäandern damit zwischen Rammstein, Beisl-Schlager und Mambo Kurt, ohne sich dabei in ungute Extreme zu verstricken. Auf ihrem neuen Album fragt sich das Quartett u.a. „Wo sind die Blumen gebleibt?“, spielt „Einen Walzer im Viervierteltakt“, wagt kuriose Wortspiele in „Mai“ oder propagieren vereinend „Du bist nicht allein“.
Schon seit den frühen Ursprüngen wagt das Erste Wiener Heimorgelorchester stilistische Schlenker, die immer mit viel Stil und doppeltem Boden vorgetragen werden. 2016 vertonte man auf der EP „Rund“ etwa zwei Gedichte des österreichischen Schriftstellers Clemens Setz, mit dem 2018er-Album „Die Letten werden die Esten sein“ gelang es ihnen, auch in Deutschland und dem skandinavischen Raum für Aufsehen zu sorgen. Wer sich auf den Schmäh und die durchaus überlegten Kompositionen der Band einlässt, entdeckt hinter dem zierlichen Charme tiefste Metaebenen, die das Sein und Wesen des Österreichers genauso auszuloten wissen, wie die obskuren Absurditäten, die uns beinahe unsichtbar durch den Alltag begleiten.
Surreal aus Prinzip
Mit dem simplen Heimorgel-Chic stellt sich das Erste Wiener Heimorgelorchester seit drei Dekaden gegen Hochglanzproduktionen und künstliche Software-Elektronik, wie sie oft in ihrer Beliebigkeit austauschbar vor sich hin schlingert. Beim Wiener Quartett wird das Surreale zum Prinzip erhoben, weil man in einer bewusst schrägen Klangwelt auf sämtliche ungeschriebene Gesetze der Kommerzialisierung pfeift. Düstere Akkorde paaren sich mit heiteren Texten, fröhliches Liedgut mit entlarvender Düsternis. Oder um es mit den Worten der Band zu sein: „Wie uns alles gut erscheint, wenn es sich reimt. Alles passt zusammen, Äpfel, Birnen und Bananen“. Noch Fragen?
Live in Österreich
Live zu sehen ist das Erste Wiener Heimorgelorchester mit dem neuen Album „Wo sind die Blumen gebleibt“ am 17. Februar in der Pizzeria Camillo in Niederkreuzstetten, am 24. Februar in der Kurdirektion in Bad Ischl, am 2. März im Grazer Theater am Bahnhof und am 15. März im Museum Arbeitswelt in Steyr. Unter www.ewho.at gibt es alle weiteren Infos zu Live-Konzerten und den Tickets dazu.
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