Die Akademie der Wissenschaften will endgültig klären, was es mit der typischen Dialektfärbung des „Meidlinger L“ auf sich hat. So viel Hingabe an eine Ur-Wiener Angelegenheit verlangt förmlich nach einer Auszeichnung.
Wissenschaft will Vermutungen mit Fakten bestätigen oder widerlegen. Bei der Akademie der Wissenschaften geht es da aktuell etwa um die Auswirkung von Dunkelheit auf Quanteneffekte, um die Ausmaße des antiken Poseidon-Tempels im griechischen Kleidi-Samikon - und um das „Meidlinger L“.
Die Phonetikerin Eva Reinisch will mit ihrem Team die vielen Behauptungen zur urwienerischen Dialektfärbung durch gesicherte Forschungsergebnisse ersetzen. Denn so ziemlich jeder in der Stadt hat eine Meinung dazu, wie der L-Laut zu klingen hat - aber es geht dabei um ganz verschiedene „L“s.
Wie das richtige L „in den Köpfen“ der Wiener klingt, will Reinisch mit einer streng wissenschaftlichen - und von der Stadt finanziell unterstützten - Forschungsanordnung herausfinden:
Eine Liste von Worten wurde erarbeitet, die von einer Sprecherin mit jeweils ganz verschiedenen L-Aussprachen vorgetragen wird. Derzeit wird die lange Liste zusammengestrichen, damit bis Frühling ein überschaubarer Online-Test (unter oeaw.ac.at/isf) übrig bleibt, bei dem sich jeder das für einen selbst „richtige“ Meidlinger L unter den verschiedenen Aussprachevarianten aussuchen kann.
Wir interessieren uns für das Meidlinger L, weil das als typisch Wienerisch gilt. Die Frage ist aber: Was ist das genau? Studien sind sich da nicht so einig.
Phonetik-Forscherin Eva Reinisch
Reinisch hofft auf eine rege Teilnahme, denn für sie steht fest: Nur die Wiener selbst können entscheiden, wie ein Meidlinger L zu klingen hat.
Allein, weil die Forscher damit beweisen, dass Wissenschaft nichts mit Elfenbeintürmen zu tun hat, sondern mit allen Dingen, die uns umgeben - bis hin zum L aus Meidling - sind sie unsere Wiener der Woche.
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