Blauer Schimmer. „Es wird die Entscheidung sein zwischen ihm und mir“ - der Schluss- und Kernsatz in der groß inszenierten Wahlkampf-Auftaktrede von ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer am Freitag in Wels. Wen Nehammer mit „mir“ meinte, ist klar, natürlich sich selbst. Wen er mit „ihm“ meinte, auch: FPÖ-Chef Herbert Kickl, den in allen Umfragen derzeit Erstplatzierten. Nehammer, mit der ÖVP nur Umfrage-Dritter, versucht, alles auf ein Duell gegen den FPÖ-Chef zuzuspitzen. Wobei es kein Kampf gegen die Blauen ist, schon gar nicht gegen deren Sympathisanten. Denn ÖVP und FPÖ trennt im Stil zwar einiges, inhaltlich dagegen wenig. So könnte passieren, dass, wie Blau-Denker Andreas Mölzer in der „Krone“ schrieb, die Wähler lieber zum blauen Schmied als zum türkis-schwarzen Schmiedl gehen. Möglich freilich auch, dass sie den freundlicheren Kandidaten wählen, wenn dessen Politik ohnehin kräftig blau schimmert.
Rote Randfigur. Die Wähler könnten sich allerdings auch für einen entscheiden, von dem in der Freitags-Nehammer-Show gar keine Rede war: SPÖ-Chef Andreas Babler. Ob es für die ÖVP ein Erfolgsrezept sein wird, den Roten zur Randfigur zu degradieren? Im Interview für die Sonntags-„Krone“ legt Karl Nehammer da sogar noch nach. Auf seine Duell-Zuspitzung angesprochen meint er, Babler spiele keine Rolle, „weil ich Amtsinhaber bin und Kickl mich herausfordert“. Ob nicht auch ein Dreikampf möglich wäre? Da greift der Kanzler ganz tief, meint „wenn man sich die Fäkalsprache von Andreas Babler anschaut, dann sieht man seine Verzweiflung“. Der „Verzweifelte“ selbst meldete sich gestern im Ö1-Interview zu Wort, verwies darauf, „dass die ÖVP fast einen Heiratsantrag an die FPÖ als Juniorpartner abgegeben hat“, ein Kanzler-Duell zwischen Nehammer und Kickl sieht er auch nicht. Babler: „Die ÖVP ist abgeschlagen, wir sind in Schlagdistanz“. Nun gehe es darum, „Blau-Schwarz zu verhindern“. Ja, es geht bei den Wahlen um mehr als nur um eine Entscheidung zwischen Nehammer und Kickl. Und so soll es in einer Demokratie auch sein.
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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