Mit lautem Applaus wurde Schauspieler Lars Eidinger bei seinem Gastspiel im Linzer Schauspielhaus in Linz begrüßt - Vorschusslorbeeren, die weniger der Lesung aus Brecht-Texten, sondern dem Ruf des Ex-Jedermanns, Theater- und Filmstars geschuldet waren. Und dann gelang ein radikaler und beeindruckender Abend!
Vor einer grasgrünen Plastikplane stand Lars Eidinger, der den Kult-Autor Berthold Brecht bereits im Film „Brechts Dreigroschenoper“ dargestellt hatte. Jetzt hatte er ein kleines Heft in der Hand, rezitierte vor dem Mikrofon aus der, in der Zeit zwischen 1916 bis 1925 geschriebenen, Gedichtsammlung „Hauspostille“: Unprätentiös, ganz dem Werk verpflichtet.
Asozial und aber menschlich
„Das Schicksal des Menschen ist der Mensch“ begann er. Mit Gedichten wie „Apfelböck oder die Lilie auf dem Feld“, „Vom Mitmenschen“ oder „Orges Antwort, als ihm ein geseifter Strick geschickt wurde“ über Asoziales, allzu Menschliches und Morbides hätte der Vortrag auch zu einem „Brecht-Hochamt“ werden können.
Weill, Beatles und ein Rätsel
Das Publikum getraute sich erst nach der Hälfte der Zeit den Rezitator mit Zwischenapplaus zu würdigen. Fast erlösend waren da die musikalischen Brüche, Eidinger wurde begleitet vom genialen Hans-Jörn Brandenburg an Klavieren und Laptop, die Musik stammte nicht nur Kurt Weill, sondern auch von den Beatles. Zusammen ergab dies ein radikales Kunstwerk, zu dem auch Lars Eidingers Aufzug in Schlabberhosen und Shirt zu passen schien.
Das Rätsel um seine Klamotten löste der Schauspieler aber am Ende des Abends: Sein Koffer mit dem Bühnenanzug à la Brecht war in Frankfurt hängengeblieben.
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