Schlaflose Nächte. Frust. Zukunftsängste. Italien-Legionär Marlon Mustapha ist am Boden zerstört. Was aber nicht an seinem durchwachsenen Halbjahr bei Zweitligist Como (torlos in sieben Einsätzen) liegt. Sondern am Einberufungsbefehl des österreichischen Bundesheers. Am 8. Jänner hätte der 22-Jährige seinen Dienst in der Maria-Theresien-Kaserne antreten sollen, blieb diesem aber fern – und brach für seine Fußball-Karriere damit bewusst das Gesetz!
Im schlimmsten Fall droht Mustapha bei einer Einreise eine Haftstrafe von einem Jahr. „Das war die schwerste Entscheidung meines Lebens. Ich habe wirklich alles versucht, wollte mich ja nicht querstellen“, seufzt Mustapha. „Ich hatte aber weder die Möglichkeit, zum Heeressport zu gehen, noch den Wehrdienst aufzuschieben.“ Bis zum 35. Lebensjahr können Österreicher zum Grundwehrdienst eingezogen werden, will er – Stand jetzt – der Heimat den Rücken kehren. Wobei die Strafe (je nach Ausmaß) freilich bestehen bleibt. „Es bricht mir wirklich das Herz, nie für mein Land spielen zu können, meine Familie und Freunde nicht mehr sehen zu dürfen.“
Zur Causa: Seit 2018 ist der Ex-U21-Teamstürmer wehrpflichtig. Während seiner Admira-Leihe 2021/22 erfolgte dann die Musterung, wurde der Wiener in Folge zweimal einberufen. „Zu dieser Zeit war ich aber nachweislich verletzt. Ich habe mich dann mit einem Schreiben ans Heer gewandt, um eine Lösung gebeten.“ Die zum Leidwesen des damaligen Mainz-Legionärs eben ausblieb ...
Mustapha, der 2020 seinen ersten Profivertrag in Deutschland unterschrieb, stets einen ausländischen Arbeitgeber hatte, versteht die Welt nicht mehr. „Karim Onisiwo, Stefan Posch, Phillipp Mwene, Muhammed Cham – keiner von meinen Legionärskollegen war meines Wissens bisher beim Heer. Und ich werde wie ein Schwerstbrecher behandelt“, legte er einen letzten finalen Einspruch gegen den Bescheid ein.
Bei mir hängen Existenzen dran, ich habe zudem jahrelang für diese Chance gekämpft!
Como-Legionär Marlon Mustapha
Das Bundesheer wollte oder durfte sich aus Datenschutzgründen nicht dazu äußern, betonte jedoch, dass jeder einzelne Fall auf „Herz und Nieren“ durchleuchtet beziehungsweise geprüft wird. „Bei mir hängen Existenzen dran“, seien ihm die Hände gebunden. Setzt er für den Grundwehrdienst für sechs Monate aus, könnte Como offenbar wegen Vertragsbruch klagen. „Ich habe zudem jahrelang für diese Chance gekämpft! Als Fußballer hast du womöglich nur zehn Jahre, um dir etwas aufzubauen.“ Wie es weitergeht? Entscheidet das Gericht. Mit Como-Neuzugang Matthias Braunöder (kam von der Austria) wird er auf jeden Fall im Frühjahr nicht zusammenspielen.
Leihe nach Deutschland
Marlon wechselt per Leihe zum deutschen Zweitligisten Düsseldorf.
„Ich versuche jetzt, das Ganze hinter mir zu lassen, mich endlich auf den Fußball zu konzentrieren.“ Was bei all den Störgeräuschen zu einer echten Mammutaufgabe wird ...
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