Karl Nehammers große Rede liegt jetzt auch schon wieder eine gefühlte Ewigkeit zurück. Ein merkwürdiges Detail sollte aber nicht in Vergessenheit geraten: Unmittelbar nach dem Ende der TV-Übertragung der Welser ÖVP-Show brachte der ORF eine uralte Aufzeichnung der „Löwinger Bühne“. Das Stück wirkte wie eine Botschaft aus einer untergegangenen Welt ewiger Sicherheit. Ganz so wie früher als sich an den Samstagnachmittagen die Familien beim Guglhupf zu den Heimatfilmen mit Hans Moser, Romy Schneider und Josef Meinrad vor den Fernsehgeräten versammelten.
Hinter der Löwinger-Posse nach dem Nehammer-Stück lag sicher keine gute oder böse Absicht des ORF. Es war wohl wie so oft bei Zufällen bloß eine Gedankenlosigkeit, die das heutige Gefühl einer allgegenwärtigen Nostalgie erfasste. Wer die Nostalgie, ein medizinischer Begriff den Schweizer Ärzte vor 350 Jahren für Heimweh erdacht haben, heilt oder lindert, kann in der Politik mit Wahlerfolgen rechnen.
Wer also kritisiert, dass sich in Nehammers Rede und Interviews kaum Fantasien für die Zukunft fänden, übersieht, dass in unserer Zeit des Verlusts alter Gewohnheiten bei vielen Menschen gar kein Bedarf an gröberen Veränderungen besteht. Da könnte die politische Idee der ÖVP nach dem Prinzip, am besten nichts Neues und Zurück als das neue Vorwärts, schlau kalkuliert sein.
Für das turbulente Welttheater wird das Modell „Löwinger Bühne“ auf Dauer aber eher nicht reichen.
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