Tierecke-Interview

Blutspende: So wird Ihr Haustier zum Lebensretter

Tierecke
31.01.2024 14:26

Genau wie Menschen können auch Tiere auf eine Bluttransfusion angewiesen sein. Die wenigsten Tierhalter wissen jedoch, dass ihr Hund oder ihre Katze Blut spenden und damit Artgenossen das Leben retten kann. Die „Krone“ hat in der Vetmeduni Wien nachgefragt, wie eine Blutspende bei Haustieren abläuft und welche Vorteile dieser Beitrag mit sich bringt.

Wir wissen, dass Blut von und für Menschen über Leben und Tod entscheiden kann. Doch weit weniger bekannt ist, dass eine Blutspende auch in der Veterinärmedizin ein essenzielles, aber rares Gut ist. 

Erst wenige Wochen ist es her, dass ein Kollege verzweifelt in der „Krone“-Tierecke stand, weil sein Hund akut eine überlebensnotwendige Bluttransfusion benötigte.

„Die meisten Tierhalter wissen leider nicht, dass es die Möglichkeit zum Blutspenden bei Hund und Katze gibt. Dabei könnten viele Leben, beispielsweise nach einem Autounfall oder bei einer Vergiftung, damit gerettet werden, wenn das bekannter wäre“, so Maggie Entenfellner, Leiterin der „Krone“-Tierecke-Redaktion.

Interview
„Wenn Tiere Blut brauchen“

Tierarzt Mag. Lukas Huber von der Universitätsklinik für Kleintiere an der Vetmeduni Wien klärt im Gespräch mit der „Krone“ über die Notwendigkeit, Voraussetzungen und auch Vorteile von Blutspenden für Hunde und Katzen auf.

„Krone“: Herr Mag. Huber, wann werden Blutspenden gebraucht?
Mag. Lukas Huber: Es gibt viele tiermedizinische Notfälle, die eine Bluttransfusion für Hunde und Katzen erforderlich machen wie zum Beispiel bei starkem Blutverlust nach einem schweren Unfall oder bei schweren Operationen. Aber auch bei Vergiftungen durch Rattengift, Infektionskrankheiten, wie etwa durch von Zecken übertragene Erreger wie Babesien, Autoimmunerkrankungen oder Blutgerinnungsstörungen kann eine Blutspende lebensrettend sein.

Welche Voraussetzungen sind zum Blutspenden notwendig?
Das ist bei Katze und Hund unterschiedlich. Für beide Arten gilt: Das Tier muss über ein Jahr alt und in einem guten gesundheitlichen Allgemeinzustand sein. Es muss alle erforderlichen Impfungen sowie einen adäquaten Ektoparasitenschutz aufweisen. Es darf keine Medikamente verabreicht bekommen. Es sollte im Vorfeld auf häufige übertragbare Infektionskrankheiten getestet worden sein. Und es darf selbst keine Bluttransfusion erhalten haben. Ein Gewicht von mehr als 15 bis 20 Kilogramm ist für Hunde empfohlen. Katzen sollten mindestens dreieinhalb Kilogramm wiegen. Das Tierwohl steht im Vordergrund. Fürs Blutspenden sind generell ängstliche oder zu lebhafte Tiere ohne entsprechendes Training also ungeeignet.

Tierarzt Mag. Lukas Huber bei der Voruntersuchung des tierischen Blutspenders „James“. (Bild: Lukas Huber)
Tierarzt Mag. Lukas Huber bei der Voruntersuchung des tierischen Blutspenders „James“.

Wie läuft eine Blutabnahme ab?
Das spendende Tier wird allgemein untersucht und eine Blutprobe entnommen. Das Labor prüft dann, ob alle Werte im Normalbereich liegen (Blutbildanalyse, etc.) und bestimmt die Blutgruppe. Passt alles, steht der Blutspende nichts im Weg. Die Prozedur bei einem unkomplizierten Ablauf beim Hund dauert etwa 15 bis 20 Minuten lang. Katzen werden leicht sediert. Die Menge an entnommenem Blut wird individuell für jedes Spendertier berechnet. Beim Hund können bis zu 450 Milliliter Blut entnommen werden, bei Katzen je nach Körpergröße etwa 50 Milliliter.

Können alle Rassen Blut spenden und empfangen?
Ja, die Rasse spielt per se keine Rolle. Sowohl Mischlinge als auch Rassehunde oder -katzen sind zugelassen, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen. Ein Schäfer kann also beispielsweise für einen Chihuahua zum Blutspender werden. Natürlich müssen die Blutgruppen kompatibel sein.

Kann die Blutspende dem Tier schaden? 
Blutspenden ist für gesunde Tiere ungefährlich. Die gespendete Blutmenge kann vom Organismus schnell wieder ausgeglichen werden.

Gibt es Vorteile für mein Haustier, wenn es Blut spendet? 
Ja. Die Tiere können den Besuch beim Tierarzt und die Blutspende selbst bei gutem Handling durchaus als positiv erfahren und verlieren oft die Scheu vor dem Tierarztbesuch. Weiters wird jedes Tier klinisch untersucht und diverse Blutuntersuchungen werden im Vorfeld durchgeführt. Dies ist für den Halter des Tieres meist gratis und dabei können oft andere bisher unentdeckte Probleme gefunden werden.

Wie oft und wo kann man Blut spenden? 
Gesunde Hunde dürfen drei- bis viermal jährlich Blut spenden. Katzen alle sechs Monate. Wenn man sich entschließt, das eigene Tier für eine Blutspende zur Verfügung zu stellen, sollte man diese Bereitschaft beim Haustierarzt kundtun und um ein Beratungsgespräch bitten. Einige Praxen/Kliniken führen eine Blutspenderdatei und sind hierbei auf flexible Hundebesitzer, die mit ihrem Tier relativ schnell in die Klinik kommen können, angewiesen. Denn vorwiegend handelt es sich um nicht planbare Notfälle. Und dann zählt jede Minute!

Vielen Dank für das Interview, Herr Mag. Lukas Huber.

Tierische Helden gesucht
Die benötigte Menge an Transfusionen nimmt stetig zu, allerdings reicht die Menge der Spenden leider oftmals nicht aus, um den Bedarf zu decken. Viele tierärztliche Praxen beziehungsweise Kliniken bieten die Möglichkeit des Blutspendens an. Informieren Sie sich bei Ihrem Tierarzt, ob Ihr Tier ein geeigneter Blutspender ist - um im Notfall Leben retten zu
können.

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