Nächster Knalleffekt in der Causa Signa: Die KaDeWe-Gruppe, die auch gerade das Lamarr-Kaufhaus auf der Wiener Mariahilfer Straße bauen lässt, meldet Insolvenz an. Davor war bekannt geworden, dass die Gläubiger der Signa Holding Forderungen von 8,613 Milliarden Euro angemeldet hatten.
Die deutsche Handelsfirma KaDeWe Group mit den Nobel-Kaufhäusern KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb der Häuser läuft aber weiter, so das Unternehmen laut deutschen Nachrichtenagenturen am Montag. In Wien steht vom geplanten Kaufhaus Lamarr bisher erst der Rohbau.
Holding-Gläubiger wollen 8,6 Milliarden Euro
Am Montag war zudem bekannt geworden, wie es mit der Signa Holding nun weitergeht, nachdem die Gläubiger ihre Forderungen angemeldet hatten. In einem ersten Schritt wurden von den bisher 302 Forderungsanmeldungen nur 80,3 Millionen Euro anerkannt, 8,533 Milliarden Euro vorläufig bestritten, geht aus dem Bericht, den Insolvenzverwalters Christof Stapf am Montag der Gläubigerversammlung vorgelegt hat, hervor.
Viele Forderungen wurden aber erst spät oder nach Ablauf der Anmeldungsfrist eingebracht. Und bei einem Drittel der Forderungen wurden nicht die entsprechenden Unterlagen zum Nachweis der Ansprüche vorgelegt, geht aus dem Prüfbericht hervor.
Höhe der Forderungen könnte noch steigen
Es ist also davon auszugehen, dass die Höhe der anerkannten Forderungen noch kräftig steigen wird. Denn die Gläubiger können innerhalb von zwei Monaten ihre Forderungen durch eine Klage beim Insolvenzgericht geltend machen. Und der Insolvenzverwalter wiederum prüft die Forderungen und wird sie gegebenenfalls anerkennen. „Es wird an den Gläubigern liegen, die für eine ordnungsgemäße Bearbeitung der Forderungsanmeldungen erforderlichen Unterlagen über das Insolvenzgericht zur Verfügung zu stellen“, sagte Stapf laut einer Presseaussendung des Insolvenzverwalters.
Rund 5,1 Milliarden Euro der bisher angemeldeten Forderungen entfallen auf Haftungsansprüche aus Garantien und Patronatserklärungen und 1,6 Milliarden Euro auf Passiva aus gruppeninternen Zahlungen. Wobei letztere - sogenannte „Intercompany-Verbindlichkeiten“ - vom Insolvenzverwalter vollständig bestritten wurden. Und 1,04 Milliarden Euro entfallen auf Darlehensverbindlichkeiten.
Vergleichsweise moderat fallen die Schadenersatzforderungen mit 124 Mio. Euro und 33 Mio. Euro an Honorarforderungen aus. Außenstände aus Lieferungen und Leistungen, öffentlichen Abgaben und Mietforderungen summieren sich auf 2,7 Mio. Euro, geht aus dem Bericht hervor.
Zwei Schiedsklagen noch offen
Unabhängig davon sind noch zwei Schiedsklagen von Mubadala (VAE) und AM1 (Al Mirqab Capital, Katar) offen: Es geht dabei um die Zahlung von 713 bzw. 296 Millionen Euro. Die Signa Holding hat wegen der Insolvenz die Unterbrechung beider Verfahren beantragt.
Aktuell wird nicht nur das nicht benötigte Umlauf- und Anlagevermögen verkauft - auch Beteiligungen wie die Signa RFR US Selection, Kadens Capital sowie die Medienbeteiligungen sollen verwertet werden. Deloitte wurde mit der Bewertung der Beteiligungen betraut, Verhandlungen über den Verkauf dieser Beteiligungen seien im Laufen. Weiters erstellen Stapf und Deloitte einen Finanzierungsplan und prüfen die Werthaltigkeit der Aktivforderungen. Außerdem werde auch die Anfechtbarkeit mehrerer Geschäftsfälle im Zeitraum von zwölf Monaten vor der Insolvenzeröffnung untersucht.
Schweiz muss Insolvenzverfahren erst anerkennen
In der Schweiz muss erst das Insolvenzverfahren der Signa Holding anerkannt werden, um überhaupt Informationen zum Nachlassverfahren der schweizerischen Tochtergesellschaften der schweizerischen Signa Retail zu erhalten.
Da die Insolvenzverwalter der Signa-Gruppe unterschiedliche Interessen zu vertreten haben, gibt es bisher kein gruppenübergreifendes Lenkungsgremium. Ein Gutachten soll nun die wechselseitigen Informationspflichten der Signa Development und Signa Prime mit der Insolvenzmasse der Signa Holding klären.
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