Schock für Polizistin

„Hat mich durch Visier des Sturmgewehrs angesehen“

Oberösterreich
30.01.2024 12:59

„Er hat mich durchs Visier des Sturmgewehres angeschaut“ - ihre Todesangst schilderte jene 23-jährige Polizistin, die vor einem Jahr in Leonding in Oberösterreich vom Auto eines irakischen Amoklenkers (42) niedergefahren und von ihm bedroht worden war. Der Angeklagte folgte den dramatischen Aussagen vieler Zeugen ungerührt.

„Ich bin froh, dass er nicht gestorben ist“ - das war die einzige, wenn auch wenig emotional vorgebrachte Regung des Angeklagten, nachdem der 28-jährige Kollege der Polizistin als erster Zeuge des Tages seine Aussage gemacht hatte.

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Ich wollte, dass die Polizisten mich erschießen.

Angeklagter

„Ich wollte, dass die Polizisten mich erschießen“, gab der Iraker zu Protokoll, warum er am 9. Jänner des Vorjahres, nachdem er beinahe seine Ehefrau umgebracht hatte, auf das Beamten-Duo zugerast war, das nach ihm fahndete.

„Wir hatten keine Chance, unsere Waffen zu benutzen“, sagen beide Polizisten und auch andere Zeugen schildern, wie der schwarze VW des Angeklagten aus der Kolonne ausgeschert und direkt auf die Beamten zugerast war. „Er hat sogar noch nachgelenkt, als wir versuchten, uns zu retten“, so die Polizistin. Ihr Kollege wurde voll gerammt, flog rund 15 Meter durch die Luft, blieb benommen und schwerstverletzt liegen. Beim Anprall flog ihm das Sturmgewehr vom Hals und blieb auf der Straße liegen.

Polizistin schoss auf Angreifer
Die am Bein gerammte Beamtin - sie erlitt Brüche, ist bis jetzt noch nicht dienstfähig - konnte es auch nicht erreichen. „Ich lag am Boden, merkte, dass ich verletzt war und als ich mich umdrehte, sah ich den Angeklagten. Er schaute mich durchs Visier des Sturmgewehrs an“, berichtet sie und weiter: „Da war es schon zu erwarten, dass er schießt.“ Die Polizistin konnte zu ihrem Gewehr greifen und feuerte in Richtung des Irakers.

„Ich bin nur noch gerannt, gerannt, gerannt“
Die Kugel verfehlte ihr Ziel, der Amokfahrer lief davon und bedrohte Autofahrer, um ihre Pkw zu erbeuten. „Er schoss in die Luft“, „Er hatte das Gewehr im Anschlag, bedrohte mich damit“, „Er schrie ,raus, raus, raus‘, „Er rief ,Schlüssel, Schlüssel, Schlüssel“" - mehrere Zeugen, die zum Tatort gekommen waren, schilderten, wie sich der Angeklagte vor Ort verhalten hatte und dass auch sie Todesängste ausstanden.

Ein Großaufgebot der Exekutive stand Anfang Jänner 2023 in Linz im Einsatz. (Bild: APA/FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR)
Ein Großaufgebot der Exekutive stand Anfang Jänner 2023 in Linz im Einsatz.

„Ich bin gerannt, gerannt, gerannt, bis ich zu einem Polizisten kam. Dann habe danach meine Mama angerufen und hab´ nur geheult“, berichtet etwa ein 23-Jähriger, den der Iraker aus seinem BMW Mini geholt und den Schlüssel abgenommen hatte.

Gutachten entscheidet
Mit einem anderen VW konnte der 42-Jährige schließlich flüchten, baute danach noch einen Unfall und konnte überwältigt werden. Am Dienstag werden noch weitere Zeugen befragt, am Donnerstag dann die Psychiaterin Adelheid Kastner. Ihr Gutachten wird über die beantragte Einweisung des Angeklagten in ein forensisches Zentrum entscheiden - das Urteil soll am Donnerstag erfolgen.

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