Sie wurde auf erstklassigen Ackerböden errichtet und sollte eine Goldgrube werden: Die top-moderne Shell-Tankstelle auf der Ödenburger Straße bei Siegendorf im Burgenland. Doch rund vier Monate nach der Eröffnung sieht die Realität anders aus. Ein „Krone“-Lokalaugenschein.
Im Oktober 2023 wurde bei Siegendorf eine neue Shell-Tankstelle eröffnet, die neben einem Forecourt-Dach und herkömmlichen Sprit-Zapfsäulen auch Ladestationen für Elektroautos, eine Waschstraße und einen Billa-Shop mit Café bietet. Doch egal zu welcher Tages- und Nachtzeit man daran vorbeifährt, immer herrscht tote Hose und das, obwohl täglich bis zu 25.000 Autos die Straße passieren.
Ganz anders stellt sich die Situation für die seit 1999 bestehende AVIA-Tankstelle weniger Meter weiter dar. Nicht nur zur Kerngeschäftszeit zwischen 04:30 und 9 Uhr herrscht dort reger Betrieb. Die „Krone“ hat nachgefragt, was die Ursachen dafür sein könnten. Immerhin bestechen beide Tankstationen durch eine günstige Lage und Mitarbeiter, die sowohl Deutsch als auch Ungarisch sprechen. Die Preise für Benzin und Diesel sind da wie dort annähernd gleich hoch. Shop-Produkte sind bei „Shell“ sogar teilweise günstiger.
Kundentreue und Zeichen des Protests
„Ich tanke seit vielen Jahren bei AVIA. Das wird auch weiterhin so bleiben, weil ich ein treuer Kunde bin“, sagt ein Pendler aus Sopron. „Mir ist Shell einfach nicht sympathisch“, erklärt eine Frau aus einer Anrainergemeinde.
„Die Shell-Tankstelle wurde gegen den Willen der Bevölkerung errichtet. Das war den feinen Herrschaften egal. Sie haben den Leuten hier ihre Äcker für billiges Geld abgeschwatzt, um Profit zu machen. Jetzt bekommen sie die Rechnung dafür präsentiert“, meint ein Mann aus Siegendorf in Anspielung an die Wiener Immobilienentwickler Christoph und Andreas Gottesheim, die den Bau der Shell-Tankstelle mitverantworten.
„Gut aufgestellt“
Shell-Pächter Walter Steeg von der WaDa Steeg GesmbH will sich zu dem zäh anlaufenden Geschäft nicht äußern. Lieber lässt er dem Konzern den Vortritt. „Im Bereich PKW sehen wir den Fokus in Zukunft klar in Richtung E-Mobilität. E-Autofahrern wird derselbe Komfort geboten, wie anderen Kunden, was sich an der steigenden Auslastung seit der Eröffnung vor Monaten widerspiegelt. Wir sind damit gut aufgestellt für die Zukunft und bereuen den Standort in keiner Weise“, heißt es vonseiten des weltweit größten Mineralöl- und Erdgasunternehmens, das zuletzt einen Gesamtumsatz von mehr als 386 Milliarden Dollar erzielte.
Umsatz im Sommer wird entscheidend
Und was sagt Erich Ehrenhofer, der Betreiber der AVIA-Tankstelle, zu der Situation? Sie gilt österreichweit als lukratives Flaggschiff der AVIA-Gruppe. „50 Prozent unserer Kunden sind Ungarn. Ihnen ist wurscht, ob die einheimische Bevölkerung gegen die Shell-Tankstelle war. Das interessiert sie null. Sie kommen zu uns, weil wir seit 25 Jahren einen guten Dienst am Kunden leisten. Wir haben eine gute Cafeteria und super-freundliches Personal.“
Seine Freunde hält sich dennoch in Grenzen: „Man muss abwarten, wie die Sommersaison läuft, weil es in dieser Region ja wahnsinnig viel Tourismusverkehr gibt. Erst dann wird sich herausstellen, wer wo tankt.“
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