7.45 Uhr Früh, das neue AUA-Powerduo Jaan Albrecht und Karsten Benz (ist schon um halb sechs Uhr Früh um den Ring gelaufen) ist putzmunter. Für die beiden sind 14-Stunden-Tage derzeit die Regel: Immerhin geht es bei der AUA, Österreichs mit Abstand größter Fluglinie, ums Überleben. Nach vielen Negativ-Schlagzeilen sehen die beiden aber schon Licht am Horizont.
"Krone": Herr Albrecht, wie viele Mitarbeiter werden die AUA verlassen und die Abfertigung kassieren?
Jaan Albrecht: Wir halten bei 120 Piloten und 220 Flugbegleitern. Die höchste Abfertigung für einen älteren Kapitän lag bei 550.000 Euro, mit sechs Prozent versteuert. Dass da selbst einige, die eigentlich bleiben wollten, nachdenklich wurden, ist verständlich. Aber insgesamt lag die Zahl der Abgänge im Rahmen unserer Erwartungen. Wir haben ja knapp 900 Piloten und rund 2.000 Bordmitarbeiter. Ich habe dennoch versucht, jeden Einzelnen im Unternehmen zu halten.
"Krone": Und wie viel hat der Übergang zur Tyrolean jetzt gekostet? Die Gewerkschaft klagt ja dagegen?
Albrecht: Wir gehen von rund 100 Millionen Euro aus. Das war unvermeidlich: Wenn man nach fünf Monaten Verhandlungen zu keinem Ergebnis kommt, muss man handeln. Aber wir sind bereit, jetzt einen neuen Kollektivvertrag für die Gruppe zu verhandeln.
"Krone": Ihr Paket sieht Einsparungen von 223 Millionen Euro vor, im ersten Quartal war aber der Verlust sogar noch eine Spur höher als im Jahr zuvor?
Albrecht: 2013 wird die AUA wieder mit Gewinn fliegen. Die Sparmaßnahmen wirken sich erst ab Mai und Juni aus, manche auch noch etwas später. Aber die jüngsten Zahlen stimmen uns zuversichtlich.
"Krone": Herr Albrecht, von außen hat man den Eindruck, dass alle Österreicher in Spitzenpositionen bei der AUA gefeuert werden und entweder deutsche oder Schweizer Manager einziehen?
Albrecht: Wir sind in einem internationalen Geschäft tätig. Da geht es weniger um die Nationalität als um die Erfahrung. Und die Leute, die wir gewinnen konnten, haben diese Erfahrung. Wie etwa der Schweizer Gaudenz Ambühl, der jetzt Tyrolean-Chef ist und zuvor die Swiss auf Gewinnkurs gebracht hat.
"Krone": Herr Benz, was bleibt von der AUA übrig?
Karsten Benz: Die Marke bleibt, der Charme, der Service, auch die Rolle des Flughafens Wien als Drehscheibe für die Osteuropaflüge. Do & Co bleibt ebenfalls unser Catering-Partner, wer jedoch ein volles Menü haben will, kann das künftig extra bis eine Stunde vor Abflug per Internet bestellen. Die Passagierzahl ist bei der AUA zuletzt um elf Prozent gestiegen. Was zeigt: Wir müssen neben den Einsparungen auch 60 Millionen Euro durch höhere Umsätze erwirtschaften.
Albrecht greift ein und ergänzt: Das ist der sogenannte "Benz-Faktor", wir haben in den ersten vier Monaten schon Rekordwerte erreicht, wenn die Kostensenkungen voll durchschlagen, wird das ein sehr erfreuliches Bild ergeben.
"Krone": Schön, schön, Herr Albrecht, dennoch befürchten manche, dass die Lufthansa die AUA zusperren könnte. Oder verkaufen, wie sie das mit British Midland gemacht hat.
Albrecht: Warum sollte sie das tun? Österreich ist weltweit der fünftwichtigste Markt für den Lufthansa-Konzern. Und es stimmt auch nicht, dass die Lufthansa die AUA geschenkt bekommen hat und sogar noch einen Haufen Geld dazu: Insgesamt hat die Lufthansa über eine Milliarde Euro in die AUA investiert. Das Geld vom Staat diente der Rückzahlung vorhandener Schulden. Dafür steckt die Lufthansa jetzt 140 Millionen Euro in den Umbau der Flugzeuge und die Flottenoptimierung.
"Krone": Herr Benz, die Ticketsteuer gibt es groteskerweise nur in Österreich und Deutschland. Wird sie jetzt fallen?
Benz: Uns wurde zugesichert, dass es zu einer Senkung kommen wird. Wir hoffen jeden Tag, die offizielle Bestätigung dafür zu bekommen.
"Krone": Dafür verschwindet jedoch die Marke "Lauda Air"?
Benz: Ja, die werden wir stilllegen und zwar ab dem Sommerflugplan 2013. Auch die Charter- und Städtereisen werden nur mehr unter der Bezeichnung "Austrian" angeboten. Dieser Freizeitbereich gehört zu unseren Kernkompetenzen, da haben wir viel vor.
"Krone": Herr Albrecht, während der zähen Verhandlungen wurde gejammert, dass das Betriebsklima schlecht sei, dass das nicht mehr "unsere AUA" sei.
Albrecht: Wir mussten den Umbau vornehmen, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Mit den alten Kostenstrukturen wären wir an die Wand geflogen, das ging absolut nicht. Wir mussten diese Altlasten beseitigen, um eine Chance für die Zukunft zu haben. Das "Kapitel Vergangenheit" haben wir damit zugeschlagen und ein neues geöffnet: Wir starten mit unseren Mitarbeitern neu durch, ich weiß, die Österreicher lieben die AUA, wir werden alles daran setzen, dass man wieder stolz auf das Unternehmen sein kann. Aber hätten wir die Kosten nicht gesenkt, so hätte auch das charmanteste Lächeln nichts mehr genützt. Jetzt sind wir wieder auf einem guten Kurs, alle, die bei uns geblieben sind, werden Spaß an den kommenden Erfolgen haben!
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