„Falsch investiert“

Dämmstoff-Firma Brucha insolvent: 500 Jobs wackeln

Wirtschaft
31.01.2024 11:09

Der Dämmstoffproduzent Brucha mit Sitz in Niederösterreich ist insolvent. Das Unternehmen beschäftigt rund 500 Mitarbeiter und hat weltweite Niederlassungen. Es wurde ein Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung gestellt: Den rund 700 betroffenen Gläubigern soll eine Quote von 30 Prozent angeboten werden. 

Das Unternehmen mit Sitz in Michelhausen im Bezirk Tulln produziert seit 75 Jahren Dämmstoffe für Industrie- und Gewerbebauten. Das Unternehmen betreibt laut Creditreform drei Geschäftsbereiche: Produktion und Verkauf von Dämmpaneelen, modularen Kühl- und Gefrierzellen sowie von PS-Dämmplatten. Brucha verfügt weltweit über Niederlassungen, der Vertrieb werde jedoch von Österreich und Deutschland aus geführt.

Das freie Aktivvermögen betrage im Liquidationsfall 34,4 Millionen Euro, dem Verbindlichkeiten von 75 Millionen gegenüberstünden, berichtete Creditreform. Das Unternehmen bewerte die frei verfügbaren Aktiva mit 17,4 Millionen Euro im Rahmen eines theoretischen Zerschlagungsszenarios und 18,9 Millionen Euro auf Basis der Buchwerte zum 31. Dezember 2023, teilte der KSV mit. Die Passiva wurden mit 74,2 Millionen Euro beziffert. Der AKV nannte gemäß vorgelegtem Vermögensstatus etwa 59 Millionen Euro an Verbindlichkeiten, von denen Eigenangaben zufolge rund 20,6 Millionen fällig seien.

Dieses Posting zeigt das Firmengelände von oben: 

Brucha soll an unrentablen Bereichen festgehalten haben
Die Insolvenz resultiere aus mehreren Faktoren, berichtete Creditreform, und verwies auf fehlerhafte Investitionsentscheidungen, insbesondere aufgrund unrealistischer Markteinschätzungen und mangelnder Rentabilitätsberechnungen, das Festhalten an unrentablen Geschäftsbereichen und Niederlassungen trotz anhaltender Verluste; sowie auf eine unzureichende finanzielle Planung und Überwachung. Das habe zu einer Verschärfung der Liquiditätsprobleme, letztlich zur Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung geführt. Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 30 Prozent ihrer Forderungen geboten, zahlbar innerhalb von zwei Jahren nach Annahme.

Insolvenzursachen laut Eigenangaben des Unternehmens sind dem KSV zufolge u.a. Fehlinvestitionen in maschinelle Ausstattung, hohe Quersubventionen in Vertriebsunternehmen in den USA, in Singapur und in der Schweiz, Kalkulationsfehler bei Großprojekten sowie Millionenaufwand durch Reklamationen und Reparaturschäden. Gespräche mit Banken und potenziellen Investoren seien ohne Ergebnis geblieben.

Das Abgleiten in die Insolvenz werde auf die schlechte Marktlage und mangelnde Vertriebsstruktur in der Schweiz zurückgeführt, die in weiterer Folge auch geschlossen worden sei, schrieb der AKV. Darüber hinaus sei es auch bei der Niederlassung in den USA zu Umsatzausfällen gekommen, ebenso in Singapur aufgrund von Corona-bedingten Einreisebeschränkungen. Weiters werde der Insolvenzverfall auf Reklamations- und Reparaturschäden, erhöhte Energiekosten sowie auf den Anstieg bei den Rohstoffpreisen zurückgeführt.

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