Mord im Copyshop

15 Jahre für tödlichen Schuss: „Alles voller Blut“

Gericht
31.01.2024 18:28

Ein verheerender Schuss oder gezielter Mord? Dieser Frage müssen sich die Geschworenen im Wiener Landesgericht stellen. Denn jener Iraner (35), der letzten Mai einen Landsmann in seinem Copyshop erschossen haben soll, leugnet weiter jede Tötungsabsicht: Diese konnten die Laienrichter aber feststellen - 15 Jahre Haft.

Gebeutelt von Schluchzanfällen sitzt die Ehefrau des Getöteten am zweiten Prozesstag im Wiener Landesgericht. Ihre Befragung musste sogar unterbrochen werden. Sie konnte nicht aufhören zu weinen, während sie schildert, wie ihr Mann (38) am 7. Mai 2023 in einem kleinen Copyshop auf der Simmeringer Hauptstraße erschossen wurde.

Brustdurchschuss aus eigener Waffe?
Der angeklagte Betreiber des Geschäfts muss im Nebenzimmer Platz nehmen. Nach Streitigkeiten rund um einen Geldtransfer in den Iran soll er nämlich den 38-Jährigen ermordet haben, so die Anklage. Das Opfer starb an einem Brustdurchschuss noch am Tatort.

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Der Boden war voller Blut. Da war eine Blutlache am Boden und er hat Blut gespuckt. Das ist mir vorgekommen, wie in einem Film. Ich hab noch immer Albträume. Jede Nacht träume ich davon.

Ehefrau des getöteten Iraner

Doch wem gehörte die Pistole? Nicht ihrem Mandanten ist das Verteidigerteam Astrid Wagner und Michael Dohr sicher. Der verstorbene Iraner habe sie zum Geldgeschäft mitgebracht, bei einer Rangelei hätte sich der tödliche Schuss gelöst. Die einzige unmittelbare Tatzeugin - die völlig aufgelöste Ehefrau des Iraners - kann sich bloß erinnern: „Der Boden war voller Blut. Da war eine Blutlache am Boden und er hat Blut gespukt. Das ist mir vorgekommen, wie in einem Film. Ich hab noch immer Albträume. Jede Nacht träume ich davon.“

Die Kanzleien von Michael Dohr und Astrid Wagner verteidigen. (Bild: Anja Richter)
Die Kanzleien von Michael Dohr und Astrid Wagner verteidigen.

Mehr Licht ins Dunkel bringt die DNA-Sachverständige. Denn laut den gefundenen Spuren, ist die Version des Angeklagten nicht völlig auszuschließen. Auf der gesamten Waffe - auch dem Magazin und dem Abzug - wurde sowohl das Profil des Angeklagten (35) und des Opfers gefunden. Aber nicht in Form von Blutspuren ...

Das überzeugte die Geschworenen aber nicht: Sie stimmten sechs zu zwei für Mord. Das Schwurgericht verurteilt den 35-Jährigen zu 15 Jahren Haft. Der Witwe des Opfers wird Privatbeteiligtenanschluss zugesprochen: 20.000 Euro an Trauerschmerzengeld und Begräbniskosten - ein kleiner Trost im Angesicht des Mordes an ihren Mann. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Nicht der einzige Prozess um den tödlichen Schuss
Nebenschauspiel auf dem blutigen Tatort: Ein junger Mann wollte zu einem Bankomaten gehen, ganz in der Nähe des Copyshops. Als er sich weigerte, den Polizisten seinen Ausweis zu zeigen, brachte sie ihn zu Boden. Ein 34-jähriger Beamter soll den Unbeteiligten zweimal mit dem Kopf gegen den Asphalt gestoßen haben. Alles auf Video von den vielen anwesenden Medienvertretern. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm „exzessive, nicht gerechtfertigte Gewalt“ vor - Anklage wegen Amtsmissbrauch. Am 21. Februar geht sein Prozess weiter.

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