Gänsehaut-Moment

Walkner: „Ich habe schon den Rollstuhl gesehen“

Steiermark
31.01.2024 19:07

Matthias Walkner liegt seit seinem bösen Motorradunfall vor zwei Monaten im Krankenhaus. Am Freitag geht’s für den Rallye-Dakar-Sieger endlich nach Hause und zurück ins Leben. Ein Rückblick auf bange Momente mit Gänsehaut-Faktor.

Aus seinem Krankenbett sprach Matthias Walkner gestern im UKH Graz über die schwierigsten zwei Monate seiner Karriere. In der Vorbereitung zu seiner zehnten Rallye Dakar war der 37-jährige Salzburger Anfang Dezember bei einer Trainingsausfahrt in den USA schwer verunglückt. Seither durchlebte er eine Tortur, doch am Horizont zeichnet sich für „Hiasi“ nun endlich ein Silberstreif ab. Walkner über:

Gesundheitszustand: „Vor einer Woche ging es mir noch nicht so gut, aber in den letzten Tagen ist viel Positives passiert. Das CT am Montag hat sehr gut ausgesehen, seit Freitag brauche ich kein Morphium mehr gegen die Schmerzen. Das gibt mir Energie, sodass ich jetzt die Hoffnung habe, in ein bis zwei Jahren völlig schmerzfrei zu sein.“

Seinen Fuß kann Walkner noch immer nicht belasten (Bild: Erwin Scheriau / KRONE)
Seinen Fuß kann Walkner noch immer nicht belasten

Operationen: „Insgesamt bin ich bereits sechsmal operiert worden. Ich hatte ein rund fünf Zentimeter großes Loch im Fuß, wo alle Knochen zertrümmert waren. Das wurde in einer 15-stündigen Operation mit eigenen Knochen und Fremdmaterial rekonstruiert.“

Unfall: „Ich bin mit zirka 70 Prozent der normalen Renngeschwindigkeit gefahren. Hinter einem runden Hügel habe ich eine Abrisskante übersehen, bin mit sechs Metern Höhenunterschied in einen Gegenhang gesprungen. Ich kann mich nicht erinnern, bei einem Sprung schon einmal so viel Angst gehabt zu haben. In der Luft habe ich vor mir einen Rahmen gesehen, der unterteilt war in ein schwarzes Bild rechts und einen Rollstuhl links. Ich kann mir ausmalen, was das zu bedeuten hatte.“

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Ich kann mich nicht erinnern, bei einem Sprung schon einmal so viel Angst gehabt zu haben.

Matthias Walkner über seinen Unfall

Schlimmste Momente: „Die letzten Tage in Amerika waren am schlimmsten. Ich habe das Essen nicht mehr vertragen. Zum Frühstück gab’s zwei Burger-Scheiben, Schweinswürstel, zwei Pfannkuchen und eine Eierspeis aus Fertigpulver. In Kombination mit meinen Schmerzmitteln hat das in meinem Bauch schlimme Krämpfe verursacht. Richtig übel war auch der Gang auf die Toilette mit dem Eisengestell, das damals an sieben Punkten in meinem Knochen verankert war.“

Nächste Schritte: „Ich darf am Freitag zum ersten Mal nach Hause - für eine Woche. Ich bin motiviert, mich ins normale Leben zurückzukämpfen und das zu tun, was mir Spaß macht: Mit Freunden Rad fahren, baden, grillen, irgendwann Straßenmotorrad fahren. Es gibt viele lässige Sachen, für die ich jetzt kämpfe. Danach geht es für mindestens zwei Wochen zur Reha nach Tobelbad bei Graz.“

Matthias Walkners Erfolge

  • Motocross-Weltmeister 2012 (MX3-Klasse)
  • Cross-Country-Weltmeister 2015
  • Rallye-Dakar-Gesamtsieger 2018
  • Gesamtzweiter 2017 und 2019, Gesamtdritter 2022
  • Fünf Etappensiege bei der Rallye Dakar

Rallye Dakar als Zuschauer: „Am Anfang war es sehr schwer für mich. Aber obwohl ich so weit weg war, war ich trotzdem nahe dabei. Sam Sunderland (Werksfahrer vom KTM-Schwesternteam GasGas) hat sich direkt nach seinem Ausfall bei mir gemeldet. Daniel Sanders, mit dem ich mir immer ein Wohnmobil teile, hat meine Anwesenheit für die sozialen Medien ja quasi simuliert. Und meine Physiotherapeuten haben sich sicher gedacht: Was ist mit dem Walkner los, der schaut den ganzen Tag aufs Handy!? Weil ich habe dort jeden Tag die aktuellen Zwischenstände verfolgt.“

Sportliche Zukunft: „Ich zerbreche mir derzeit noch nicht den Kopf darüber, ob ich noch einmal Rennen fahre. Momentan habe ich völlig andere Prioritäten. Ich will auf jeden Fall nur dann wieder starten, wenn ich konkurrenzfähig bin. Vielleicht ist auch ein Start bei den Autos eine Möglichkeit, oder ich bringe mein Know-how aus 25 Jahren Motorsport in anderer Form bei KTM ein.“

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