Landesrechnungshof

Bauer: „Wir stehen für Lösungen, nicht nur Kritik“

Kärnten
01.02.2024 16:30

Günter Bauer leitet den Kärntner Landesrechnungshof schon im zehnten Jahr. Ein Gespräch über horrende Schulden, mögliche Reformen und den Mangel an jungen Leuten.

„Krone“: Kärnten wird heuer 492 Millionen Euro zusätzlich Schulden machen. Ich betone: zusätzlich. Das ist fast eine halbe Milliarde. Wie lange kann das gut gehen?
Günter Bauer
: Wir müssen da schon eine Sondersituation wegen der hohen Inflation sehen. Im Jahr 2022 hatten wir noch einen Überschuss von 61 Millionen. Jetzt, im Jahr 2024, erleben wir die Nachholreaktion auf die Inflation, denn die Ertragsanteile steigen nicht mehr so stark, aber die Lohnkosten und vieles mehr werden höher.

Dessen ungeachtet erhöhen sich die Gesamtschulden des Landes auf 4,4 Milliarden. Das ist das Eineinhalbfache des Landesbudgets. Wer soll das jemals zurückzahlen?
Man muss sagen, jetzt ist der Zeitpunkt für die nötigen Strukturreformen gekommen. Etwa in jenen drei Bereichen, die 50 Prozent des Landesbudgets ausmachen: Gesundheit und Krankenanstalten, Bildung und Pflege.

Dünnes Eis, wie können Reformen im Bereich der Spitäler ausschauen? Etwa Schließungen?
Nein, das nicht, aber Spezialisierungen. Gewisse Abteilungen sollte es nicht mehr in jedem Krankenhaus geben. Höhere Fallzahlen in den einzelnen Spitälern bringen dann auch noch bessere Qualität. Aber dazu braucht es den Schulterschluss aller Parteien. Das gilt auch für mehr Bildungszentren, in denen kleinere Volksschulen integriert sind.

Zur Person

Prof. MMag. Günter Bauer MBA

  • Geb. 6.3.1972 in Klagenfurt
  • Sternzeichen: Fische
  • Familienstand: in Partnerschaft, ein Sohn
  • Wohnhaft in Klagenfurt
  • Ausbildung: Studien der Rechtswissenschaft und der Betriebswirtschaftslehrer
  • Funktion: Direktor des Landesrechnungshofes seit 1. Jänner 2015

Gibt es da Beispiele?
Ja, etwa Malta und Gmünd, die im Bereich der Kinderbetreuung ein tolles Modell realisiert haben - mit weniger Schließtagen, mit mehr Gruppen. Themen, die ohne Parteipolitik gesehen werden müssen.

Themenwechsel: Die Politik verkauft uns die Koralmbahn als das Wundermittel gegen so gut wie alles. Quasi Doping für Kärnten. Wird sich das ausgehen?
Wir sollten uns vor der Steiermark nicht fürchten. Kärnten hat tolle Firmen und tolle Jobs. Wir sollten und werden die Chancen nützen, die eine Fahrzeit von lediglich 45 Minuten zwischen Klagenfurt und Graz bringen wird.

Aber selbst der schnellste Zug ändert doch nichts am akuten Problem der Demographie: Kärnten schrumpft und altert rapide.
Das ist in der Tat ein Problem. Im Jahr 2000 lag die Altersverteilung der Kärntner Bevölkerung komplett im Österreich-Durchschnitt. Jetzt liegt die Zahl der über 45-Jährigen stark über dem Bundesschnitt. Wir haben viel weniger junge Leute. Da muss man gegensteuern. Auch da ist die Koralmbahn eine Chance, denn die Jugend muss zum Studieren nicht mehr nach Graz „auswandern“. Das lässt sich dann mit Tagesfahrten auch machen. Dazu kommen verstärktes Home-Office, die Nutzung digitaler Medien und mehr.

Der Landesrechnungshof ist der Mahner in der finanziellen Wüste. Aber wird Ihnen überhaupt zugehört?
Doch! Unser Nachfrageverfahren hat ergeben, dass 93 Prozent unserer Empfehlungen umgesetzt wurden.

Und Sie und ihr Team sind Experten für eh alles?
Wir sind schon ein sehr gutes Team und kennen uns in vielen Bereichen aus.

Was ist derzeit der vielleicht heikelste Auftrag?
Wir prüfen aktuell die Bezüge und Überstundenabrechnungen des abberufenen Klagenfurter Magistratsdirektors Peter Jost. Es war und ist nicht einfach, die Unterlagen zu bekommen, aber bis Ende Juni dürften wir fertig sein.

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