Britische Jungstars

Only The Poets: Die Pop-Zukunft findet jetzt statt

Musik
05.02.2024 09:00

Touren mit Lewis Tomlinson und Lewis Capaldi, umjubelte Festival-Auftritte und eingängige Songs, die in die Herzen ihrer Zielgruppe treffen. Den Briten von Only The Poets gehört die Pop-Zukunft. Vor ihrem Gig im bereits ausverkauften Wiener Flex sprachen wir mit der Band über eine junge Karriere, die ganz im Zeichen der Selbstständigkeit steht.

(Bild: kmm)

Beim Frequency Festival ist es seit geraumer Zeit gar nicht mehr so leicht, unter dem Wulst an Faschingstechno- und Pseudo-Gangsta-Rap-Combos noch wertigen Pop oder Rock herauszufiltern, der seine inhaltliche Stärke aus durchdachten Texten zieht und sich nicht durch Suff-Plattitüden und „Mutterficker“-Lyrics definiert. Letzten Sommer etwa überzeugte das britische Gespann Only The Poets zu viel zu früher Stunde mit hymnischen, teilweise stadiontauglichen Popsongs, die sich inhaltlich stark um Persönlichkeitsfindung, Mental Health und die Existenz des Individuums in einer Welt der schnellen Umbrüche drehen. Ihre Geburtsstunde haben Only The Poets strenggenommen auch Festivals zu verdanken. Frontmann Tommy Longhurst, einst lange als Solokünstler unterwegs, war lange Stammgast bei den renommierten Reading- und Leeds-Festivals in seiner Heimat und wollte unbedingt auch einmal auf einer solchen Bühne stehen.

Selbstständigkeit als Trumpf
Ein paar Mitmusiker waren schnell gefunden und wurden kurzerhand zu Freunden. Die Chemie hat von Anfang an gepasst und schon die erste Single „Ceasefire“ schlug 2017 erfolgreich ein. Mittlerweile eröffneten die Briten Konzerte für Bastille oder Lewis Capaldi und waren 2022 im Vorprogramm der Europa-Tour des Ex-One-Direction-Mitglieds Louis Tomlinson zu sehen - inklusive Zwischenstopp in Wien, wo man über die Jahre gerechnet schon ein halbes Dutzend Gigs absolvierte. Only The Poets stehen seit den ersten Tagen für harte Arbeit und für Selbstständigkeit. Erst nach knapp sechs Jahren hat man bei EMI einen Plattenvertrag unterschrieben. Ins Songwriting lassen sich Longhurst und Co. nicht hineinpfuschen. Sämtliche Riffs, Ideen und Texte stammen aus den Köpfen und Gliedmaßen der vier Briten. Auf die Zuhilfenahme von außen wurde, nicht ohne Stolz, bislang erfolgreich verzichtet.

„Es braucht schon einige Schleifen, bis ein Lied fertig wird und es das Licht der Öffentlichkeit erblickt“, erklärt uns Bassist Andy Burge im „Krone“-Gespräch, „es kommt oft vor, dass sich eine angedachte Nummer im Studio komplett ändert und mit dem Ursprungsgedanken überhaupt nichts mehr zu tun hat.“ Frontmann Longhurst hat eine klare Vision, wo Only The Poets musikalisch hingehen sollen. „Wir wollen die großen, hymnischen Lieder erschaffen, bei denen alle mitsingen können. Am Wichtigsten ist für uns, dass die Songs live funktionieren. Die Bühne ist das Zentrum unserer Gedanken und unseres Tuns. Wenn wir an Liedern schreiben, dann haben wir automatisch im Kopf, ob sie für ein Konzert ausreichen und wie wir sie dort am allerbesten umsetzen können.“

Alles auf eine Karte
Dass die Band in Europa bereits ein großes Standing hat, liegt nicht zuletzt an den guten Konzert- und Festivalslots der letzten Jahre, aber auch daran, dass die Singles zumeist Erfolg hatten. Mit Songs wie „Jump!“, „Crash“, „Looking At You“ oder „Every God I Pray To“ erarbeitete sich das Quartett vor allem im Vorjahr eine erkleckliche Fanschar. Den kurzen Rückschlag der zwei im Großen und Ganzen untätigen Pandemiejahre haben Only The Poets schneller weggesteckt als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. „2022 haben wir unsere Jobs aufgegeben und aktiv damit begonnen, uns voll und ganz auf die Band zu konzentrieren“, erinnert sich Burge, „wir sehen dieses Projekt auch als Full-Time-Job. Es gibt keinen Tag, an dem wir uns nicht zusammentelefonieren, um irgendwelche wichtigen Entscheidungen zu treffen. Sehr vieles von dem, was uns jetzt gerade widerfährt, hätte ich noch vor drei Jahren mit einem achselzuckenden Lächeln abgetan.“

Neben der vollen Kontrolle über ihre Lieder liegt es auch an der engen Freundschaft unter den einzelnen Bandmitgliedern, dass sich Only The Poets bislang sehr erfolgreich jedweder Einflussnahme von außen verwehren konnten. „Wir haben lange genug in ranzigen Pubs und Kellerecken gespielt, um uns jetzt vom Erfolg verunsichern zu lassen“, versichert Longhurst, „so toll diese Erfolge auch sind, sie sind mit harter Arbeit verknüpft. Wir widmen der Band jeden einzelnen Tag, sind dauernd unterwegs und sehen uns immer. Manchmal leide ich auch am Hochstapler-Syndrom und habe das Gefühl, dass wir all den Jubel und die Liebe von den Fans gar nicht verdient haben. Man darf über solche Dinge aber nicht zu viel nachdenken, sondern muss immer weiter vorangehen.“ Vom steigenden Ruhm lassen sie sich nicht blenden. „Uns ist bewusst, dass es auch schnell in die andere Richtung gehen kann. Wenn du aber einmal das Feuer in dir hast, dass eine tolle Liveshow mit jubelnden Menschen im Publikum in dir entfacht, dann willst du es nie mehr löschen.“

Der Druck des Debüts
Nach mittlerweile vier EPs fragt sich so mancher Fan, wann und ob Only The Poets einmal ein Debütalbum aufnehmen wollen? Schließlich ist auch für die nähere Zukunft vorerst wieder „nur“ eine EP angedacht. Hat das mit dem sich ständig verändernden, Single-basierten Musikmarkt zu tun? „Auch wenn wir etwas jünger sind, sind wir Fans des Albumformats“, bekräftigt Longhurst, „auf unserer Bucket List steht ein Debütalbum ganz weit oben, aber wir wollen es wirklich erst veröffentlichen, wenn es exakt so klingt, wie wir uns alle das vorstellen.“ Der hier offen zur Schau gestellte Perfektionismus ergibt sich auch daraus, dass so manche Vorlage auf die Band furchteinflößend wirkt. „Die ersten Alben von Sam Fender oder den Arctic Monkeys waren unglaublich. Manche Künstler schaffen es scheinbar mühelos, dass sich jedes Lied auf deren ersten Alben wie eine Single anhört. Natürlich gibt uns das Druck, aber wir wollen und müssen jetzt nichts übereilen. Wenn der Zeitpunkt passt, dann wird es auch passieren.“

Live in Wien
Vorher gibt es eben noch eine EP und am 16. Februar eine Headliner-Show im Wiener Flex. Diese ist bereits seit einigen Wochen restlos ausverkauft. Wer nicht schnell genug war oder zu wenig Glück hatte, der sollte die Augen offenhalten, denn das Vierergespann tourt quasi unentwegt irgendwo durch die Weltgeschichte.

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