Grazer Kunsthaus

Renate Krammers Linien gegen die Wand

Die Kuratorinnen Alexandra Trost und Katrin Bucher Trantow mit Künstlerin Renate Krammer und Kunsthaus-Chefin Andreja Hribernik

(Bild: UMJ/J. J. Kucek)

Ihre Linien setzt die in Kumberg lebende Renate Krammer in der Reihe „Sol LeWitt’s Wall. Performed“ im Grazer Kunsthaus in einen spannenden Dialog mit der dominanten Mauer des Konzeptkünstlers. Zu sehen ist die Ausstellung bis 10. März!

Die Auseinandersetzung mit dem Detail öffnet den Blick für Größeres - mit diesem Gedanken zieht Künstlerin Renate Krammer täglich in hoher Konzentration Linien auf Papier. Dass diese reduzierten Arbeiten dabei oft eine Räumlichkeit entwickeln und ihren ganz eigenen Rhythmus haben, macht sie so spannend. Auch der Freiraum, den die Künstlerin dem Betrachter und seiner Interpretation zugesteht, nimmt für die filigranen Bilder ein.

Krammers Maulbeerpapier-Streifen im Dialog mit Sol LeWitts Wand

(Bild: UMJ/J. J. Kucek)

Viel Raum für Interpretation
Diese offenen Gedankenräume setzt Krammer dem mit großer Geste hingeworfenen Konzept von Sol LeWitt im Space 01 des Grazer Kunsthauses entgegen. Gleich zu Beginn erwartet einen ein Buch der Stille. Es sind gesammelte Aufsätze des Komponisten John Cage, die Krammer ab Sommer 2019 bearbeitet hat. Tag für Tag übermalte sie eine Seite von Cages Buches „Silence“ mit weißen Linien, bis es unlesbar wurde. Dessen Aussage, dass es absolute Stille nicht gibt, untermalte sie mit den nun weißen Blättern, die nicht nur Zeit und Bewegung in sich tragen, sondern auch eine Körperlichkeit durch den Farbauftrag.

70 neue Arbeiten
Ergänzend dazu zeigt sie neue Arbeiten: 70 in kleinen Schaukästen ausgestellte Rechtecke, die aus gerissenen und akribisch zusammengeklebten Maulbeerpapier-Streifen bestehen, interagieren mit der 70 Meter langen „Wall“. So wie auch die an die japanische Kakemono-Tradition angelehnten Rollbilder des zentralen „Skyfall“.

Eine Ausstellung, die einen ob des immensen Potenzials der Linie staunen lässt.