Bregenz neu entdeckt

Ein Streifzug durch die Stadtgeschichte

Vorarlberg
02.02.2024 14:25

Die Wurzeln der Vorarlberger Landeshauptstadt reichen weit in die Vergangenheit zurück. Bei einem Rundgang lassen sich zahlreiche Spuren der wechselhaften Geschichte entdecken.

Haie zählen zu den Knorpelfischen, weltweit sind über 500 verschiedene Arten bekannt. Ein solches Tier gibt es auch in Bregenz. Der Raubfisch tummelt sich jedoch nicht im See und zählt auch nicht gerade zu den Prachtexemplaren seiner Gattung. Tatsächlich braucht es fast schon Expertise, um ihn als einen solchen zu identifizieren. Der Zahn der Zeit sowie Wind und Wetter haben ihre Spuren hinterlassen und den mumifizierten Haifisch, der am Falltor der Oberstadt hängt, in ein Fabelwesen verwandelt. Der präparierte Fisch soll einst als Talisman zur Schadensabwehr dort befestigt worden sein. Ein kleines Kuriosum, das man bei einer Wanderung durch die Vorarlberger Landeshauptstadt entdeckt.

Vom Pfänder aus hat man eine grandiosen Ausblick über den See. (Bild: ber)
Vom Pfänder aus hat man eine grandiosen Ausblick über den See.

Historisch besonders interessant ist die Oberstadt von Bregenz. Die Burgsiedlung wurde um das Jahr 1200 von den Grafen von Montfort gegründet. Noch heute stehen die alten Befestigungsmauern und bilden die Grenze zur betriebsamen Einkaufswelt der Innenstadt. Im historischen Viertel haben sich die meisten Häuser und Gassen ihren mittelalterlichen Flair erhalten.

Tipps zur Tour

Typ: Stadtspaziergang / Stadtwanderung
Dauer: je nach Variante - eindreiviertel bis zwei Stunden
Ausgangspunkt: Bergstation Pfänder
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung
Einkehrmöglichkeiten: Alpendohle am Pfänder, zahlreiche weitere Möglichkeiten in der Innenstadt von Bregenz
öffentliche Verkehrsmittel: mit der Bahn bis Bregenz Bhf. zu Fuß oder mit der Stadtbuslinie 101 bis zur Pfänderbahn

Man kann sprichwörtlich einen Streifzug durch die Stadtgeschichte unternehmen und fängt dabei am besten von „ganz oben“, an: Bei einer Fahrt mit der Pfänderbahn eröffnen sich bei gutem Wetter grandiose Ausblicke auf den Bodensee sowie bis hin zu den Voralpen.

Siedlungen in der Frühbronzezeit
Der Pfänder (1062 m) ist Teil der Allgäuer Alpen und gilt als Hausberg von Bregenz, obwohl er großteils auf dem Gemeindegebiet von Lochau liegt. An der Bergstation angelangt, folgt man den markierten Wanderwegen in Richtung Zentrum. Dabei hat man die Wahl zwischen der Strecke, die über Hintermoos (eineinviertel Stunden) führt, oder jene über die Fluh (eindreiviertel Stunden). Letztere verläuft auch über den Gebhardsberg, an dessen Fuße in der Frühbronzezeit (1500 v. Chr.) bereits die ersten Siedlungen entstanden sind.

An der Landesbibliothek vorbei geht es durch den Stadtwald, von wo man schließlich in die Bregenzer Oberstadt gelangt. Bevor sich die ersten Menschen in dieser Region niederließen, durchstreiften vor Millionen von Jahren Urzeit-Tiere das Gebiet. 2018 wurde beispielsweise der Fund von mehreren Backenzähnen eines Gomphotheriums am Pfänder bekannt. Dabei handelt es sich um eine heute ausgestorbene Rüsseltiergattung und einen Urahnen der Elefanten, der einen langgestreckten Schädel mit vier Stoßzähne besaß. Lange nach dem Gomphotherium ließen sich keltische Stämme in der Umgebung der heutigen Landeshauptstadt nieder.

Ehre Guta

Zur Zeit der Appenzellerkriege kam es zur Belagerung der Stadt Bregenz sowie der Burg auf dem Gebhardsberg. Damals lebte der Graf von Montfort in der Stadt und er bat Krieger aus dem benachbarten Schwabenland um Unterstützung bei der Verteidigung. Die Schwaben sagten ihre Hilfe zu, doch erfuhren die Appenzeller davon und beschlossen, schnell zu handeln. Bei einem geheimen Treffen in einem Wirtshaus in Rankweil wollten sie den Sturm auf Bregenz besprechen. Sie bemerkten allerdings nicht, dass ein altes Weiblein namens Guta versteckt hinter dem Ofen der Gaststube saß und der Unterhaltung lauschte. Als die Männer das Gasthaus verlassen hatten, sattelte Guta ihr Pferd und ritt durch die Nacht nach Bregenz, um dort dem Amtsmann vom drohenden Unheil zu berichten. So erfuhr schließlich auch der Graf von den Plänen der Appenzeller und konnte rechtzeitig Vorkehrungen treffen, die Stadt zu verteidigen. Als der Feind anrückte, standen einige tausend Mann bereit und schlugen die Angreifer in die Flucht. Aus Dankbarkeit über den lebensrettenden Einsatz der Guta wurde viele Jahre lang die neunte Abendstunde mit dem Ruf „Ehre Guta“ angekündigt. Noch heute ist ein Platz in der Bregenzer Oberstadt nach ihr benannt.

Sitz der römischen Bodenseeflotte
Ab circa 500 v. Chr. war Bregenz bereits einer der am stärksten befestigten Orte in der Region. Dennoch eroberten die Römer für Kaiser Augustus das Vorarlberger Gebiet und bauten die befestigte Siedlung zur Stadt Brigantium aus. Unter anderem hatte dort der Präfekt der römischen Bodenseeflotte seinen Sitz. Brigantium verfügte über einen Tempelbezirk, Markthallen sowie ein Forum. Noch heute gibt es an mehreren Stellen in Bregenz freigelegte Mauerreste römischer Gebäude.

Das Flair in der Oberstadt ist etwas ganz Besonderes. (Bild: Bergauer)
Das Flair in der Oberstadt ist etwas ganz Besonderes.

Die Befestigungsmauern, die nach wie vor die Oberstadt umschließen, stammen hingegen aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Wer durch den Toreingang schreitet, findet links das Wappen der Grafen von Bregenz, rechts das der Grafen von Montfort (heute Vorarlberger Landeswappen). Im Torbogen hängt auch der eingangs erwähnte, mumifizierte Haifisch. Der Martinsturm ist das dominante Bauwerk der Oberstadt und das Wahrzeichen der Stadt. Den Ausflug kann man gemütlich in einem Bregenzer Café ausklingen lassen.

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