Viel Aufsehen hat zu Jahresbeginn die Versteigerung des Inventars der zahlungsunfähigen Signa Holding erregt. Dabei kamen nicht nur René Benkos Luxusmöbel unter den Hammer, sondern auch Alltagsgegenstände wie Fußmatten, Kleiderbügel oder Mistkübel. In Letzteren versteckten sich noch brisante Informationen ...
Skurril genug ist schon der Umstand, dass die Mülleimer wirklich noch mit Inhalt unter den Hammer kamen. Der bestand aber nicht nur aus Erwartbarem wie Brotsackerln, Postabholzetteln oder Mandarinenschalen, sondern auch aus Dokumenten, die wohl gründlicher hätten entsorgt werden sollen, wie der Radiosender FM4 berichtet.
Demnach fanden sich den Signa-Mistkübeln neben Bescheiden zu Bewilligungsverfahren und ausgedruckten E-Mails auch eine Developmentberechnung für das Projekt Lamarr, das jetzt Konkurs anmelden musste. Aus dem Dokument geht hervor, dass bei dem Bauprojekt auf der Wiener Mariahilfer Straße nicht alles nach Plan verlief.
Immer höhere Finanzierungskosten
So wird darin aufgeschlüsselt, wie sich der Anstieg der Kreditzinsen auf die Finanzierungskosten des Projekts Lamarr auswirkt. Von knapp 30 Millionen Euro im Jahr 2022 stiegen diese in der Berechnung auf über 51 Millionen Euro Ende September 2023. In der Aufstellung für September 2025 liegen die Finanzierungskosten bereits bei fast 67 Millionen Euro. Steigende Zinsen sind einer der Gründe, die vielfach als Ursachen für die Signa-Pleite angesehen werden.
Für die Insolvenz des deutschen Kaufhauses KaDeWe, das zur Signa-Holding gehört, sollen zu hohe, marktunübliche Mieten, die die Signa verlangt habe, verantwortlich sein. Laut dem Projektplan Lamarr rechnete man auch für das Kaufhaus Lamarr in Wien mit ansehnlichen Mieteinnahmen. Demnach plante man mit einer jährlichen Basismiete von 14,5 Millionen Euro sowie zusätzlich mit einer Umsatzmiete von 3,5 Millionen Euro - was Benkos Imperium somit monatliche Mieteinnahmen von 1,5 Millionen Euro bringen sollte.
Zukunft für Kaufhaus ungewiss
Aus diesen Plänen wurde nichts, die Projektgesellschaft des geplanten Signa-Kaufhauses ist bankrott. Über das Vermögen der „Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH“ wurde am Freitag ein Konkursverfahren eröffnet. Die Zukunft des aktuell wohl prominentesten Rohbaus in Wien ist damit völlig ungewiss.
Unklar ist auch, warum ausgedruckte E-Mails und sensible Dokumente einfach im Mistkübel landeten und nicht fachgerecht geschreddert wurden. Möglicherweise wurde das aus Kostengründen unterlassen: Die Aktenvernichtungsfirma Reisswolf gehört zu den zahlreichen Gläubigern der Signa Holding.
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