Journalistinnen und Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“ wurden Ende 2023 abgehört. So wurden etwa Details aus der Redaktionskonferenz bekannt, wie der Umgang mit Quellen in Texten der Vize-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Inzwischen wurde nach einer Informantin oder einem Informanten aus dem eigenen Haus gesucht.
„Wenn das Herz einer Redaktion abgehört wird, können wir das nicht hinnehmen“, sagte, „SZ“-Chefredakteur Wolfgang Krach am Samstag. „Das zerstört die Arbeitsgrundlage einer Redaktion.“ Ziel der Suchaktion waren mögliche Kontakte aus der Redaktion zum Branchendienst „Medieninsider“, da dieser ausführlich über die Details aus der Konferenz berichtet hatte. Laut Krach wurden nur technische Daten überprüft. Es ging darum, ob zwischen der Redaktionskonferenz Ende 2023 und der Veröffentlichung des ersten Branchendienst-Berichts Audio- oder Videodateien an dessen Domain geschickt worden waren.
Wir haben keine persönlichen Accounts eingesehen und keine Inhalte von E-Mails oder Telefonaten.
Wolfgang Krach, „SZ“-Chefredakteur
Das Vorgehen sei mit dem Betriebsrat abgestimmt gewesen. „Wir haben keine persönlichen Accounts eingesehen und keine Inhalte von E-Mails oder Telefonaten.“ Daher seien sensible Daten nicht gefährdet gewesen. Ein Ergebnis brachte die Suche laut Krach nicht.
Infos gelangten wieder nach draußen
„Der Schutz des Redaktionsgeheimnisses ist für unsere Arbeit unabdingbar. Deshalb steht es für uns außer Frage, dass wir Kolleginnen und Kollegen, die das Redaktionsgeheimnis verletzen, versuchen, ausfindig zu machen“, heißt es in einer Stellungnahme von Chefredaktion, Betriebsrat und Redaktionsausschluss. Das Abhören war am vergangenen Dienstag auch Thema in einer Redaktionsversammlung. Daraus drangen bereits wieder Informationen nach draußen, über die erneut „Medieninsider“ berichtete.
Gefahr für Quellen
„Viele Redakteure und Redakteurinnen sehen das Redaktionsgeheimnis und die Unternehmenskultur durch die wiederholte mutmaßliche Aufzeichnung und Weitergabe ganzer interner Konferenz bedroht“, teilte der Redaktionsausschuss mit, der die Interessen der Journalistinnen und Journalisten der Tageszeitung vertritt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen warnte, dass dadurch auch die Quellen des Journalismus nicht ausreichend geschützt seien.
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