Revolte in Rom
Suizid löste Aufstand in Abschiebezentrum aus
In einem Abschiebezentrum für Migranten in Rom ist am Sonntag ein gewaltsamer Protest ausgebrochen, nachdem sich ein 22-jähriger Mann aus Guinea am Außengeländer seines Abteils erhängt hat. In Italien kam es jüngerer Vergangenheit in ähnlichen Einrichtungen immer wieder zu Krawallen nach persönlichen Tragödien.
Der Verstorbene hinterließ eine Botschaft, in der er darum bat, dass seine Leiche nach Afrika zurückgebracht werde. 14 Personen wurden in Zusammenhang mit den Krawallen festgenommen, teilten die Justizbehörden am Montag mit.
Der Mann war seit Monaten im Abschiebezentrum Ponte Galeria in Rom inhaftiert. Sein Asylantrag wurde noch geprüft, berichteten italienische Medien am Montag. „Ich vermisse Afrika sehr und meine Mutter auch, sie soll nicht um mich weinen. Friede sei mit meiner Seele. Möge ich in Frieden ruhen“, hieß es in seiner Botschaft weiter.
Mehrere Einsatzkräfte verletzt
Der Suizid löste einen Aufstand der Insassen aus, bei dem zwei Carabinieri und ein Armeesoldat verletzt wurden. Steine wurden gegen die Sicherheitskräfte geworfen. Die Migranten versuchten, ein Auto in Brand zu stecken und eine Tür aufzubrechen. Die Ausschreitungen wurden von der Polizei unter Einsatz von Tränengas unterdrückt.
Einrichtung immer wieder in Kritik
Der Protest löste politische Diskussionen aus. Oppositionelle Linksparteien forderten die Schließung der Einrichtung, das wegen seiner Lebensbedingungen immer wieder umstritten ist. „Man muss nicht auf Untersuchungen warten, um festzustellen, dass Orte wie das Abschiebungszentrum Ponte Galeria völlig unmenschlich sind. Man braucht nicht auf den Tod eines Jugendlichen warten, um klar zu sagen, dass diese Orte sofort geschlossen werden sollen“, sagte Roms Garantin für die Rechte inhaftierter Menschen, Valentina Calderone, die zusammen mit den Abgeordneten Cecilia D‘Elia und Riccardo Magi die Einrichtung besuchte.
Auf dem Gelände der Abschiebeeinrichtung lief ein Großeinsatz:
„Wir sind alle schockiert über den Tod des jungen Migranten. Die Lebensbedingungen in dem Auffanglager sind sehr schlecht“, sagte D‘Elia. Magi bezeichnete die Abschiebungszentren für Migranten in Italien als „schwarze Löcher des Rechts und der Menschlichkeit“.
Immer wieder Tumulte und Vorfälle
Der junge Afrikaner war laut den Abgeordneten vor einigen Tagen aus einem Auffanglager in Trapani aus Sizilien gekommen, wo er sich seit Mitte Oktober aufgehalten hatte. Am Freitag war er in Verzweiflung geraten. Er weinte und sagte, dass er nach Guinea zurückkehren wolle, weil er dort zwei kleine Brüder habe, um die er sich kümmern müsse, da sie sonst verhungern würden. Er sei untröstlich gewesen, erzählten einige Migranten.
Am Samstag kam es auch in einem Auffanglager in Gradisca d‘Isonzo in Friaul Julisch Venetien zu Protesten, nachdem ein Migrant vom Dach stürzte und in ernstem Zustand im Krankenhaus landete. Vor wenigen Wochen wurde ein Auffanglager in Milo auf Sizilien von Migranten verwüstet. Im vergangenen Jahr kündigte Innenminister Matteo Piantedosi an, dass in jeder Region ein Abschiebezentrum für Migranten errichtet werden soll. Die Liste der Standorte wurde jedoch bisher nicht bekannt gegeben.
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizidgedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.
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