Erinnerungsplattform

„Nie wieder“ darf nicht nur eine Floskel sein

Burgenland
05.02.2024 16:00

242 Gedenkzeichen von NS-Opfern im Burgenland sind ab sofort Teil der digitalen Erinnerungslandschaft DERLA. Die Plattform bietet eine digitale Karte, die 242 Gedenkzeichen sichtbar macht und 99 Biografien von NS-Opfern online präsentiert.

Nicht umsonst hat man die digitale Erinnerungslandschaft Österreichs (DERLA), die auf das Burgenland ausgerollt wurde, am 5. Feber im Zweisprachigen Gymnasium (ZBG) Oberwart präsentiert. „Dieser Tag vor 29 Jahren hat tiefe Spuren in der Geschichte der Stadt hinterlassen“, sagt Bürgermeister Georg Rosner im Bezug auf das Roma-Attentat. Das Projekt trage dazu bei, sich zu erinnern und aus der Vergangenheit zu lernen.

Aufholbedarf bei kritischer Auseinandersetzung mit Verbrechen an der Volksgruppe der Roma
Mit der Erinnerungslandschaft werden in einer digitalen Karte die Erinnerungsorte und -zeichen der Opfer und Orte des Terrors des NS-Regimes in Österreich dokumentiert, im Burgenland sind 242 Erinnerungszeichen und 99 Biografien abrufbar. „Auch im Hinblick auf die kritische Auseinandersetzung mit den Verbrechen an der Volksgruppe der Roma zeigt sich, dass es noch viel zu tun gibt“, erklärt Herbert Brettl, Netzwerk-Koordinator für das Burgenland. Rund 120 Roma-Siedlungen gab es vor der NS-Zeit im Burgenland, in gerade einmal 26 Gemeinden gibt es aktuell Erinnerungszeichen.

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Die Großeltern sind in Auschwitz ermordet worden. Was jedoch mit meinen drei Geschwistern passiert ist, weiß ich bis heute nicht.

Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender der Volksgruppe der Roma

„Die Aufarbeitung unserer gemeinsamen Geschichte, insbesondere meiner Volksgruppe, war mir persönlich ein Anliegen. Meine drei Geschwister, Josef, Berta und Karl, wurden mit meinen Großeltern verschleppt. Die Großeltern sind in Auschwitz ermordet worden. Was jedoch mit meinen drei Geschwistern passiert ist, weiß ich bis heute nicht. Mich uns auch andere Mitglieder meiner Volksgruppe, denen es genau so ergangen ist, beschäftigt dies noch heute“, erzählte Emmerich Gärtner-Horvath, Volksgruppenvorsitzender der Roma, seine ganz persönliche Geschichte. 

Digitale Rundgänge und Biografien der Opfer
Zu den jeweiligen Erinnerungsorten wurden die Biografien der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung recherchiert, für Schulen und die Öffentlichkeit werden digitale Rundgänge zu den Erinnerungszeichen angeboten. Diese digitale Plattform sei auch im Hinblick auf das Ende der Zeitzeugenschaft von besonderer Bedeutung, sagt Gerald Lamprecht, Leiter des Centrums für Jüdische Studien der Universität Graz.

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Wir müssen darüber nachdenken - in Brüssel und Oberwart - was wir dazu beitragen können, damit ’Nie wieder’ nicht nur eine Floskel bleibt.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

Politische Botschaften
Das „Nie wieder“ hochzuhalten ist gerade Aufgabe des Bildungsbereiches, erklärte auch Bundesminister Martin Polaschek. „Gerade für Kinder und Jugendlich ist es wichtig, über die Vergangenheit zu lernen, um aus der Geschichte den Gefahren aus der Zukunft zu begegnen. Anhand der Erzählungen von persönlichen Schicksalen können das besser gelingen.“ Mit einem kritischen Denkanstoß appellierte auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Verhetzung aufzutreten. „Die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit ist wichtig für eine lebendige Erinnerungskultur -und gleichzeitig ein Auftrag. Wir müssen darüber nachdenken – in Brüssel und Oberwart – was wir dazu beitragen können, damit ’Nie wieder’ nicht nur eine Floskel bleibt.“

Fakten

DERLA Burgenland ist ein Kooperationsprojekt von OeAD, der Universität Graz (Centrum  für Jüdische Studien, Zentrum für Informationsmodellierung) sowie der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland. Gefördert wird das Vorhaben vom BMBWF, dem Land Burgenland, dem Zukunftsfonds der Republik Österreich und dem Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus. DERLA wird im Burgenland vom Netzwerk-Koordinator für das OeAD-Programm ERINNERN:AT umgesetzt. DERLA gibt es nach der Steirmark, Vorarlberg, Tirol und Kärnten jetzt auch im Burgenland. 

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