Die neue Parkgebührenregelung in Paris (bis zu 225 Euro für sechs Stunden Parken im Zentrum) könnte uns eigentlich egal sein. Nur wenige von uns werden jemals in die Verlegenheit kommen, mit einem SUV oder einem anderen schweren Auto die französische Hauptstadt zu bereisen und auch noch damit ins Zentrum zu fahren. Wer schon mal dort war, weiß, dass das keine so brillante Idee ist.
Warum uns das Thema trotzdem interessiert und - mehr noch - sogar ein Reizthema ist, liegt an der Dämonisierung des Begriffs SUV und der Verlogenheit der ganzen Aktion. Eine Mehrheit hat das beschlossen? Ja genau. 5,7 Prozent der Abstimmungsberechtigten haben abgestimmt, von denen wiederum 54,55 Prozent für die elitäre Parkgebührenerhöhung. Und die meisten Wahllokale befanden sich in Stadtteilen, wo viele Leute kein Auto haben. Aber das nur am Rande.
SUV heißt ausgeschrieben Sports Utility Vehicle, was aber auch egal ist. Es sind in der Regel höher gestellte Pkw mit steilem Heck. Über Größe oder Gewicht sagt der Begriff nichts aus. Sogar ein Suzuki Ignis gilt als SUV, obwohl der 3,70-Meter-Floh in der sparsamsten Variante nicht einmal 900 Kilogramm wiegt und unter fünf Liter Sprit auf 100 km verbraucht.
Als Stadtgeländewagen werden sie oft lakonisch bezeichnet, dabei haben viele nicht einmal Allradantrieb oder nennenswert erhöhte Bodenfreiheit. Es gibt genug Gründe, ein Auto dieser Gattung zu kaufen. Viele SUVs bieten mit einem Kombi vergleichbare Platzverhältnisse bei kürzerer Außenlänge, verstellen also weniger Parkraum als ihre nicht so hohen Pendants.
Zudem erleichtern sie das Einsteigen, was in Zeiten, da Menschen einerseits immer älter werden, andererseits aber auch immer schwerer und unfitter, ein wesentlicher Faktor ist. Ja, höhere Autos verbrauchen wegen des Luftwiderstands (Stichwort Stirnfläche) mehr Treibstoff als flachere, aber das liegt im direkten Liter-Vergleich im Zehntelbereich.
SUVs stehen zwar auf den kämpferischen Fahnen der sozialistischen Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, aber die Verdreifachung der Parkgebühren gelten generell für „schwere, sperrige, umweltverschmutzende Fahrzeuge“, wie es heißt. Das fängt für Hidalgo bei 1,6 Tonnen Gewicht an, jedenfalls bei Verbrennern und Hybridfahrzeugen. Da liegt zum Beispiel ein braver Kompaktkombi wie der Peugeot 308 SW Hybrid drüber. E-Autos werden erst über zwei Tonnen abgestraft.
Damit wird jedes Argument absurd. Wenn die Größe das Problem ist, dann macht der Antrieb keinen Unterschied. Ist es das Gewicht, dann ist es unlogisch, einen Teil der schweren Autos zu bevorzugen, nur weil sie E-Autos sind. Geht es um die Sicherheit, etwa weil SUVs oft eine höhere Front haben und die Sicht anderer Autofahrer einschränken, dann braucht man Fahrer von Limousinen nicht abkassieren.
Ja, natürlich ist es ein Problem, dass viele große Autos in Städten unterwegs sind und auch dort parken. Parkplätze wurden und werden in der Regel für Autos gebaut, wie sie vor 20 und mehr Jahren üblich waren, also viel kleiner. Dass die Autogröße generell ausufert, liegt aber nicht zuletzt auch an immer weiter verschärften Sicherheitsvorschriften. Für private Parkplätze und -garagen gilt die Gebührenerhöhung übrigens ebenso wenig wie für Anwohner, Handwerker etc.
Mir fällt nicht viel ein, was die Kampagne der Pariser Bürgermeisterin und die auf den Stimmen von rund 42.000 der 1,3 Millionen Pariser basierende Autofahrer-Geißelung rechtfertigen könnte. Hidalgos Gegner haben allerdings eine Erklärung: die sogenannte Tahiti-Affäre, von der Hidalgo möglicherweise ablenken will. Rund 60.000 Euro private Südsee-Reisekosten sollen über die Stadt verrechnet worden sein.
Und dennoch: Dass Autos immer größer und schwerer werden, ist keine gute Entwicklung. Autofahrer vor den Ideologie-Karren zu spannen allerdings auch nicht.
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