1:1 gegen Italien

Spanier jammern über zu langen und zu trockenen Rasen

Sport
11.06.2012 11:38
Spanien ist am Sonntag zum Auftakt in EM-Gruppe C gegen Italien nicht über ein 1:1-Remis hinausgekommen. Die Titelverteidiger der "Furia Roja" sind mit dem Ergebnis zwar nicht unzufrieden, jammerten danach aber über den Zustand des Rasens im Stadion von Danzig. Spielmacher Xavi kritisierte: "Das war eine Schande. Es war zu trocken. Man muss einen Platz gießen, um guten Fußball zu sehen. Das beeinflusst die Ballkontrolle, das Passspiel und das Dribbling." Damit ist er mit seinen Mitspielern, seinem Teamchef und sogar mit Hollands Bondscoach Bert van Marwijk einer Meinung.

Coach Vincente del Bosque ärgerte sich: "Es ist schade, dass das Gras so trocken war. Das hat dem Fußball und den Zuschauern nichts Gutes getan." Auch Cesc Fabregas schloss sich dieser Meinung an. "Es ist beklagenswert, dass wir auf so einem Platz spielen mussten." Der Ärger über das Grün führte sogar zur Drohung des spanischen Verbandes, einen offiziellen Protest einzulegen.

Rasen bis 75 Minuten vor Anpfiff bewässert
Die UEFA bestätigte am Montag, dass es ihre Intention gewesen sei, das Spielfeld zu spritzen, um "den Ansprüchen der Spanier Genüge zu tun". Auf Anraten des zuständigen Greenkeepers wurde die Bewässerung aber 75 Minuten vor Spielbeginn gestoppt, um keinen Schaden am Spielfeld zu verursachen. "Die Vorgehensweise ist bei allen Spielen des Turniers dieselbe", betonte die UEFA. "Es geht darum, die richtige Balance zwischen einem Schutz des Spielfeldes und den Anforderungen der teilnehmenden Mannschaften zu finden."

Zuvor hatte sich auch schon der niederländische Bondscoach Bert van Marwijk über den Rasen im Stadion von Charkiw in der Ukraine beschwert: "Es sind nur ein paar Millimeter, aber das kann schon ein großer Unterschied sein. Vor allem für unser schnelles Spiel."

Weniger Beschwerden seitens des Titelverteidigers gab es über das Resultat. "Wir sind mit dem 1:1 relativ zufrieden, auch wenn wir uns mehr erwartet hätten. Aber Italien war sehr stark", sagte Del Bosque, der mit einer eigenwilligen Taktik für Aufsehen gesorgt hatte. Der Teamchef ließ seine Mannschaft nämlich ohne echten Stürmer einlaufen. Große Torchancen blieben mit dieser Spielanlage jedoch Mangelware.

Del Bosque lobt Fabregas
"Wir wollten dadurch eine Überzahl im Mittelfeld schaffen, und wir wussten, dass Fabregas und David Silva die Fähigkeiten haben, zum Abschluss zu kommen. Es hat nicht schlecht funktioniert, Fabregas hat großartige Arbeit geleistet", sagte Del Bosque nach dem bisher wohl besten Match dieser EM. Der 61-Jährige hatte Anleihen an jenem System genommen, mit dem der FC Barcelona im Dezember des Vorjahres durch ein 4:0 über den FC Santos Klub-Weltmeister geworden war. In Abwesenheit der verletzten Angreifer David Villa und Alexis Sanchez hatte Lionel Messi damals als verkappter Mittelstürmer agiert und zwei Tore erzielt. Fabregas gelang in dieser Rolle immerhin ein Treffer.

Fabregas hatte allerdings zuletzt am 2. Mai beim 4:1 seines FC Barcelona gegen Malaga ein Match als Mitglied der Startformation absolviert. Zudem stieg er nach überstandener Muskelverletzung erst vor wenigen Tagen wieder ins Mannschaftstraining ein. "Ich war der Erste, der davon überrascht war, dass wir ohne Stürmer spielen", beteuerte der 25-Jährige. "Aber ich war dankbar, dass mir der Trainer die Chance gegeben hat, nach der langen Pause wieder im Einsatz zu sein."

Leidtragender dieser Aufstellungsvariante war Fernando Torres. Nach seiner Einwechslung kam der Chelsea-Angreifer zwar zu so hochkarätigen Chancen, wie sie seine Kollegen davor nicht vorgefunden hatten - allerdings versagte "El Nino" wieder einmal im Abschluss. "Der Zeitpunkt, zu dem er eingetauscht worden ist, war ideal, weil da die Partie offen war. Leider hat es mit dem Tor nicht geklappt", meinte Del Bosque und ließ offen, ob Torres am Donnerstag gegen Irland in die Stamm-Elf rutschen könnte.

Starkes Spiel der Italiener
Die Italiener boten unbeeindruckt von den Turbulenzen des neuen Wettskandals eine starke Leistung und konnten dabei ebenfalls mit einem international eher seltenen System aufwarten. Teamchef Cesare Prandelli setzte auf eine Dreierkette, die sich bei Ballverlust sofort in eine Fünferabwehr verwandelte. In der ersten Hälfte war der vierfache Weltmeister dadurch sogar das gefährlichere Team, wie auch Prandelli zufrieden feststellte. Weniger glücklich machte den Trainer der schnelle Ausgleich der Spanier. "Wir hätten sie härter dafür arbeiten lassen müssen."

Vom spanischen Stürmerverzicht wurde der Italiener überrascht. "Wir haben schon mit Torres gerechnet. Aber dann haben wir beschlossen, unser Spiel trotzdem durchzuziehen", erklärte Prandelli, der mit der Einwechslung von Antonio di Natale ein goldenes Händchen bewies. Der spätere Torschütze kam für Mario Balotelli - der ManCity-Stürmer hatte unmittelbar davor eine Riesenchance fahrlässig ausgelassen. "Sein Austausch war aber keine Bestrafung. Ich habe schon zuvor entschieden, Di Natale zu bringen", betonte Prandelli.

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(Bild: KMM)



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