Ukrainische Drohnenangriffe haben der russischen Schwarzmeerflotte deutlich zugesetzt und sie weiter von der Küste verdrängt. Zuletzt wurde das Raketenschiff „Iwanowez“ versenkt. Erfolge wie dieser haben die Ukraine dazu bewogen, eine eigene Drohnen-Truppengattung ins Leben zu rufen.
Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes wird das Versenken des russischen Raketenschiffs „Iwanowez“ vor wenigen Tagen Russlands Schwarzmeerflotte deutlich schwächen. Der Schlag beeinflusse Kommando- und Kontrollfähigkeiten und zwinge die Flottenführung dazu, ihre Manöver westlich der Halbinsel Krim zu überdenken.
Ukraine: Ein Drittel der russischen Kriegsschiffe lahmgelegt
Knapp ein Drittel seiner Kriegsschiffe hat Russland im Schwarzen Meer nach ukrainischen Angaben bereits eingebüßt. Zu Kriegsbeginn vor fast zwei Jahren habe die Schwarzmeerflotte über 74 Schiffe verfügt, das Militär bisher 24 Kriegsschiffe und ein U-Boot „aus dem Verkehr gezogen“, hieß es am Dienstag vom ukrainischen Oberkommando.
Den letzten großen Erfolg verbuchte man in der Nacht auf den 1. Februar, als das Raketenschiff „Iwanowez“ von Seedrohnen attackiert und versenkt wurde. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums war das Schiff wichtig für den Datenaustausch mit anderen Schiffen, Hubschraubern und Langstrecken-Patrouillenflugzeugen. Die Aktion habe die Anfälligkeit der Schwarzmeerflotte gezeigt, schrieb das Ministerium auf der Plattform X. Ihre Hauptaufgaben, darunter der Beschuss der Ukraine mit weitreichenden Raketen und die Kontrolle des Schwarzen Meeres, könne sie jedoch nach wie vor erfüllen, hieß es.
Trotzdem habe die Ukraine die Sicherheitslage im Schwarzen Meer dank der Drohnen „wirklich verändert“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstagabend in einer Videoansprache. Durch den Einsatz der Seedrohnen - unbemannte Boote mit großer Sprenglast - sei die russische Schwarzmeerflotte sowohl von der südukrainischen Küste als auch aus der Umgebung der Halbinsel Krim verdrängt worden. Auch in den Kämpfen entlang der Fronten seien Drohnen vielfach eingesetzt worden, um den russischen Militärs schwere Verluste zuzufügen. Drohnen hätten sich bei Kämpfen am Boden, in der Luft und zur See als wirksam erwiesen, betonte Selenskyj.
Neue Truppengattung „unbemannte Systeme“
Deswegen habe die Ukraine die neue Truppengattung „unbemannte Systeme“ ins Leben gerufen. Er habe bereits den entsprechenden Erlass unterzeichnet, erklärte das Staatsoberhaupt. Diese neuen Drohnen-Streitkräfte seien „keine Frage der Zukunft, sondern vielmehr etwas, das in naher Zukunft zu einem sehr konkreten Ergebnis führen sollte“.
Die Liste der Aufgaben sei klar: „spezielle Stabsstellen für die Arbeit mit Drohnen, spezielle Einheiten, effektive Ausbildung, Systematisierung der Erfahrungen, ständige Skalierung der Produktion und Zusammenfassen der besten Ideen und der besten Spezialisten in diesem Bereich“, zeichnete Selenskyj die nächsten Schritte auf. Dies sei nun eine Aufgabe für die Armee, das Verteidigungsministerium und die Regierung als Ganzes.
Beide Seiten setzen auf billige und effektive Drohnen
Sowohl Russland als auch die Ukraine haben im bisherigen Kriegsverlauf Drohnen eingesetzt. Das ukrainische Militär setzt dabei im Landkrieg auf kleine Drohnen sowohl zur Aufklärung als auch für Angriffe auf Punktziele - diese unbemannten Fluggeräte sind preiswert herzustellen. Russland dagegen hat zunächst sogenannte Kamikaze-Drohnen aus iranischer Produktion zu Angriffen auf die zivile Infrastruktur der Ukraine genutzt, ist inzwischen auch auf kleinere Fluggeräte zum Einsatz an den Fronten umgestiegen.
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