Das steckt dahinter
Moskau: Putin gab rechtem US-Talkmaster Interview
Der russische Präsident Wladimir Putin hat erstmals seit Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine einem US-Journalisten ein ausführliches Interview gegeben. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow teilte am Mittwoch mit, dass der frühere Fox-News-Moderator Tucker Carlson in Moskau mit Putin das Gespräch geführt habe.
Der rechte Talkmaster, der sich seit Tagen in Moskau aufhält und die russische Hauptstadt als großartig lobte, hatte am Dienstagabend das Interview angekündigt.
Kreml begründet Interview
Auch der US-Sender CNN berichtete über Carlsons Interviewpläne. Carlson vertrete eine andere Position als westliche Medien, mit denen Gespräche keinen Sinn hätten, begründete Peskow die Initiative. Mehrere westliche Medien hatten ebenfalls um ein Interview mit Putin ersucht.
US-Talkmaster ist auch Trump-Anhänger
Aus Kreml-Sicht schenkt aber Carlson, der ein Anhänger von Ex-US-Präsident Donald Trump ist, seit Langem russischen Positionen Gehör. „Er hat eine Haltung, die sich von den anderen unterscheidet. Sie ist in keiner Weise prorussisch, sie ist nicht proukrainisch, sie ist am ehesten proamerikanisch“, sagte Peskow. Der 54-jährige Carlson, der ein Millionenpublikum hat, ist auch wegen der Verbreitung von Verschwörungstheorien bekannt.
Peskow widersprach Carlson, der behauptet hatte, andere Journalisten hätten Putin nicht interviewen wollen. „Wir erhalten viele Anfragen für ein Interview mit dem Präsidenten“, sagte Peskow. Große westliche TV-Sender und Zeitungen hätten das versucht.
Er hat eine Haltung, die sich von den anderen unterscheidet. Sie ist in keiner Weise prorussisch, sie ist nicht proukrainisch, sie ist am ehesten proamerikanisch.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow über Tucker Carlson
„Das sind alles Massenmedien, die allesamt eine ausschließlich einseitige Position vertreten.“ Es gebe weder einen Sinn noch einen Nutzen, sich mit solchen Medien zu unterhalten. Peskow sagte, dass es Carlson überlassen sei, über die Umstände des Interviews und den Zeitpunkt der Veröffentlichung zu informieren.
„Hässlichste Regierungspropaganda“
Der US-Journalist hatte erklärt, das Gespräch im sozialen Netzwerk X und auf seiner Internetseite kostenlos und in voller Länge ungeschnitten zugänglich zu machen. Carlson sagte, dass sich alle Amerikaner abseits der „hässlichsten Regierungspropaganda“ unter US-Präsident Joe Biden selbst ein Bild machen sollten, weil dieser Krieg zu einem großen Teil von ihnen bezahlt werde.
Kritik an US-Massenmedien
„Wir sind nicht hier, weil wir Wladimir Putin lieben, wir sind hier, weil wir die USA lieben“, sagte Carlson. Er meinte, dass der Krieg schon jetzt die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene globale Wirtschaftsordnung, die dem Westen Wohlstand gebracht habe, grundlegend verändere. Es gehe um historische Umwälzungen, über die die Amerikaner informiert werden müssten. Carlson warf den US-Massenmedien vor, sie würden die Zuschauer und Leser durch Weglassen belügen.
Im Vorjahr von Fox News gefeuert
Carlson wurde im vergangenen Jahr vom Sender Fox News gefeuert. Der Talkmaster moderierte dort jahrelang eine quotenstarke Abendsendung. Diese nutzte er dazu, Verschwörungstheorien und Falschmeldungen zu verbreiten und gegen Minderheiten zu hetzen. Kurz danach startete er eine eigene Show auf X.
Wir sind nicht hier, weil wir Wladimir Putin lieben, wir sind hier, weil wir die USA lieben.
Tucker Carlson
TV-Sender widersprechen Carlson
Carlson hatte bei seiner Ankündigung des Interviews gesagt, seit dem Überfalls Russlands auf die Ukraine habe sich noch kein westlicher Journalist „die Mühe gemacht“, mit Putin zu sprechen. Dem widersprachen nicht nur Peskow, sondern auch mehrere westliche Journalisten. Sie erklärten, sie hätten bereits versucht, mit Putin zu sprechen. „Glaubt Tucker wirklich, dass wir Journalisten nicht jeden Tag seit dem Beginn seiner Invasion in der Ukraine versucht haben, Putin zu interviewen?“, fragte etwa Christiane Amanpour vom US-Fernsehsender CNN. Das sei „absurd“.
„Wir werden weiterhin um ein Interview bitten, wie wir es seit Jahren tun“, fügte sie hinzu. Auch BBC-Korrespondent Steve Rosenberg erklärte, er habe „mehrere Anfragen“ geschickt, Putin habe jedoch immer abgelehnt. Der russische Präsident hat seit dem Beginn seines Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 keinem westlichen Medium ein Interview gegeben.
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