Das Schönberg Center würdigt zwei bedeutsame Jahresjubilare mit der Ausstellung „Arnold Schönberg & Karl Kraus“ - beide „Unruhestifter“ im positivsten Sinne.
Im Adressbüchlein von Arnold Schönberg reiht sich der Künstler Oskar Kokoschka direkt unter Karl Kraus. Gleich daneben liegend ist ein Gästebuch des Bauherrn der Loos-Villa, Hugo Steiner, ausgestellt, in das sich das Who’s Who um die Jahrhundertwende eintrug - Egon Schiele, Adolf Loos, Alban Berg, Peter Altenberg . . . und natürlich Schönberg und Kraus.
Zwei so alltägliche Erinnerungsstücke daran, in welch intellektuelle und illustre Kreise die Ausstellung im Schönberg Center entführt. Im Mittelpunkt natürlich die beiden Jubilare, deren Geburtstage sich 2024 zum 150. Mal jähren.
„Ich habe durch Sie Schreiben, ja fast Denken gelernt“
Kennengelernt hatten sich die beiden dort, wo die umtriebigen Geister der Zeit zusammenkamen: im Kaffeehaus. „Sie wurden nie wirklich Freunde, waren aber respektvolle Zeitgenossen“, erklärt Kuratorin Therese Muxeneder. „Beide waren auf ihre Art Unruhestifter, sind für eine künstlerische Haltung eingestanden, die dem fortschrittlichen Flügel angehört hat. Und beide einte ein hoher ethischer Anspruch.“
Die Verehrung ging dabei allerdings eher von Schönberg aus: „Ich habe durch Sie Schreiben, ja fast Denken gelernt“, ließ er Kraus wissen.
Die wechselseitige Beeinflussung und die Parallelen werden in der Schau aufgezeigt: Anhand von im Begleitheft ausführlich und interessant erklärten Partituren, Bildern, Fotos, Musikbeispielen, Texten, Memorabilia sowie den Totenmasken der beiden (Schönbergs Maske wurde übrigens von Alma Mahler-Werfels Tochter Anna abgenommen).
Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch ihre Gemeinsamkeit des „absoluten Gehörs für die anschwellenden Misstöne des Nationalsozialismus, die wachsame Analyse aller Zeichen.“
Als Begleitprogramm zur Schau gib t es u. a. eine Lesung am 7. 5. mit Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz.
Am 13. Februar feiert Schönbergs „Erwartung“ als Virtual-Reality-Game um 18.30 Uhr Weltpremiere im Schönberg Center.
Nähere Informationen finden Sie hier.
Eine heilsame Unruhe
Der Komponist Ernst Krenek schrieb einmal über die zwei großen Zeitgenossen: „Es ist merkwürdig und bezeichnend, daß die österreichische Decadence im gleichen Jahre 1874 diese beiden Männer hervorgebracht hat, die bestimmt sind, in zahllosen Generationen eine wahrhaft heilsame und für die europäische Kultur entscheidende Unruhe hervorzurufen.“ Im Schönberg Center treffen diese beiden „Unruhestifter“ nun wieder inspirierend zusammen.
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