Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der montenegrinische Staatschef Jakov Milatović einig: Der Westbalkan muss so rasch wie möglich an die Union herangeführt werden.
Nicht ohne Grund hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen den jungen, vor rund einem Jahr neu gewählten Staatschef von Montenegro Jakov Milatović als Staatsgast zum heurigen Opernball geladen. Der 37-jährige Milatović verkörpert eine neue Generation von Politikern auf dem Westbalkan, die den Fortschritt möchte und nicht mehr von überbordendem Nationalismus geprägt ist, und Montenegro ist Vorreiter unter den Balkanstaaten bei der Annäherung an die Europäische Union.
Im gemeinsamen Gespräch mit der „Krone“ und der APA in Van der Bellens Büro in der Wiener Hofburg sind die beiden Staatspräsidenten einig, dass die sechs Staaten des Westbalkans - also Montenegro, Serbien, Nord-Mazedonien, Albanien, der Kosovo und Bosnien-Herzegowina - Schritt für Schritt so rasch wie möglich an die EU herangeführt werden müssen.
Viel zu lange, so Milatović, habe die EU auf dem Balkan eher durch Abwesenheit geglänzt: „Russland und China haben das für sich ausgenützt. Jeder auf seine Weise.“ Aber bei den meisten Menschen auf dem Balkan würde die EU nach wie vor die größte Unterstützung genießen.
Angriff auf die Ukraine als Weckruf für Brüssel
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sei für Brüssel eine Art Weckruf gewesen, sagt Milatović. Dadurch sei klar geworden, wie wichtig der Balkan sei, auch aus sicherheitspolitischer Sicht. „Auf dem Balkan darf kein politisches Vakuum entstehen“, sagt auch Van der Bellen. „Ein Vakuum bleibt nicht lange leer - da stößt sofort jemand hinein.“
Die EU-Perspektive ist die wichtigste Motivation, Reformen durchzuführen.
Jakov Milatović
Milatović hat das Ziel, sein Land bis zum Jahr 2028 als 28. Mitglied in die EU zu führen. Das Land ist auf einem guten Weg. Im Zuge der Beitrittsverhandlungen sind bereits alle wichtigen Kapitel eröffnet, und Montenegro gibt sich Mühe bei den notwendigen Reformen. „Die EU-Perspektive ist die wichtigste Motivation, Reformen durchzuführen“, erklärt Milatović. „Montenegros Beitritt zur Union wäre in diesem Zusammenhang auch ein wichtiges Signal an die anderen Westbalkanstaaten - ein Zeichen, dass Reformen sich auszahlen würden.“
„Österreich ist seit Jahren der konsequenteste Unterstützer der Staaten auf dem Westbalkan auf deren Weg in Richtung EU“, sagt Van der Bellen. Das habe verschiedene Gründe. Natürlich historische, aber auch wirtschaftliche. Österreich zählt zu den wichtigsten Investoren auf dem Balkan. „Außerdem“, so Van der Bellen, „leben in Österreich mehr als 500.000 Menschen, die ihre Wurzeln auf dem Balkan haben.“ Österreich täte sich daher leichter mit dem Verstehen der oft komplexen Probleme auf dem Balkan. Das unterstreicht auch Milatović: „Österreich ist in der EU mit Sicherheit unser größter Unterstützer.“
Staatspräsident hat ein Semester in Wien studiert
Der Präsident hat auch eine persönliche Beziehung zu Österreich, hat er doch ein Semester lang auf der Wirtschaftsuniversität in Wien studiert. Auch die Staatsoper hat er vor ein paar Jahren schon einmal besucht, als er mit seiner Frau auf Wien-Urlaub war. „Damals haben wir ein Ballett besucht und sind ganz weit oben auf den Rängen gesessen.“
Das war als Opernballgast von Präsident Van der Bellen natürlich anders ...
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