Lokalgäste berichten von einem rassistischen Vorfall in der Innsbrucker Innenstadt. In einem Lokal sollen während einer Karaoke-Nacht fremdenfeindliche Parolen geschmettert worden sein. Getan wurde seitens des Personals offenbar nichts. Seitens des Lokals heißt es, dass man das Mikro abgenommen habe und sich von den rassistischen Aussagen distanziere.
Wie kann man eine Dienstagnacht verbringen? Zum Beispiel mit Karaoke-Singen. Ein Gast scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, unangenehm aufzufallen - und die eigene Stimme ins Mikro zu trällern war dafür offenbar nicht ausreichend. Denn er griff auf Rassismus zurück. Laut Augenzeugenbericht in der Nacht auf Mittwoch passiert, in einer Bar in der Innsbrucker Innenstadt. Der Karaoke-Abend läuft dabei so, dass die Titel auf Wunsch der Gäste von der Kellnerin abgespielt werden.
Mit einem schier in seiner Genialität nicht zu überbietenden Meilenstein der Musikgeschichte wollte der Gast wohl glänzen: „L‘amour toujours“ von Gigi D‘Agostino. Während der Text davon handelt, dass der Sänger immer an der Seite seiner Liebe sein möchte, war das Liebeslied wohl dann doch zu kitschig für den Karaoke-Sänger. Vielleicht hat er noch kein Valentinstags-Date.
Wir sind zur Kellnerin hin und haben gesagt, dass sie das Mikro wegnehmen oder die Musik ausmachen soll - aber sie hat nur gesagt, dass man da nichts machen kann.
Augenzeugen
Türsteher: „Ist Meinungsfreiheit“
Er ließ es sich nicht nehmen, im Lied „Ausländer raus“ zu skandieren. Eine Handvoll Gäste stimmte mit ein. Doch nicht alle Lokalgäste waren einverstanden mit dem gegrölten Hass, fanden die Fremdenfeindlichkeit nicht gerade partytauglich. Ob auch der Inhaber des Lokals (mit Migrationshintergrund) dem Wunsch des Gastes gefolgt und gegangen wäre, ist nicht überliefert. Die dargebotene Botschaft störte jedoch andere Gäste massiv und sie wandten sich an die Mitarbeiter. Man könne hier nichts machen, wurde die Hoffnung auf Mikro-Abnahme zerstört. Ein Türsteher soll gesagt haben, dass das unter Meinungsfreiheit fällt.
Zwei widersprüchliche Aussagen
Auf Nachfrage reagiert der Clubbetreiber: Zwei (türkischstämmige) Männer hätten tatsächlich „Ausländer raus“ gegrölt, doch die Mitarbeiterin habe sofort reagiert und das Mikro weggenommen. „Stimmt nicht“, erwidern die Zeugen - gar nichts sei passiert, durchsingen habe sie ihn lassen: „Wir sind zur Kellnerin hin und haben gesagt, dass sie das Mikro wegnehmen oder die Musik ausmachen soll - aber sie hat nur gesagt, dass man da nichts machen kann.“
Bereits 2018 haben wir im Gemeinderat beantragt, dass ein „Safer Clubbing“ nach Züricher Vorbild in Innsbruck umgesetzt wird. Mit dem Argument, dass bald eine Lösung vorgestellt werde, wurde die Ablehnung seitens der Stadtführung begründet. Jahre später ist immer noch nichts passiert.
GR Mesut Onay
Bild: Birbaumer Christof
Onay fordert erneut „Safer Clubbing“
Gar kein Verständnis hat Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat Mesut Onay (ALI) für die Sache: „Es kann nicht sein, dass die jungen Menschen in der Nachtgastronomie derartig amateurhaftem Verhalten seitens der Stadtführung und der Lokalbetreiber ausgesetzt sind.“ Er hatte bereits 2018 einen Antrag auf „Safer Clubbing“ eingebracht und zurückgezogen, weil Bürgermeister Georg Willi (Grüne) und die zuständige Stadträtin Christine Oppitz-Plörer (FI) ankündigten, sie seien an dem Thema „Sicherheit und Sauberkeit im Nachtleben“ dran. Für Onay waren die zwei sechs Jahre lang untätig in dieser Sache, er wird den Antrag also erneut einbringen.
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