"Es war Druck ohne Ende", sagte der Stürmer des FC Bayern nach getaner Arbeit gegen Oranje. Vor der Partie war der 26-Jährige getadelt worden, das Tor zum 1:0-Auftakterfolg über Portugal vermochte daran nichts zu ändern. Als Sprachrohr der Kritikerfraktion war mit Mehmet Scholl ausgerechnet ein im Sold der Münchner stehender TV-Experte aufgetreten. Die Quintessenz: Gomez sei sich zu schade für engagierte Arbeit auch in der Defensive.
"Werde meinen Stil nicht ändern"
Gomez, der bei der EM überraschend Miroslav Klose als Solospitze vorgezogen wird, verstand die Welt nicht mehr. "Ich war in den vergangenen fünf, sechs Jahren der erfolgreichste deutsche Stürmer, habe die vergangenen beiden Jahre in der modernen Champions League nach Lionel Messi die meisten Tore geschossen. Deshalb sehe ich keinen Grund, meinen Stil zu ändern", sagte er zu Wochenbeginn. Und das Nervenkostüm hielt - genauso gut wie die stets tadellos sitzende Frisur.
Löw: "Er hat sich immer wieder herangekämpft"
Mit teilweise farblosen Vorstellungen im Nationalteam hatte er seinen Kritikern in der Vergangenheit immer bereitwillig den Köder ausgelegt. Denn in der DFB-Auswahl konnte der zweifache Champions-League-Finalist bei Großereignissen bisher nicht überzeugen, blieb sowohl bei der EM 2008 als auch der WM 2010 farb- und torlos. Teamchef Joachim Löw Mario schenkte ihm dennoch das Vertrauen: "Mario hat ab und zu auch bei der Nationalmannschaft mal am Boden gelegen. Bei der EM 2008 hat er eine Chance versemmelt und hatte Selbstbewusstsein verloren. Aber er hat sich immer wieder herangekämpft."
Im Gegensatz zu Löw ist dem fashionablen 1,89-Meter-Mann, der sich immer wieder als Model betätigt, die schwäbische Herkunft nicht anzuhören. Aus Kalkül. Mit 16 verließ er das 2.500-Einwohner-Dorf Unlingen Richtung VfB Stuttgart, zurück blieben neben den Eltern und der drei Jahre älteren Schwester Jasmin auch die heimatliche Zunge. "Ich bin Schwabe durch und durch. Aber ich wollte nicht, dass die denken, 'was will denn das Landei hier?'"
Spanische Presse: "Ein Spanier rettet Deutschland"
Der Schwabe Gomez ist freilich nur die halbe Wahrheit. Denn Vater Jose Garcia ist Spanier, in den 60er-Jahren mit einigen anderen Andalusiern eingewandert, heimisch geworden in Baden-Württemberg und verheiratet mit Marios Mutter Christa. "Ein 'Spanier' rettet Deutschland", titelte die spanische Sportzeitung "Marca" in ihrem Online-Beitrag nach dem Portugal-Sieg augenzwinkernd.
Seine spanischen Wurzeln kann und will Gomez nicht verleugnen. Für die "Selecion" zu spielen, kam ihm dennoch nie in den Sinn. Ab der U15 durchlief er sämtliche DFB-Nachwuchsauswahlen. Damals allerdings verströmte Spaniens heute so schicke Nationalelf noch nicht den Duft des großen Erfolges. "Wenn du als Stürmer Tore schießen willst, musst du für Spanien spielen. Wenn du Titel willst, für Deutschland", sagte er mit 18. Gomez mag heute klüger sein, der EM-Titel ist aber auch mit Deutschland in Griffweite. Und auf dem Weg dorthin winkt wieder ein Duell mit Spanien.
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