Plus acht Prozent

ÖBB erhöhen Tarife – Westbahn zieht nach

Österreich
14.06.2012 18:05
Obwohl der Sanierungsplan der ÖBB voranschreitet und - wie berichtet - bereits Erfolge im Güterverkehr und Personalabbau erzielt wurden, werden die Ticketpreise im Personenverkehr ab 2. Juli kräftig erhöht. Im Schnitt um acht Prozent schnellen die Kosten für Einzeltickets in die Höhe. Konkret bedeutet das, dass etwa ein Vollpreisticket von Wien nach Graz künftig statt 33,70 Euro mit stolzen 37 Euro zu Buche schlagen wird. Am Donnerstagnachmittag zog dann auch die Westbahn nach und kündigte ebenfalls per 2. Juli eine Erhöhung der Einzelticketpreise an.

"Das Grundprinzip der Westbahn, den eigenen Haustarif zum halben ÖBB-Regeltarif anzubieten, wird fortgesetzt", heißt es in einer Westbahn-Aussendung vom Nachmittag. Speziell die "extrem hohe Steigerung beim Infrastrukturbenützungsentgelt in den Jahren 2011 und 2012" ließen der Westbahn "keine Alternative". 

Demnach wird die Fahrt Wien - Salzburg künftig statt 23,80 Euro 25 Euro kosten, nach Linz steigt der Ticketpreis von 15,60 auf 17,20 Euro. Auch bei den ÖBB kostet die Strecke Wien - Salzburg statt 23,80 Euro am 2. Juli 25 Euro - allerdings mit Vorteilscard.

Um bis zu acht Prozent werden die Tarife der Bundesbahnen erhöht. Trotzdem sei Bahnfahren in Österreich um 30 bis 40 Prozent billiger als in Deutschland und in der Schweiz, dieser Abstand bleibe auch nach der Tarifreform gewahrt, so die ÖBB. Zuletzt waren die ÖBB-Preise im Juli 2009 erhöht worden, angesichts steigender Kosten finde erstmals seit drei Jahren eine Indexanpassung statt, so die Begründung.

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Vorteile für Vielfahrer, Familien und Gruppen
Billiger wird es für Vielfahrer, sowohl bei den ÖBB als auch bei der Westbahn. Die Österreich-Card Classic (2. Klasse) der ÖBB ist dann für 1.640 Euro statt bisher 1.790 Euro zu haben. Junge Menschen unter 26 Jahren zahlen für die Österreich-Card künftig 999 statt wie bisher 1.050 Euro. Senioren, also Frauen und Männer ab 60 Jahren, müssen für eine Österreich-Netzkarte in Zukunft nur noch 1.150 Euro statt 1.260 Euro aufbringen. Um wie viel die Jahresnetzkarte bei der Westbahn billiger wird, wird noch bekannt gegeben, so das Unternehmen.

Auch Familien mit kleinen Kindern profitieren von der ÖBB-Tarifreform: Künftig können auch ein Erwachsener und ein Kind gemeinsam ein Gruppenticket lösen - bisher war dies nicht möglich, der Gruppenreisetarif begann erst ab sechs Personen. Familien mit mehr als zwei kleinen Kindern unter sechs Jahren mussten ab dem dritten Kind bezahlen, künftig fahren alle Kinder bis einen Tag vor dem 6. Geburtstag in Begleitung eines Erwachsenen gratis. Schon zwei Bahnfahrer bilden künftig außerdem eine Gruppe und können damit fünf Prozent Rabatt in Anspruch nehmen. Die Vergünstigung reicht bis zu 30 Prozent ab zehn Personen in einer Gruppe. 

Unverändert bleiben die Preise für Vorteilskarten und für die Zeitkarten der Pendler: Die Tickets der Verkehrsverbünde sind von der Tarifreform ebenso nicht betroffen. 60 Prozent der ÖBB-Kunden besitzen derartige Verbundkarten. Auch die Sparschiene-Angebote bleiben preislich unverändert.

Positiv wirkt sich die Tarifreform bezüglich der Tariflandschaft aus: Von bisher 118 unterschiedlichen Tarifen wird auf 61 abgespeckt. Auch bei der Erstattung wurde das System vereinfacht: Vor dem ersten Geltungstag erhalten Kunden den Kaufpreis abzüglich einer Gebühr von drei Euro erstattet. Ab dem ersten Geltungstag bis maximal sechs Monate nach Ablauf der Geltungsdauer des Fahrausweises beträgt die Erstattungsgebühr 50 Prozent des Fahrpreises.

Viel Kritik an der Preiserhöhung der ÖBB
Vorwiegend kritisch zu den Preiserhöhungen der ÖBB äußerte sich die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser: Die Mega-Bauprojekte der Bundesbahn würden teurere ÖBB-Tickets erzwingen, eine leistbare Netzkarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel wie in der Schweiz fehle in Österreich. Der "Ladenhüter ÖBB-Jahresnetzkarte", der nicht einmal auf den ÖBB-eigenen Postbussen gelte, werde auch mit der aktuellen Preissenkung kein Renner werden, so die Grüne.

Die staatliche Schlichtungsstelle Schienen-Control begrüßt das vereinfachte Tarifangebot als "ersten Schritt". Aufrecht bleibe jedenfalls die Kritik, dass Onlinetickets nach wie vor nicht erstattet werden.

Die Fahrgastvereinigung "probahn Österreich" kritisiert die Kostenüberwälzung auf die Fahrgäste nach dem Motto, "den Letzten = Fahrgast, beißen die Hunde". Statt über eine Reduktion der Ticketabgabe für die Fluglinien zu streiten, sollten Bund und Länder das Angebot von Bahn und Bus ausfinanzieren. Von ÖBB-Seite sollten "keine Bocksprünge im Tarifsystem", sondern eine jährliche Tarifanpassung im Ausmaß des Verbraucherpreisindex erfolgen. Die jetzige Preiserhöhung sei unverhältnismäßig.

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